St. Ägidius (Gerlachshausen)

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Die Kirche in Gerlachshausen

Die Kirche St. Ägidius im unterfränkischen Gerlachshausen ist eine Filiale der Pfarrei Stadtschwarzach. Sie liegt an der Schweinfurter Straße inmitten des Dorfes. Die Kirche ist heute Teil des Dekanats Kitzingen.

Geschichte

Gerlachshausen wurde erstmals im Jahr 918 erwähnt. Die Gemeinde stieg bald darauf zu einer der Urpfarreien Mainfrankens auf und war eine der ältesten christlichen Gemeinden im Steigerwaldvorland. Im Jahr 1115 erwarb die benachbarte Benediktinerabtei Münsterschwarzach die Pfarrei. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch eine neue Kirche in Gerlachshausen. Filialen waren St. Maria de Rosario in Dimbach, Düllstadt, Hörblach, die Laurentiuskirche in Nordheim und die in Schwarzenau, sowie die Kirche in Sommerach.

Im Jahr 1325 inkorporierte man die Pfarrei in die Klosterpfarrei von Münsterschwarzach, gleichzeitig entstand ein Kirchenneubau im Dorf. Damit begann der langsame Abstieg von Gerlachshausen. Bis 1598 betreuten Mönche aus der Abtei die Kirche in Gerlachshausen. Der Würzburger Bischof Julius Echter und der Abt Johannes IV. Burckhardt verfügten am 11. Juli 1598 darüber, dass Weltgeistliche künftig die Seelsorge im Dorf übernahmen.

Mit dem Jahr 1634 löste man die Pfarrei Gerlachshausen endgültig auf. Sie war fortan Teil der Pfarrei Stadtschwarzach. Im Jahr 1751 errichtete man einen Neubau des Langhauses. Nun folgten lediglich noch einige Renovierungen. So erneuerte man 1952 und 1984 den Innenraum, sowie 1969 und 1991 den Außenbau.[1] Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ordnet die Kirche als Baudenkmal ein. Untertägige Reste von Vorgängerbauten werden als Bodendenkmal geführt.

Architektur

Die Kirche präsentiert sich als großer Saalbau. Sie ist geostet und besitzt einen Ostchor aus dem beginnenden 15. Jahrhundert. Der fünfgeschossige Turm befindet sich an der Südostecke des Langhauses, seine Untergeschosses entstammen ebenfalls dem 15. Jahrhundert. Um 1600 wurde er aufgestockt und mit dem charakteristischen Julius-Echter-Spitzhelm versehen.[2] Der Turm besitzt lediglich im obersten Geschoss, welches auch die Glockenstube enthält, Rundbogenfenster mit Schallluken.

Das Langhaus wird von jeweils drei Fenstern durchlichtet, die ebenfalls mit Rundbogen gearbeitet wurden. Charakteristisch ist der Eingang auf der Südseite. Das Portal entstand in rechteckiger Form und weist eine geohrte Rahmung auf. Die Westfassade präsentiert sich recht schlicht. Lediglich eine Heiligenfigur und ein Ochsenauge gliedern diese Seite. Das Langhaus der Kirche schließt mit einem Satteldach ab und weist Dachgauben auf.

Ausstattung

Hochaltar

Der Hochaltar entstammt der Langhauserneuerung in der Mitte des 18. Jahrhunderts und kam nach 1751 ins Kircheninnere. Er wurde von einem unbekannten Meister errichtet und im Zuge der Erneuerungen im 20. Jahrhundert mehrfach renoviert. Er präsentiert sich zentral im Chor mit einem zweisäuligen Aufbau und weist seitliche Durchgänge auf. Eine Besonderheit stellt der zweigeschossige Tabernakelaufbau dar, der in der Region selten zu finden ist.

Zentral ist das Altarblatt zu finden. Es stellt den Kirchenpatron Ägidius dar. Als Assistenzfiguren wurden die Plastiken des Evangelisten Johannes (rechts) und die des heiligen Markus (links) aufgestellt. Oberhalb der Durchgänge sind Vasen aufgestellt. Statt eines weiteren Gemäldes, das als Auszug Verwendung fand, ist oberhalb des Blattes das Auge Gottes in einem Strahlenkranz zu finden. Der Altar ist eine schöne Arbeit des Rokoko.[3]

Seitenaltäre

Die Seitenaltäre sind ebenso wie der Hochaltar während der Erneuerung des 18. Jahrhunderts in die Kirche gelangt. Die Stuckmarmorrahmen entstammen dem Jahr 1755 und wurden von Andreas Meyer geschaffen. Die Altarblätter sind jüngeren Datums und wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wohl 1914, vom Würzburger Kirchenmaler Eulogius Böhler gearbeitet. Beide Altäre besitzen einen ähnlichen Aufbau.

Nördlich des Chorbogens ist der sogenannte Herz-Jesu-Altar zu finden. Er besitzt als Blatt die Darstellung des Herzen-Jesu in einer Menschenmenge. Oberhalb des Altars wurde ein Fresko, ebenfalls von Böhler gearbeitet, angebracht, das einige Putten zeigt. Der südliche Kreuzaltar behandelt in seinem Blatt die Kreuzabnahme Jesu. Als Fresko des 20. Jahrhunderts ist eine Darstellung des Gottvaters über dem Blatt angebracht.

Glocken

Das Geläut der Kirche in Gerlachshausen besteht aus insgesamt vier Glocken. Die älteren Glocken mussten im Zweiten Weltkrieg zum Einschmelzen abgegeben werden. In den 1950er Jahren begann man daraufhin das Geläut auszutauschen. Bis 1989 wurde das Geläut in Gerlachshausen vervollständigt.

Name Gießer Grundton Gussjahr Durchmesser in Zentimeter Gewicht in Kilogramm Inschrift
- Fa. Lotter, Bamberg a‘ 1950 88 400
Marienglocke Fa. Perner, Passau c‘‘ 1989 79 294 Maria, Königin des Friedens, bitte für uns“
- Fa. Lotter, Bamberg d‘‘ 1950 69 200
Josefsglocke Fa. Perner, Passau f‘‘ 1989 60 113 „Heiliger Josef, Schutzpatron, empfehl uns deinem Pflegesohn“[4]

Weitere Ausstattung

Der Altar entstand, genau wie der schlichte Ambo im Chor im Jahr 1984. Der Taufstein ist dagegen aus dem Jahr 1743 und wurde aus Sandstein geschaffen. Die Figur, die dem Stein aufgesetzt wurde zeigt den heiligen Johannes Baptist und kam ebenso im 18. Jahrhundert ins Kircheninnere. Ältestes Element der Ausstattung ist die spätgotische Pietà. Sie befindet sich an der nördlichen Chorwand und wurde um das Jahr 1400 geschaffen.

Die Kanzel ist aus dem Jahr 1752 und wurde vom Sommeracher Schnitzermeister Wolf Erthal errichtet. Am Korpus wurden die halbplastischen Figuren der Evangelisten angebracht, während die Kanzel vom Auge Gottes bekrönt wird, daneben wurden Vasen angebracht. Der Kirchenpatron Ägidius befindet sich des Weiteren im Langhaus: Eine Figur des 18. Jahrhunderts ist hier aufgestellt. Die Orgel auf der Empore weist neun Register auf und wurde um 1862 vom Würzburger Orgelbauer Balthasar Schlimbach gearbeitet.

Im Langhaus wurden außerdem Fresken angebracht. Sie entstammen dem Jahr 1914 und wurden, wie auch Teile der anderen Ausstattung, vom Würzburger Maler Eulogius Böhler gemalt. Als Deckengemälde erkennt man den Kirchenpatron St. Ägidius mit einer Hirschkuh, daneben ist die heiligste Dreifaltigkeit dargestellt. Eingerahmt werden die Darstellungen von mehreren Schutzengeldarstellungen.

Literatur

  • Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Denkmäler. Bayern I: Franken. München und Berlin 1999.
  • Thomas Wehner: Realschematismus der Diözese Würzburg. Dekanat Kitzingen. Würzburg 1997.

Weblinks

Commons: St. Ägidius (Gerlachshausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wehner, Thomas: Realschematismus der Diözese Würzburg. S. 178.
  2. Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 39.
  3. Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. S. 379.
  4. Wehner, Thomas: Realschematismus der Diözese Würzburg. S. 179.

Koordinaten: 49° 48′ 47,6″ N, 10° 13′ 27″ O