Taktische Zeichen

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Taktisches Zeichen Korpsmunitionsdepot – Vereinigtes Königreich

Taktische Zeichen sind Symbole von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben – also der Polizei, Feuerwehr und der Rettungsdienste sowie im Zivil- und Katastrophenschutz – zur symbolischen Darstellung von taktischen Elementen auf Lagekarten, Einsatzplänen und Stärkemeldungen. Sie haben sich aus den militärischen Symbolen entwickelt, die früher ebenso taktische Zeichen genannt wurden.

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland war die erste verbindliche Festlegung taktischer Zeichen im Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes die Dienstvorschrift des Luftschutzhilfsdienstes LSHD-DV 11 „Taktische Zeichen im Zivilschutz“ von 1968. Sie beruhte größtenteils auf der Zentralen Dienstvorschrift 1/11 der Bundeswehr. Für den Bundesgrenzschutz (BGS), heute die Bundespolizei (BPOL), galt bereits seit 1961 die GDV 215 „Taktische Zeichen für den Bundesgrenzschutz“, die 1969 abgelöst wurde durch die ebenfalls nur für den BGS gültige Polizeidienstvorschrift PDV 102. Im Jahr 1978 wurden sowohl die LSHD-Dv 11 als auch die PDV 102 abgelöst durch die Polizeidienstvorschrift/ Dienstvorschrift PDV/DV 102 „Taktische Zeichen“. Für die Feuerwehren wurde ein Jahr später die auf der PDV/DV 102 basierende DIN-Norm 14 034, Teil 1 „Graphische Symbole für das Feuerwehrwesen; Einheiten, Fahrzeuge, Einrichtungen“ erstellt.

Die PDV/DV 102 wurde im Jahr 1986 durch eine neue Version aktualisiert, die insbesondere für den Bereich des Katastrophenschutzes wesentliche Erweiterungen enthielt. Diese einheitliche Vorschrift für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) war bis zum 9. Februar 1995 gültig. Seitdem gilt für den Bereich der Polizei wieder eine eigene PDV 102. Die am Katastrophenschutz beteiligten Organisationen (Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Deutsches Rotes Kreuz, Feuerwehren, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst, Technisches Hilfswerk) hielten sich nach 1995 weiterhin weitestgehend an die bisherige PDV/DV 102. Nach einem Entwurf im Jahr 2003 liegen seit Januar 2012 von der Ständigen Konferenz für Katastrophenvorsorge und Katastrophenschutz (SKK) Empfehlungen für Taktische Zeichen im Bevölkerungsschutz für eine organisationsübergreifende DV 102 für den Bereich des Katastrophenschutzes vor. Diese wurden vom Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz und dem Malteser Hilfsdienst bereits organisationsintern übernommen.[1]

Taktische Zeichen werden bei der Polizei und im Katastrophenschutz zur Darstellung von Lagekarten, Einsatzplänen und Stärkemeldungen verwendet. Führungsfahrzeuge können zum Beispiel auch mit einer beschreibbaren Magnettafel (Whiteboard) ausgestattet sein, auf denen mit Hilfe von vorgefertigten magnetischen Zeichen und abwischbaren Stiften eine ständig aktualisierbare Lagekarte geführt werden kann.

Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von der Polizei und im Katastrophenschutz verwendeten taktischen Zeichen ähneln im Aufbau den oben beschriebenen im militärischen Bereich verwendeten Zeichen. Sie bestehen aus einem Grundzeichen und

  • einem Größenordnungszeichen über dem Grundzeichen
  • einem oder mehreren Zusatzzeichen im Grundzeichen zur Angabe des Fachdienstes (Verwendung und Ausstattung)
  • schriftlichen Angaben rechts neben dem Grundzeichen zur Angabe der Herkunft und Bezeichnung der Einheit
  • zahlenmäßigen Angaben unter dem Grundzeichen zur Angabe der Stärke
  • Zeitangaben links neben dem Grundzeichen
  • einer Grundfarbe zur Kennzeichnung der Organisationszugehörigkeit.

Grundzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Grundzeichen sind identisch mit den im militärischen Bereich verwendeten Grundzeichen. Einige Beispiele für Grundzeichen bei der Polizei und im Katastrophenschutz sind:

Grundzeichen Bedeutung
Person
Einheit / Teileinheit / Verband / Dienststelle / Behörde / Organisation
Einrichtung / Stelle / Anlage / Objekt
ortsfest
Allgemeine Maßnahme
Gefahr durch...

Größenordnungszeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Größenordnungszeichen werden über das Grundzeichen gezeichnet und geben die Stärke einer Einheit an.

Zeichen Bezeichnung
Trupp

Staffel
Gruppe
Zug
Bereitschaft (Verband I)
Abteilung (Verband II)
Großverband (Verband III)
Zeichen Bezeichnung
* Gemeinde / kreisangehörige Stadt
* * Kreis / kreisfreie Stadt
* * * Regierungsbezirk
* * * * Bundesland / Freistaat
* * * * * Bundesrepublik Deutschland
*   *
*         *
*   *
Europäische Union

Fachdienstzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusatzzeichen im Grundzeichen kennzeichnen die Zugehörigkeit einer Einheit, einer Person oder eines Fahrzeugs zu einem Fachdienst. Sie werden im Allgemeinen so gezeichnet, dass sie das Grundzeichen an seinen Rändern berühren.

Beispiele für Fachdienstzeichen:

Fachgruppen des THW werden durch Buchstaben-Kürzel dargestellt, zum Beispiel

  • W = Wassergefahren
  • BrB = Brückenbau
  • FK = Führung und Kommunikation

Führungskräfte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Führungskräfte von Einheiten werden durch das Grundzeichen für Personen mit dem entsprechenden Fachdienstzeichen und dem Größenordnungszeichen der entsprechenden Einheit dargestellt. Bei Führern einer Einheit wird zusätzlich die obere Spitze der Raute ausgemalt (ohne diese Kennzeichnung: stellvertretender Führer). Der Einsatzleiter wird durch das Personenzeichen mit ausgemalter Spitze und der Angabe „EL“ im Zeichen dargestellt, der Leitende Notarzt analog dazu durch den Zusatz „LNA“ im Personenzeichen mit ausgemalter Spitze.

Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zugehörigkeit einer Einheit, Person oder eines Fahrzeugs kann entweder schriftlich rechts neben dem Grundzeichen oder durch die Grundfarbe des Zeichens angegeben werden. Dabei gilt folgende Farbzuordnung:

Grundfarbe Organisation/Einrichtung
Rot Feuerwehr
Blau Technisches Hilfswerk
Weiß Hilfsorganisationen (ASB, DLRG, DRK, JUH, MHD)
Gelb Führungseinrichtungen
Grün Polizei
Weiß Bundeswehr (als Hilfeleistungskontingent)
Orange Sonstige Organisationen / Einrichtungen

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsche Bundeswehr: ZDv 1/11 „Taktische Zeichen“ (Stand Dezember 1990) (Memento vom 27. Dezember 2013 im Internet Archive) (Online-PDF 3,3 MB)
  • Thomas Mitschke: Taktische Zeichen in der Gefahrenabwehr. 4., aktualisierte Auflage. Verlagsgesellschaft Stumpf & Kossendey, Edewecht 2003, ISBN 3-932750-92-6
  • Jürgen Bittger: Großunfälle und Katastrophen: Einsatztaktik und -organisation. Verlag Schattauer, Stuttgart 1996, ISBN 3-7945-1712-1
  • Thomas Mitzschke: Taktische Zeichen in der Gefahrenabwehr. 2. überarb. und aktualisierte Auflage. Verlag Stumpf & Kossendey, Edewecht 1998, ISBN 3-923124-83-X
  • Kurt-Werner Seidel, Joachim Hahn, Horst Zacher: Begriffe, Kurzzeichen, Graphische Symbole des deutschen Feuerwehrwesens, 3. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1994, ISBN 978-3-17-010626-0.
  • Abkürzungen im Schriftverkehr, Taktische und Technische Zeichen für den Feuerwehrdienst (ATTZ). Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, Fachschriftenheft Nr. 10. Eigenverlag, Wien 1990
  • Taktische Zeichen in Übung, Einsatz und Ausbildung, Lehrbehelf. Österreichisches Rotes Kreuz, Landesverband Oberösterreich

Lernmaterialien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tactical signs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Empfehlung für taktische Zeichen im Bevölkerungsschutz. (PDF; 678 kB) In: lernplattform-babz-bund.de. Ständige Konferenz für Katastrophenvorsorge und Bevölkerungsschutz, Januar 2012, abgerufen am 24. Dezember 2023.