Styling Garage

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Styling Garage Handelsgesellschaft
Rechtsform GmbH
Gründung 1979[1]
Auflösung 1986
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Pinneberg und Schenefeld, Deutschland
Leitung Christian Hahn
Mitarbeiterzahl 100
Branche Automobilhersteller

Die Styling Garage (auch: SGS) war ein deutscher Tuner und Hersteller von Luxusautomobilen. Das im Hamburger Umland ansässige Unternehmen, das sowohl Karosserieumbauten als auch Veränderungen der Innenausstattung anbot, galt in den frühen 1980er Jahren als einer der erfolgreichsten deutschen Veredler von Mercedes-Benz- und BMW-Fahrzeugen. International konkurrierte SGS unter anderem mit der britischen Jankel Group von Robert Jankel, die ein ähnliches Unternehmenskonzept verfolgte. Die Kunden der auffälligen und sehr teuren SGS-Modelle kamen überwiegend aus dem arabischen Raum und aus den USA.

Unternehmensgeschichte

Gründer der Styling Garage waren Peter Engel und Christian („Chris“) Hahn. Engel verließ das Unternehmen bald nach der Gründung, woraufhin Hahn es in eigener Verantwortung weiterführte. Die SGS, die ihren Sitz im südholsteinischen Pinneberg hatte, war anfänglich eine Reparaturwerkstatt für Automobile. 1981 begann Hahn damit, im Auftrag einzelner Kunden Mercedes-Benz-Limousinen zu verlängern. Kurz darauf stellte Hahn Kontakt zu mehreren Kunden im arabischen Raum her, die in den folgenden Jahren insgesamt mehrere Hundert individuell umgearbeitete Mercedes-Benz- und BMW-Fahrzeuge bei SGS in Auftrag gaben. Anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen von Abu Dhabi fertigte SGS insgesamt 40 modifizierte Mercedes-Benz-Limousinen, die „in den Farben des Regenbogens“ bunt lackiert waren.[2]

In den Jahren 1984 und 1985 beschäftigte Hahn in seinem Unternehmen, das zwischenzeitlich größere Werkshallen in der Gemeinde Schenefeld bezogen hatte, bis zu 100 Mitarbeiter. Zusätzlich wurden mehrere Subunternehmen mit den Karosserieumbauten beauftragt, unter anderem die in erster Linie auf LKW-Aufbauten und Anhänger spezialisierte Wille Karosseriebau KG im niedersächsischen Seevetal.[3]

Im Frühjahr 1986 geriet SGS in Zahlungsschwierigkeiten. Wenig später wurde das Konkursverfahren eröffnet und der Betrieb eingestellt. Beobachter führten das auf Währungsschwankungen zurück.[2]

Hahn gründete 1987 das Unternehmen Design + Technik, das wiederum Umbauten von Mercedes-Benz-Fahrzeugen anbot und daneben einige Prototypen im Auftrag von Großserienherstellern fertigte. Zeitweise nutzte Design + Technik für seine Produkte die Marke SGS. 2005 wurde der Betrieb endgültig eingestellt.

Modellpalette

Die meisten Fahrzeuge von SGS basierten auf der seinerzeit aktuellen S-Klasse von Mercedes-Benz (Baureihe W 126). Technische Veränderungen nahm SGS nicht vor.

  • SGS bot unter anderem Verlängerungen der W-126-Limousine um bis zu 100 cm an.[4]
  • Erfolgreich war außerdem das Modell 1000 SEL, das nach einem Rechtsstreit mit Mercedes-Benz in 1000 SGS umbenannt werden musste. Hier erfuhr die W-126-Limousine bei unverändertem Radstand in unterschiedlichem Maße stilistische Änderungen und erhielt eine neu entwickelte Innenausstattung, die auf die individuellen Kundenwünsche zugeschnitten war. Zu den Karosseriemodifikationen gehörten unter anderem neue Stoßstangen, seitliche Schürzen und in Einzelfällen auch Spoiler. Daneben erhielten die Autos neue, zumeist deutlich größere Kühlermasken, die auf Kundenwunsch mit Blattgold überzogen waren. Einige W-126-Limousinen erhielten eine gänzlich neue Frontpartie, deren Gestaltung an der der Baureihe W 108 orientiert war. Im Innenraum wurden Kühlschränke sowie aufwendige Musik- und Videoanlagen installiert, in Einzelfällen auch Personalcomputer und Drucker.[5]
  • In angeblich 57 Exemplaren entstand der 500 SGS Gullwing, eine mit Flügeltüren ausgestattete Version des W-126-Coupés. Die Umbaukosten wurden mit 83.000 DM angegeben.[6]

Beziehungen zu Daimler-Benz

Daimler-Benz distanzierte sich öffentlich von den Umbauten der SGS. Neben ästhetischen Bedenken[2] gab es wiederholt Berichte über die mangelnde Fahrsicherheit und technische Unbrauchbarkeit der SGS-Konstruktionen. Unter anderem seien Warnlampen für einzelne Motorfunktionen außer Betrieb gesetzt worden, und SGS habe auf die Installation der erforderlichen Hochgeschwindigkeitsreifen verzichtet. Hahn bestätigte dies nicht, erklärte aber, dass bei den Fahrzeugen, die in arabische Staaten geliefert wurden, andere Qualitätsmaßstäbe angelegt wurden als bei Autos für den deutschen Markt.[7] Daimler-Benz untersagte der SGS deshalb früh die Verwendung des Mercedes-Benz-Sterns. SGS galt daraufhin als Hersteller der Autos.[4]

Literatur

  • Peter Vann, Dirk Maxeiner: Die schönsten Autos der Welt. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-87943-964-8, S. 16–19.

Einzelnachweise

  1. Handelsregister des AG Pinneberg, HRB 1451
  2. a b c „Wo's langgeht“. www.spiegel.de, 17. März 1986, abgerufen am 10. Dezember 2014.
  3. „Styling Garage Wille Karosseriebau“. www.1000sel.com, abgerufen am 10. Dezember 2014.
  4. a b Peter Vann, Dirk Maxeiner: Die schönsten Autos der Welt. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-87943-964-8, S.16 f.
  5. „Styling Garage 1000 SEL“. www.1000sel.com, abgerufen am 10. Dezember 2014.
  6. „Styling Garage 500 SEC Gullwing“. www.1000sel.com, abgerufen am 10. Dezember 2014.
  7. „Mist gebaut“. www.spiegel.de, 3. Dezember 1984, abgerufen am 10. Dezember 2014.