Transportpalette

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Transportpalette
Datei:1967-ht16.jpg

Eine Transportpalette, in der Regel Palette genannt, ist eine flache Konstruktion bestimmter Größen, die zur Bündelung, Lagerung und für den Transport größerer Mengen (stapelbarer) Waren oder einzelner schwererer Artikel verwendet wird. Bewegt und verladen werden Transportpaletten mit Flurfördergeräten, z. B. Hubwagen oder Gabelstaplern.

Funktion, Materialien

Gestapelte Europoolpaletten

Wichtig beim Beladen von Paletten ist die ausreichende Absicherung des Transportgutes gegen Herabfallen, zum Beispiel durch Umwickeln oder Einschweißen mit Folie.

Paletten haben unten seitliche Aussparungen, die es Flurfördergeräten ermöglichen, mit ihren Zinken in die Palette zu fahren, um sie anzuheben. Die meisten Paletten sind aus Brettern und Kanthölzern zusammengenagelt, es gibt jedoch auch Paletten aus Pressholz, Kunststoff, Blech und Wellpappe. Eine Europoolpalette ist 20 bis 24 kg schwer (je nach Holzfeuchte). In Reinräumen verwendete Paletten müssen abwaschbar bzw. desinfizierbar sein.

In Deutschland wurden im Jahr 2008 insgesamt 81 Millionen Holzpaletten produziert. Der Warenwert der von den Mitgliedern des Bundesverbands Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) hergestellten Paletten betrug im Jahr 2010 rund 991 Millionen Euro.[1]

Paletten zum Transport besonders großer Gewichte heißen Schwerlastpaletten.

Einige Kunststoff- und Pressholzpaletten, sowie Paletten aus Wellpappe sind so geformt, dass sie ineinander stapelbar („nestbar“) sind.

Unit Load Devices (ULD) sind Paletten und Container, die verwendet werden, um Gepäck, Fracht und Post in Flugzeuge zu laden. ULD-Paletten sind Platten aus Aluminiumblech mit Unterkonstruktion aus Profilen, deren Ränder so gestaltet sind, dass man die Ösen der Frachtnetze darin einrasten kann.

Einwegpaletten

Einweg-Holzpalette
IPPC Kennzeichnung
Inka Einwegpalette aus Pressholz
Einweg-Kunstoffpalette
Witterungsfeste Einweg-Kunstoffpalette

Einwegpaletten oder Exportpaletten sind für den einmaligen Transport vom Hersteller zum Verbraucher bestimmt und in der Regel nicht sehr haltbar. Sie werden meistens im Export als Verlustverpackung/-palette eingesetzt und verbleiben meist beim Empfänger, der sie entsorgt. Je nach Bedürfnis des Kunden bestehen sie aus Holz, Pressholz, Kunststoff oder Wellpappe. Erhältlich sind Einwegpaletten in allen erdenklichen Abmessungen und Ausführungen. Besonders große Stückzahlen werden aber in den Formaten 800 mm × 600 mm (Halbeuromaß) /1200 mm × 800 mm (Euromaß) /1200 mm × 1000 mm und im Containermaß 1140 mm × 1140 mm umgesetzt. Ein weiteres Standardmaß ist 600 mm × 400 (Vierteleuromaß) – dieses wird jedoch hauptsächlich für Displays verwendet.

Im Gegensatz zur Mehrwegpalette, bei der verschiedene Pooling-Systeme auf dem Markt etabliert sind, findet bei der Einwegpalette kein Tausch statt. Der letzte Empfänger in der Lieferkette muss die Palette entsorgen. Viele Länder wollen aber keine Palettenpools, da dies meist große Probleme für Transportunternehmen darstellt. Als eines der ersten Länder hat die Schweiz zum 31. Dezember 2007 einen Palettenpool beendet und greift nun hauptsächlich auf Einwegpaletten zurück um den Unternehmen Kosten zu sparen.[2]

Holzpaletten

Viele Länder schreiben strenge phytosanitarische Vorschriften vor und wollen damit sicherstellen, dass nicht irgendwelche Erreger oder Krankheiten versteckt im Ladungsträger eingeschleppt werden. Ladungsträger aus Vollholz für den Export müssen deshalb speziell behandelt werden (ISPM 15) und sind mit einer speziellen IPPC Kennzeichnung versehen. Prinzipiell eignen sich jedes Holz für den Bau von Einwegpaletten. In der Regel kommen kostengünstige Weichhölzer zum Einsatz.

Eine Besonderheit stellt die INKA-Palette da, deren Bezeichnung sich vom Hersteller - der deutschen Firma Inselkammer ableitet - da. Sie wird aus gepresstem und verleimten Restholz hergestellt. Das Pressholz ist schädlingsfrei und so kann diese Variante problemlos im Export eingesetzt werden. Im leeren Zustand sind die Inka-Paletten Platzsparend ineinander stapelbar. Sie sind sehr robust, was in der Praxis oft zu Wiederverwendung im Transport führt.

Kunststoffpaletten

Sie erfüllen auf Grund Ihrer Beschaffenheit die Anforderungen für den Export. Da sie leicht zu reinigen, staubfrei und witterungsbeständig sind, kommen sie oft im Hygiene- und Lebensmittelbereich zum Einsatz. Auf Grund dieser Eigenschaften werden sie auch häufig in der Mikroelektronik verwendet. Kommt die RFID-Technologie zum Einsatz, kommen ebengalls häufig Kunststoffpaletten zum Einsatz, da sich die Transponder sehr gut im Fuß der Palette unterbringen lassen.

Paletten aus Wellpappe

Einwegpaletten aus Wellpappe (bspw. Cone Pal der Thimm-Gruppe) sind ebenfalls durch das verwendete Material für den Export geeignet. Sie sind im Vergleich zu Holz oder Kunststoff kostengünstiger, allerdings nicht witterungsbeständig. Dafür können sie jedoch leicht als Palettendisplay eingesetzt werden. Wellpappepalletten können mit 800 kg belastet werden.

Mehrwegpaletten

Paletten, die für eine Mehrfachnutzung konzipiert wurden, sind stabiler als Einwegpaletten und werden immer nach einer fest definierten Norm hergestellt. Eine der bekanntesten normierten Paletten ist die sogenannte Europoolpalette, welche immer nach der DIN EN 13698-1 hergestellt wird und unter den Marken EPAL, WORLD, CHEP und LPR angeboten wird. Aber auch die Chemiepaletten werden als Mehrwegpaletten in großer Stückzahl eingesetzt. Sie wurden vom VCI und der APME eingeführt und sind in verschiedenen Ausführungen (CP1 bis CP9) erhältlich.[3] Des Weiteren sind Mehrwegpaletten immer von allen vier Seiten mit dem Gabelstapler einfahrbar.

Ökobilanz

Kräuterpalette im Wangeliner Garten

Ökologisch sind Mehrwegverpackungen/-paletten eine bessere Alternative zu Einwegsystemen. Da jede Einwegpalette oft eine individuelle Palette in Abmessung und Ausführung ist, kann sie nicht in automatischen Prozessen eingesetzt werden. Auch unterliegen die Mehrwegpaletten nicht dem Abfallrecht, da sie direkt dem Wiedereinsatz zugeführt werden können.

Zur Gewinnung und Verarbeitung von Holzpaletten wird weniger Energie benötigt als für die Kunststoffpalette. Die Energiebilanz einer Holzpalette fällt über den gesamten Lebenszyklus deutlich günstiger aus. Das niederländische Institut TNO hat eine Lebenszyklus-Analyse einer wiederverwendbaren Vier-Wege-Flachpalette aus Holz und einer vergleichbaren Palette aus HDPE (Material: 50 % neu, 50 % recycelt) durchgeführt. Der gesamte Energieverbrauch (inkl. Verwertung) war bei der Kunststoffpalette 4,4 mal so hoch wie bei der Holzpalette.[4] Untersuchungen aus Frankreich und Schweden bestätigen die äußerst günstige Energie- und Umweltbilanz von Holzpaletten. Dies gilt selbstverständlich auch für andere Verpackungen aus dem umweltfreundlichen Werkstoff Holz. Wasserverbrauch und ggf. Wasserverunreinigungen entstehen ausschließlich bei der Produktion der Kunststoffpalette, da für die Holzpalette kein Wasser benötigt wird.[5]

Mehrwegsysteme

Alle Mehrwegpaletten werden in der Regel in Systemen eingesetzt, die in drei Handlungsformen unterteilt werden können:

Palettentausch

Der Palettentausch ist vor über 50 Jahren entstanden. Sein Ursprung liegt im Werksverkehr, wo der Müller die Bäckerei jeden Tag beliefert und das Leergut zurückgenommen hat. Der Tausch muss individuell geregelt werden, da es keine spezifischen Gesetzesgrundlagen gibt. Auch besteht in einigen Fällen eine Umsatzsteuerpflicht. Die am weitesten verbreitete Form ist der Zug-um-Zug-Tausch (siehe Europoolpalette).[6]

Palettenkauf

Da die körperliche Rückführung nicht Zug-um-Zug getauschter Europaletten zeitintensiv und kostspielig sein kann, bietet sich als Alternative eine Verrechnung der Palettenschulden zum aktuellen Marktpreis. Beim Weiterverkauf der Paletten wird die Palette nicht mehr als Transportmittel betrachtet, sondern als Handelsware und mit der Ware fakturiert.[7]

Mietpooling

Beim Mietpooling werden die Paletten angemietet und am Freistellungsort vom jeweiligen Poolingpartner abgeholt. Der Verwender zahlt dabei und den jeweiligen Palettenumlauf (Trip). Die größten und bekanntesten Anbieter für Mietpaletten sind CHEP und LPR.[8]

Technische Details

Palettenstretchwickler
Gepackte Paletten auf ausfahrbaren Palettenträgern in einem Hochregallager

Europoolpaletten basieren auf einem Grundmodul von 400 × 600 mm. Paletten in dieser Größe heißen auch 1/4 Europoolpaletten und entsprechen der Größe einer sogenannten VDA-Box (Gitterboxpalette nach den Anforderungen des Verbands der deutschen Automobilindustrie), die in der Auto-Zulieferindustrie eine große Rolle spielen.

Die seit vielen Jahren üblichen hölzernen Europoolpaletten EUR messen 800 × 1200 × 144 mm. Die Brettstärken sind mit 22–25 mm festgelegt. Bei der Europoolpalette kommen 78 geprüfte / gekennzeichnete Spezialnägel zum Einsatz und verbinden entsprechend der EN 13698-1 die 98 Bauteile.

Die halben Europoolpaletten mit 800 mm × 600 mm werden auch Displaypaletten genannt, da sie als Teil von Displays zur Warenpräsentation eingesetzt werden. Sie heißen bei EPAL EUR 6-Paletten; ein weiterer Name ist Düsseldorfer Palette.

Verbreitet sind auch die etwas größeren sogenannten Industriepaletten (1000 × 1200 × 144 mm), welche von EPAL als EUR 3 bzw. in verstärkter Ausführung als EUR 2-Paletten standardisiert sind.

Nichtstandardisierte Großpaletten haben oft das doppelte Industriemaß, sind also 2000 × 1200 mm oder 2000 × 1250 mm groß.

Europoolpaletten erlauben keine hundertprozentige Ausnutzung der weltweit üblichen ISO-Container, zumal das Innenmaß dieser Container um bis zu 80 mm variieren darf.

Die auf dem amerikanischen Kontinent sowie teilweise auch in China üblichen Paletten messen 48 × 40 Zoll, entsprechen also mit 1219,2 × 1016 mm ungefähr den Industriepaletten (1200 × 1000 mm).

In Asien werden im Allgemeinen 1100 × 1100 mm bzw. 1140 × 1140 × 130 mm große Paletten verwendet.[9]

Im Bereich der Paletten aus Wellpappe gibt es eine Alternative zu den sogenannten Gitterboxen. Der Vorteil liegt darin, dass Palette sowie der damit verbundene Container aus ein und demselben Material hergestellt sind, was die Entsorgung der verbrauchten Transportbehälter sehr einfach macht und weltweit ohne Einschränkungen funktioniert (Holzpaletten müssen nach IPPC behandelt werden). Ebenso werden durch den Einsatz dieser Paletten viele Gefahren für die Anwender minimiert (Verletzungen durch Nägel, Splitter usw.) Manche Paletten aus Wellpappe lassen sich zudem auch in verschiedensten Formen (z.B. herzförmig, rund usw.) problemlos herstellen, da der Fertigungsprozess im Vergleich zu Holzpaletten, Kunststoffpaletten und Pressspanpaletten kostengünstiger und flexibler ist. Dies bringt vor allem für die Gestaltung von POS-Displays viele Gestaltungsmöglichkeiten mit sich, ohne die logistischen Prozesse einzuschränken.

Wirtschaftliche Aspekte in Deutschland

Palettenumschlag in einer modernen Lagerhalle; 2007

Die meisten Betriebe, die Paletten und ähnliche Verpackungen herstellen (Ausnahme zum Beispiel Paletten aus Wellpappe) sind in Deutschland im Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung e. V. organisiert. Die Firmen, die von der amtlichen Statistik erfasst werden (mehr als 20 Mitarbeiter), erzielten im Jahr 2010 mit Paletten etwa einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Die Zahl der Betriebe stieg von 1996 bis 2010 von 127 auf 143, die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich im gleichen Zeitraum von gut 5.000 auf fast 6.500. Der Umsatz wurde zu 90 Prozent im Inland erzielt, etwa 10 % der Paletten gingen in den Export[10]. Insgesamt sind weltweit schätzungsweise 500 Millionen Euro-Paletten im Umlauf.[11]

Siehe auch

Foret (franz., dt.: Wald): Begehbare Installation aus mehr als 750 Holz-Paletten. Phil Allard, Justin Duchesneau, Montréal, Kanada, 2012[12]

Weblinks

Commons: Transportpaletten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. csc.: Palettenhersteller leiden unter steigenden Holzpreisen. In: F.A.Z. vom 23. Mai 2011.
  2. Schweizerischer Nutzfahrzeugverband: Ausstieg aus dem Palettentausch.
  3. CP-Paletten für die chemische Industrie. (PDF; 8 MB) In: Handbuch für Verpackungen. VCI - Verband der Chemischen Industrie e.V., April 2004, abgerufen am 16. Februar 2015.
  4. Ökobilanz. HPE - Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung e.V., abgerufen am 2. April 2015.
  5. http://www.world-pallet.com/maerkte-paletten/europa/markt/ Der Europäische Markt
  6. http://www.lkwrecht.de/Transport/Palettentausch Palettentausch
  7. http://www.falkenhahn.eu/paletten/logistik-konzept.php Vorteile Weiterverkauf der Paletten
  8. http://www.chep.com/Pallets/ CHEP Mietpool / Vorteile
  9. http://www.epal-pallets.de/uk/produkte/vergleich.php
  10. siehe Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf der Seite des Verbandes http://www.hpe.de/umsatz.htm
  11. Nach Oliver Schmale: Die Palettenmacher. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Dezember 2011, Seite 18: faz.net
  12. escalesimprobables.com

Quellen

Andreas Könnerling, Manfred Eberhardt, Ognjan Gentschew, Manuela Stelling, Michael Weckbach (Hrsg) "Alles auf Lager", Winklers/Westermann, Braunschweig 2010, ISBN 978-3-8045-5080-3