Stiftskirche (Landau in der Pfalz)
Die evangelische Stiftskirche ist ein Wahrzeichen von Landau in der Pfalz und mit 675 Jahren auch das älteste Gotteshaus der Stadt.
Geschichte
Um der offiziell 1274 durch Graf Emich IV. von Leiningen neu gegründeten Stadt eine kirchliche und seelsorgerische Versorgung zu gewährleisten, beruft der Stadtherr im Jahre 1276 Augustiner-Chorherren aus dem elsässischen Zabern (heute: Saverne) nach Landau. Sie errichten einen Konvent und ein Spital und beginnen 1281 mit dem Bau einer Pfarrkirche, die der stark wachsenden Stadt (seit 1291 Reichsstadt) aber schon bald nicht mehr genügt.[1]
Die Stiftskirche wurde 1333 südlich der Queich errichtet. Der älteste Teil der Kirche, der frühgotische Chor wurde um 1335 fertiggestellt. Um 1340 war die Stiftskirche bis auf den Westturm vollendet, dessen Bauzeit von 1349 bis Mitte des 15. Jahrhunderts währte und der auf Wunsch der Stadt und auf Kosten des Stadtrates erbaut wurde. 1483 wird das Kloster in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt, die Pfarrrechte bleiben bei den Stiftsherren. 1490 wurde ein zweites Seitenschiff im Norden angefügt. Die Stiftskirche ist die größte gotische Kirche ihrer Art in der Pfalz. Das Kirchenschiff ist mit Turm 70 m lang, innen 15 m hoch und 20 m breit. Der Turm ist 55 m hoch und dominiert mit den 60 m hohen Doppeltürmen der Marienkirche am Südring das Stadtbild. Der Turm erhielt im 18. Jahrhundert seine Türmerwohnung mit Turmhaube.
Ab 1522 predigte Johannes Bader in der Stiftskirche im Sinne der Reformation, wodurch in den folgenden Jahren der Rat der Stadt und die Mehrheit der Bürger zum evangelischen Bekenntnis übergingen. So entstand Anfang der 1530er Jahre ein Simultaneum, wobei die verbliebenen Stiftsherren den Chor zugesprochen bekamen und die Protestanten das Langhaus. Dies hielt bis 1893 an, bis die Katholiken mit dem Bau der Marienkirche begannen und die Stiftskirche endgültig evangelisch wurde.[2]
Sehenswertes
Fresken
Im ehemaligen Kapitelsaal (heute Taufkapelle) wurden 1897/98 übertünchte Fresken aus der Gotik freigelegt, jedoch 1958 sowie 1962 stark überarbeitet bzw. teilweise verfälscht. Dennoch sind sie wertvolle Beispiele vorreformatorischer, pfälzischer Kirchenmalerei.
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Fresko im Kapitelsaal
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Fresko im Kapitelsaal
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Fresko im Kapitelsaal
Epitaphien
- Epitaph für Hartung Fuchs von Dornheim († 1512), Hofmeister des Fürstbischofs von Speyer
- Epitaph für das Kind Maria Elisabeth (gestorben 1688), Tochter des französischen Ingenieurobersten Jacques Tarade, der sich zum Ausbau der Festung in Landau befand. [3]
- Gedenktafel für Heinrich von Vallade (1830–1870), aus Landau, Erzieher von König Ludwig III. von Bayern
Orgel
Der barocke Orgelprospekt auf der Westempore wurde 1772 erbaut und birgt seit 2006 ein Instrument der österreichischen Orgelbaufirma Rieger mit 47 Registern (3.100 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal. Es hat etwa die gleiche Größe wie das Vorgängerinstrument, das nach Polen verkauft wurde.[4]
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Literatur
- Hans Caspary: Stiftskirche Landau/Pfalz (Große Baudenkmäler, Heft 247). München/Berlin 1970
- Joachim Glatz: Mittelalterliche Wandmalerei in der Pfalz und in Rheinhessen, Mainz: Ges. für Mittelrhein. Kirchengeschichte, 1981, S. 235 (Online-Ausgabe)
Einzelnachweise
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ Epitaph Grabskulptur, Halbrelief in Sandstein, 235 x 148 cm
- ↑ Nähere Informationen zur Rieger-Orgel
Weblinks
- http://www.stiftskirche-landau.de/ Offizielle Internetseite
- Rundganginfo Nr.18 (auch engl. und frz.)
Koordinaten: 49° 11′ 46,6″ N, 8° 6′ 45″ O