Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Vilsbiburg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. August 2016 um 10:40 Uhr durch 178.7.226.32 (Diskussion) (→‎Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Innenraum der Stadtpfarrkirche

Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Vilsbiburg im niederbayerischen Landkreis Landshut ist ein spätgotischer Kirchenbau, der im Laufe des 15. Jahrhunderts errichtet wurde. Neben der Wallfahrtskirche Maria Hilf, auch Bergkirche genannt, ist sie die zweite große Kirche in Vilsbiburg. In Abgrenzung zu dieser wird sie von den Einheimischen schlicht als Stadtpfarrkirche bezeichnet.

Geschichte

Die aus heutiger Sicht erste Nennung einer Kirche in Vilsbiburg geht auf das Jahr 1265 zurück. Bereits zu dieser Zeit dürfte eine Pfarrei bestanden haben. Die heutige spätgotische Kirche wurde wohl ab 1406 erbaut, am 18. August 1437 konsekriert und gegen Ende des 15. Jahrhunderts vollendet. Im Jahr 2006 beging man das 600-jährige Jubiläum der Pfarrkirche. Der Kirchturm war ursprünglich mit einem Spitzhelm bedeckt, wurde aber in barocker Zeit 1671 erhöht und 1689 um eine Zwiebel aufgestockt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde auch die Ausstattung des Kirchenraumes zu großen Teilen barockisiert. Um 1850 begann die Regotisierung, fast alle barocken Ausstattungsstücke wurde entfernt. In den Jahren 1855 und 1856 entstand eine durchgehend neugotische Ausstattung durch den Münchener Bildhauer Johann Petz. Diese umfasste unter anderem den Hochaltar, den Kreuzaltar, vier Seitenaltäre, die Kanzel und die Kreuzwegtafel. Um 1910 stand ein großer Erweiterungsbau im neobarocken Stil zur Diskussion. Man hatte bereits Joseph Elsner senior als Architekten gewonnen und ausführliche Pläne erstellt. Letztendlich wurde das Vorhaben, einen gigantischen „Dom des Vilstals“ zu errichten, nach dem Ersten Weltkrieg aber verworfen[1][2]

Die neugotische Ausstattung wurde bis wenige Ausnahmen bereits im Jahr 1948 wieder einfernt. Bei einer Außenrenovierung im Jahr 1960 wurde der Verputz entfernt und das gotische Backsteinmauerwerk wieder sichtbar gemacht. Damit erhielt das Gotteshaus im Wesentlichen seine heutige äußere Form. Im Zuge dieser Arbeiten erhielt die Pfarrkirche auch ihre heutige Orgel aus der Hand von Guido Nenninger. In den Jahren 1978 und 1979 wurde die Pfarrkirche erneut renoviert. Dabei wurde der Altarraum mit Volksaltar durch den Künstler und Bildhauer Joseph Michael Neustifter im modernen Formen gestaltet. Im Jahr 1994 waren wegen Feuchtigkeit im Mauerwerk wiederum Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich.[1]

Beschreibung

Spätgotische Holzplastik Christus in der Rast

Die imposante Staffelhallenkirche besteht aus drei Schiffen und einem einschiffigen Chor. Der gesamte Innenraum ist mit einem auffällig orange gefärbten Netzgewölbe ausgestattet. Die drei Langhausschiffe werden durch vier gedrungene rechteckige Pfeiler mit Abschrägungen an den Kanten und spitze Scheidebögen getrennt. Die dreigeteilten Langhausfenster sind ebenfalls spitzbogig und enthalten neugotisches Maßwerk mit Fischblasenornamenten. Die drei Fenster des Ostchores tragen dagegen moderne Glasgemälde aus Jahr 1955, geschaffen von Heinrich Diermeier. Darauf sind Szenen aus dem Leben Jesu und Mariä Aufnahme in den Himmel dargestellt.[3]

Der Westturm der Pfarrkirche mit Zwiebelhaube ist 75 Meter hoch und erinnert durch grünliche Patina der mit Kupferblech bedeckten Zwiebel stark an die Frauenkirche in München. Das Turmuntergeschoss ist beinahe so breit wie das Mittelschiff der Kirche und enthält eine von Nord und Süd zugängliche Vorhalle. Zudem besitzen die Seitenschiffe noch je ein spitzbogiges Portal nach Norden und Süden.[3]

Ausstattung

Der heutige Hochaltar der Kirche setzt sich aus einem neugotische 14-Nothelfer-Schrein (1876), dem Petz'schen Tabernakel (1855) und einem später gemauerten Stipes zusammen. Aus spätgotischer Zeit um 1500 sind noch eine bemalte und vergoldete Holzplastik von Maria mit dem Kinde sowie eine Holzplastik von Christus in der Rast erhalten. Letztere stammt aus dem ehemaligen Heiliggeistspital zu Vilsbiburg. An der Seitenschiffwand befindet sich außerdem ein ehemaliges Chorbogenkruzifix des Vilsbiburger Bildhauers Michael Wagner aus dem 18. Jahrhundert, flankiert von den Seitenfiguren Maria und Johannes.[4]

Die drei Schlusssteine im Chor zeigen die Wappen von Bayern, Sachsen und Österreich. Das bayerische Wappen nimmt natürlich Bezug auf das damalige Wittelsbacher-Herzogtum Bayern-Landshut, unter deren Herrschaft das Kirchengebäude entstand. Das österreichische Wappen weist auf Margarete von Österreich, die Gattin von Herzog Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, hin. Das sächsische Wappen rührt von Amalia von Sachsen her, der Ehefrau des Herzogs Ludwig IX. von Bayern-Landshut.[5]

Orgeln

Nenninger-Orgel von 1960

Die Hauptorgel der Stadtpfarrkirche wurde 1960 von Guido Nenninger gebaut und verfügt insgesamt 33 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Schleif- und Registertrakturen sind mechanisch. Die Disposition lautet wie folgt:[6]

I Hauptwerk C–g3
1. Quintade 16′
2. Prinzipal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Harfpfeife 8′
5. Oktave 4′
6. Gemshorn 4′
7. Nachthorn 2′
8. Mixtur 3-8f.
9. Trompete 8′
II Rückpositiv C–g3
10. Bordun 8′
11. Prinzipal 4′
12. Blockflöte 4′
13. Nasard 22/3
14. Waldflöte 2′
15. Terz 13/5
16. Scharf 3f.
17. Krummhorn 8′
Tremulant
III Brustwerk C–g3
18. Hochflöte 8′
19. Spitzflöte 4′
20. Prinzipal 2′
21. Sifflöte 11/3
22. Oktävlein 1′
23. Zimbel 3f.
24. Musette 8′
Pedal
25. Prinzipalbass 16′
26. Subbass 16′
27. Oktavbass 8′
28. Gedecktbass 8′
29. Quintbass 51/3
30. Chrolbass 4′
31. Bauernbässlein 2′
32. Rauschwerk 3-4f.
33. Bombarde 16′

Außerdem ist eine kleine Truhenorgel von Georg Jann aus dem Jahr 1979 vorhanden. Sie verfügt über ein Manual und vier bzw. fünf Register und besitzt eine mechanische Spiel- und Registertraktur (B/D). Die Disposition ist wie folgt:[6]

Manual
1. Rohrflöte 8′
2. Flöte 4′
3. Quinte 22/3
4. Prinzipal 2′
5. Terz 13/5′ (D)

Glocken

Turm der Stadtpfarrkirche

Die Glocken der Kirche bilden ein frühes Nachkriegsgeläute, welches eine größten und tontiefsten Geläute des Bistums Regensburg darstellt. Es wurde am 7. April 1949 eingeholt und am Palmsonntag, den 10. April 1949 vom Regensburger Weihbischof Höcht geweiht. Hier in Auflistung:[7][8]

Nr. Name Gießer Gussjahr Gewicht [kg] Durchmesser Schlagton
1. Maria 1949 Glockengießerei Johann Hahn 5200 g0+6
2. Sebastian 2915 b0+2'
3. Josef 2050 c1+2
4. Anna 1025 d1+6
5. Alosius 700 f1+4
6. Markus 500 g1+2
7. Isidor 1926 311 b1-4
8. Barbara 1949 225 c2+2

Weblinks

Commons: Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Vilsbiburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Die geschichtliche Entwicklung der Pfarrkirche. Online auf www.pfarrei-vilsbiburg.de. Abgerufen am 11. März 2016.
  2. Ein Dom im oberen Vilstal?. Online auf www.pfarrei-vilsbiburg.de. Abgerufen am 11. März 2016.
  3. a b Baubeschreibung der Pfarrkirche. Online auf www.pfarrei-vilsbiburg.de. Abgerufen am 11. März 2016.
  4. Kultausstattung der Pfarrkirche. Online auf www.pfarrei-vilsbiburg.de. Abgerufen am 11. März 2016.
  5. Die drei Wappen im Chor der Pfarrkirche. Online auf www.pfarrei-vilsbiburg.de. Abgerufen am 6. Dezember 2015.
  6. a b Orgeln Vilsbiburg Stadtpfarrkirche. Online auf www.kirchenmusik-vilsbiburg.de. Abgerufen am 6. März 2016.
  7. Die Glocken der Pfarrkirche und ihre Geschichte. Online auf www.pfarrei-vilsbiburg. Abgerufen am 11. März 2016.
  8. Vilsbiburg, Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Online auf www.glockenklaenge.de. Abgerufen am 12. März 2016.

Koordinaten: 48° 27′ 6,8″ N, 12° 21′ 22,3″ O