St. Nicolai (Neuses am Berg)

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Die Kirche in Neuses am Berg

Die St. Nicolaikirche ist die evangelische Pfarrkirche des Dettelbacher Ortsteils in Neuses am Berg im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Sie liegt in der Kirchgasse inmitten des Dorfes. Neben dieser existiert auch die katholische Nikolauskirche in dem Ort.

Geschichte

Die Geschichte der evangelischen Kirche hängt eng mit der Doppelkonfessionalität des Ortes zusammen, die sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts herausbildete und Ursache ist für den Bau zweier Gotteshäuser im Dorf.

Bis zum Dreißigjährigen Krieg

Im Jahr 1417 gründeten Johann von Stein und das Würzburger Domkapitel im Ort die Vikarie St. Nicolai, die durch Pfarrer Schikbold aus Prosselsheim besetzt wurde. Eine Kirche bestand wohl bereits am selben Ort wie heute. Sie gelangte in der Folgezeit in den Besitz des Klosters Unserer Lieben Frau zu Würzburg. 1512 wurden die Rechte an der Kirche eingetauscht und kamen in Besitz des Würzburger Bischofs Lorenz von Bibra.

1528 kam die Kirche in Besitz des Ansbacher Markgrafen Georg des Frommen von Ansbach. Mittlerweile war sie zur Pfarrkirche aufgestiegen. Unter dem Einfluss der Markgrafen wurde im Jahr 1570 – mittlerweile war Georg Friedrich I. Herrscher – die Reformation im Ort angenommen. Als erster evangelischer Pfarrer ist Andreas Imhof überliefert. Mit dem Jahr 1589 wuchs der Einfluss der Markgrafen auf das Dorf weiter: Georg Friedrich erhielt die Kirche, das Pfarrhaus und die Schule als Lehen. Gleichzeitig wurde eine simultane Nutzung des Kirchengebäudes durch beide Konfessionen eingeführt.

Mit der Gegenreformation unter der Herrschaft Julius Echters von Mespelbrunn als Würzburger Bischof erhielt die Kirche im Jahr 1600 den heute noch erhaltenen Taufstein. In der Folgezeit rangen die Dorfherren um den Einfluss in Pfarrei und Gemeinde. 1617 stiftete Markgraf Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach eine große Glocke für das Gotteshaus. Der Dreißigjährige Krieg beendete im Jahr 1628 die lutherische Lehre in Neuses am Berg. Pfarrer Georg Ludwig Codomann wurde vertrieben und der katholische Ritus wieder eingeführt.[1]

Bis heute

Nach dem Religionskrieg im Jahr 1650 ernannte die Nürnberger Reichsdeputation Neuses am Berg zusammen mit zehn anderen Pfarreien der Umgebung zur „Gnadenpfarrei“. Diese Pfarrgemeinden waren ermächtigt, ihre Pfarrer selbst auszuwählen. Das Kirchengebäude wurde erneut als Simultankirche genutzt, der evangelische Pfarrer wurde gleichzeitig für Neuses und Schernau eingesetzt. Die simultanen Gottesdienste endeten im Jahr 1784, als das Wetzlarer Kammergericht die Kirche der evangelischen Gemeinde zusprach.

In der Folgezeit wurde die Kirche erneuert. 1785 rückte man den Altar weiter ins Kirchenschiff. Ein Jahr später ließ man Langhaus und Turm abreißen und in der heutigen Gestalt neu errichten. Die Erneuerungen wurden im Jahr 1805 fortgeführt. Nach der Innenrenovierung errichtete man im Außenbereich die große Steintreppe und das Kirchentor. Ab 1828 wurde Neuses wieder eine selbständige Pfarrei. Eine weitere Renovierung erfolgte 1911. Drei neue Glocken wurden in der Glockenstube aufgehängt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Pfarrei Neuses ab 1960 auch die evangelischen Christen Dettelbachs.[2] In den Jahren 1966/1967 wurde das Gotteshaus innen und außen grundlegend erneuert. Ein Deckengemälde der Heiligsten Dreifaltigkeit fiel dieser Erneuerung zum Opfer. Außerdem ordnete man den Altar neu an. Das Jahr 1980 beendete die pfarrliche Unabhängigkeit von Neuses. Wieder wurde die Stelle mit Schernau zusammengelegt. In den Jahren 2003 und 2006/2007 folgte wiederum eine Renovierung. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege führt das Kirchengebäude als Baudenkmal unter der Nummer D-6-75-117-195.[3] Untertägige Reste von Vorgängerbauten sind als Bodendenkmal eingeordnet.

Baubeschreibung

Das Langhaus der Kirche

Die Nicolaikirche präsentiert sich als Saalbau.[4] Sie ist geostet und weist einen Chorturm auf. Die leicht erhöht liegende Kirche ist von einem gemauerten Bereich umgeben. Zurück geht sie auf einen mittelalterlichen Vorgängerbau, das heutige Erscheinungsbild, im sogenannten Markgrafenstil, entstammt den Jahren 1784–1786, als man Turm und Langhaus erneuerte.

Der Chorturm besitzt vier Geschosse. Der Unterbau des Turmes ist quadratisch, während das oberste Geschoss als Achteck aufgesetzt wurde. Es unterscheidet sich auch stilistisch von den übrigen. Sind die unteren Geschosse lediglich durch Ochsenaugen, Ecklisenen und ein kleines Portal gegliedert, so weist das obere Eckpilaster und Rundbogenfenster auf. Im oberen Turmgeschoss wurde die Glockenstube untergebracht, die durch Schallluken auch äußerlich erkennbar ist. Eine Uhr unterbricht das östliche Fenster. Dem Kirchturm wurde eine schwarzgedeckte Zwiebelhaube aufgesetzt. Sie wird vom Turmknauf und einem schlichten, goldenen Kreuz bekrönt.

Im Norden schließt sich dem Kirchengebäude ein Anbau mit Mansarddach an. Das Langhaus selbst ist dagegen nach Westen ausgerichtet. Die Südseite wird durch zwei Rundbogenfenster gegliedert. Ein Portal ist mit einem, ebenfalls rundbogigen, Oberlicht ausgestattet. Das Portal des Langhauses ist nach Westen verschoben, so dass sich beide Fenster im Osten anschließen. Ein Satteldach beschließt das Langhaus.

Ausstattung

Der Innenraum der Kirche

Der Innenraum der Nicolaikirche ist relativ schlicht gehalten. Der übereinanderliegende Aufbau von Altar und Orgelempore ist typisch für eine Kirche des Markgrafenstils.

Kanzel

Die Kanzel der Kirche ist über eine U-Treppe mit Halbpodest zu erreichen. Sie befindet sich auf der rechten Seite des Chorbogens im Langhaus und ist das prächtigste Ausstattungselement der Kirche. Sie wurde im Jahr 1805, im Zuge der Kircheninstandsetzung errichtet und zitiert die Formen des Klassizismus.[5] Das Geländer, das zur Kanzel führt, ist in schlichtem Weiß gehalten. Lediglich der Treppenboden wurde mit blauen Farben bemalt.

Die Kanzel selbst erstrahlt in Weiß. Der runde Kanzelkorpus wird lediglich durch drei Pilaster gegliedert, die außen angebracht wurden. Ein zusätzlich angebautes Holzelement lässt die Kanzel nach unten hin spitz zulaufen. Figuren der vier Evangelisten befinden sich auf nach außen ragenden Sockeln unterhalb des Korpus. Sie sind bemalt und erheben sich über den Köpfen ihrer Attribute. Zum Schalldeckel leitet eine Gesetzestafel mit den zehn Geboten über, die an der Rückwand prangt. Jesus als Guter Hirte bekrönt den Schalldeckel.

Orgel

Eine Orgel wird in Neuses erstmals im Jahr 1785 erwähnt. Damals rückte man sie in den Chorraum, auf eine Empore oberhalb des Altars, um ihren zentralen Charakter für den Gottesdienst zu untermauern. Drei Jahre später, im Jahr 1788, erhielt die Orgel einen neuen Prospekt, der auch heute noch erhalten ist. Er ist schlicht gehalten und lediglich mit goldenem Blattwerk verziert. Im Jahr 1936 erneuerte man das Orgelwerk umfassend.

Glocken

Eine Glocke wird für die Kirche erstmals im Jahr 1617 erwähnt. Sie ging auf eine Stiftung Joachim Ernsts von Ansbach zurück. Im Jahr 1784 erhielt die evangelische Gemeinde die Kirche mitsamt allen Glocken. 1911 hängte man drei neue Glocken im Glockenstuhl auf. Zwei dieser Glocken fielen drei Jahre später den Beschlagnahmungen im Ersten Weltkrieg zum Opfer. Nach dem Weltkrieg erwarb die Gemeinde vier neue Stahlglocken, die auch heute noch in der Glockenstube hängen. Die größte, die Vaterunserglocke, wurde mit den Namen der Gefallenen im Ersten Weltkrieg versehen.[6]

Weitere Ausstattung

Der schlichte Altar wurde weit ins Langhaus vorgerückt. Lediglich das Vortragekruzifix befindet sich im äußerst flachen Chor. Es befand sich bis ins Jahr 1966 im Vorraum des Gotteshauses und nimmt heute den Platz der fehlenden Altarretabel ein.[7] Das Kirchengestühl bietet Platz für die Gläubigen der Gemeinde.

Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1600. Neben dem Wappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn befinden sich hier die Wappenreliefs anderer Dorfherren. Er besitzt einen quadratischen Schaft und geht über ein Gesims zum sechseckigen Taufbecken über und ist vor allem in Blau gehalten. An der West- und Nordseite der Kirche erheben sich Emporen, eine weitere, kleinere befindet sich als Orgelempore über dem Altar. Sie sind aus Holz und werden von sich verjüngenden Säulen getragen. Die Emporen können durch eine Treppe im Langhaus betreten werden.

Literatur

  • Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. München, Berlin 1999.
  • Heinrich Stier: Evang.-Luth. Kirche St. Nicolai Neuses am Berg. (Kirchenführer-Faltblatt) 2009.

Weblinks

Commons: St. Nicolai – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stier, Heinrich: Evang.-Luth. Kirche St. Nicolai. S. 2 f.
  2. Neuses-am-Berg: Evangelische Kirche, abgerufen am 15. November 2013.
  3. Geodaten: Denkmalnummer D-6-75-117-195, abgerufen am 15. November 2013.
  4. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. S. 667.
  5. Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 36.
  6. Stier, Heinrich: Evang.-Luth. Kirche St. Nicolai. S. 4.
  7. Stier, Heinrich: Evang.-Luth. Kirche St. Nicolai. S. 5.

Koordinaten: 49° 49′ 34,8″ N, 10° 10′ 27,1″ O