Titanic (1943)

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Film
Titel Titanic
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1943
Länge 85 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Werner Klingler, Herbert Selpin
Drehbuch Herbert Selpin, Walter Zerlett-Olfenius
Produktion Willy Reiber
Musik Werner Eisbrenner
Kamera Friedl Behn-Grund
Schnitt Friedel Buckow
Besetzung

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Der Film Titanic aus dem Jahr 1943 erzählt vom Untergang des Luxusliners Titanic im Jahr 1912.

Entstehung des Films

Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda forderte 1939 von den Filmstudios die Entwicklung antibritischer Stoffe. 1940 legte die Tobis Filmkunst GmbH ein Drehbuch nach dem Roman von Josef Pelz von Felinau vor, das der Autor und Werner Bergold verfasst hatten. Die Erzählung beruht auf den Aussagen von Max Dittmar Pittmann, der behauptete, dritter Offizier auf der Titanic gewesen zu sein. Pelz von Felinau gab an, sich selbst auf der RMS Carpathia befunden zu haben, was er aber später unter Bedauern widerrief. Da Propagandaminister Joseph Goebbels umfangreiche Änderungen forderte, stieg Pelz von Felinau aus dem Projekt wieder aus.

1941 legte dann der Erziehungswissenschaftler August Christian Riekel unter dem Pseudonym Harald Bratt ein neues Drehbuch vor, das jedoch von der ursprünglichen Version stark abwich. Für die Regie war Herbert Maisch angekündigt. Dieser lehnte aber ab, da er mit anderen Projekten beschäftigt war. Andere Quellen behaupten, Maisch habe der plumpe Drehbuchentwurf missfallen. Weitere Regisseure lehnten ebenfalls ab, weil sie sich die Darstellung eines Katastrophenfilms unter diesen Vorgaben nicht zutrauten. Am Ende fiel die Entscheidung auf Herbert Selpin. Ausschlaggebend soll dabei gewesen sein, dass Selpin bereits Erfahrungen mit maritimen Filmen hatte. Selpin hielt das Drehbuch von Harald Bratt allerdings für unzureichend und verlangte, seinen Freund Walter Zerlett-Olfenius hinzuzuziehen. Selpin und Zerlett-Olfenius überarbeiteten das Drehbuch erneut. Selpin veranschlagte 87 Drehtage, was selbst heute noch für große Hollywood-Produktionen ein sehr hoher Maßstab ist. Es wurden 4 Millionen Reichsmark (heute ca. 17 Millionen Euro[1]) für die Produktion bereitgestellt.

Handlung

Der Film schildert die Katastrophe in Form antibritischer Propaganda. Die White Star Line habe kurz vor dem Bankrott gestanden und deshalb den Kapitän bestochen, mit der Titanic in Rekordzeit den Atlantik zu überqueren, um die Reederei durch den Ruhm des „Blauen Bandes“ (der Auszeichnung für das jeweils schnellste Passagierschiff zwischen Ärmelkanal und New York) finanziell retten zu können. Nur der deutsche Erste Offizier Petersen (in Wirklichkeit gab es keinen deutschen Offizier an Bord) erkennt die Gefahr; seine Warnungen werden aber ignoriert. Während des Untergangs versuchen reiche Passagiere und auch der Reederei-Präsident Sir Joseph Bruce Ismay, den Kapitän um Plätze in den Rettungsbooten zu bestechen. Den größten Mut und Charakter während der Katastrophe zeigen die deutschen Passagiere und Besatzungsmitglieder. Als Kapitän Smith den Besatzungsmitgliedern sagt, sie seien frei und alle versuchen sich zu retten, rettet Petersen im letzten Moment ein britisches Mädchen, das in einer Kabine allein gelassen worden war, und bringt es in ein Boot. Schockiert beobachten die Passagiere in den Booten den Untergang der Titanic. In der Gerichtsszene am Schluss des Films bezichtigt Petersen den Präsidenten der Hauptschuld am Unglück. Die Gerichtskommission verwirft diese Auffassung, weil rechtlich gesehen nur der (umgekommene) Kapitän das Kommando hatte. In der Nebenhandlung gibt es mehrere romantische Geschichten, bei denen die Situationen von wahrer Liebe, alter Liebe, neuer Liebe, Dreiecksbeziehung, Verlobung, Heirat und Aufopferung zum Thema werden.

Hintergrund

Der Film verfälschte sowohl Ursachen als auch Ablauf der Katastrophe: Das alte Gerücht, die Titanic sei aus Rekordsucht ins Verderben gefahren, war schon zu Zeiten des Films längst widerlegt. Das Schiff hätte nie den damaligen Geschwindigkeitsrekord brechen können, und dies war von der Reederei auch nicht beabsichtigt. Im Film wurde zudem fälschlich dargestellt, dass die Titanic eine Geschwindigkeit von 26,5 Knoten erreichen konnte. Sie konnte hingegen „nur“ eine Höchstgeschwindigkeit von 23 bis 24 Knoten erreichen und die tatsächliche Reisegeschwindigkeit betrug ca. 21 Knoten. Die White Star Line war auch nicht kurz vor dem Konkurs, denn sonst hätte sie nicht bis 1935 (dann Fusion mit der Cunard Line) weiter existieren können. Dass Bruce Ismay den Kapitän aus PR-Gründen dazu überredete, einen Tag früher als vorgesehen in New York anzukommen, ist dagegen durchaus glaubhaft belegt.

Ein weiterer Fehler, der weniger der Propaganda dient, ist der Handlungsgegenstand, Bruce Ismay werde nach der Ankunft in New York eine Frau namens Gloria heiraten. Ismay war aber bereits verheiratet und war nie mit einer Gloria verheiratet.

Der Regisseur Herbert Selpin wurde noch während der Dreharbeiten am 31. Juli verhaftet, nachdem er sich im privaten Kreis beim Abendessen kritisch über die Wehrmacht und den Krieg geäußert hatte. Der Drehbuchautor Walter Zerlett-Olfenius hatte ihn denunziert.

Er wurde am 1. August in seiner Zelle im Polizeipräsidium Alexanderplatz mit den Hosenträgern erhängt aufgefunden. Ob es sich um einen wirklichen Selbstmord oder einen Mord der Gestapo gehandelt hat, konnte nie aufgeklärt werden.[2] Goebbels schrieb in sein Tagebuch dazu: 1. August 1942: „Selpin hat sich in seiner Zelle umgebracht. Er kam zu der Entscheidung, die das Gericht auch gefällt hätte.“ Der Film „Titanic“ wurde auf Anordnung von Goebbels von Werner Klingler fertiggestellt.

Nach der Fertigstellung des Films 1943 hatte sich die Kriegslage mittlerweile so ungünstig für Deutschland entwickelt, dass Joseph Goebbels defätistische Wirkungen befürchtete und das Werk nicht für deutsche Kinos freigab. Nur im besetzten Ausland wurde es gezeigt. Ein Schiffsuntergang hätte von deutschen Filmzuschauern nur allzuleicht mit dem bevorstehenden Untergang des Deutschen Reiches assoziiert werden können. Erst 1950 kam eine gekürzte, aber ungeachtet des dadurch teilweise unsinnigen Handlungsverlaufes erfolgreiche Fassung in den westdeutschen Kinoverleih.[3]

Die Szenen im Film, die in der Nacht des Untergangs spielen und das Bootsdeck der Titanic zeigen, entstanden an Bord der Cap Arcona, eines deutschen Schiffes, das 1945 tatsächlich unterging, nachdem es von alliierten Bombern in der Bucht von Lübeck getroffen worden war, wobei mehrere tausend deportierte KZ-Häftlinge getötet wurden.

Die genaue Rekonstruktion und realistische Darstellung des Schiffes im Film mit Hilfe einer für die damalige Zeit hochentwickelten Trickfilmtechnik sowie des Einsatzes eines 6 m langen Modells war der Grund dafür, die Aufnahmen zum Teil in dem Film Die letzte Nacht der Titanic von 1958 nochmals zu verwenden.

Kritik

„In der Darstellung der Katastrophe eindringlich, ansonsten wenig überzeugend.“

film-dienst

„Bemerkenswert waren an diesem Film neben den Bauten von Fritz Maurischat vor allem die Trickaufnahmen, die nach dem Krieg noch in den englischen »Titanic«-Film „A night to remember“ eingeschnitten wurden.“

Reclams Filmführer[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Was wäre eine Reichsmark wert?, in: Freie Presse, abgerufen am 1. September 2016.
  2. Der Filmwissenschaftler Hans Schmid in seiner Beitragsreihe „Das Dritte Reich im Selbstversuch“ – Teil 6: „Die Russen kommen! Aber wo?“ auf der Homepage telepolis 25. April 2010. (eingesehen am 27. November 2014) ebenso Felix Möller in The Film Minister, Stuttgart 2000, ISBN 3-932565-10-X, S. 170.
  3. Realistisch ertrunken. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1950 (online).
  4. Reclams Filmführer, 2.A. 1973, ISBN 3-15-010205-7