Ungeschlechtliche Vermehrung

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Unter ungeschlechtlicher oder asexueller Vermehrung versteht man die Reproduktion von Lebewesen unter Erhöhung der Individuenzahl, bei der die Nachkommen ausschließlich die Gene eines Elternteils enthalten und zwar – abgesehen von Mutationen – in identischer Kopie. Synonyme sind: Agamogonie (altgriechisch γάμος, gamos Heirat, Ehe und γονή, gonē, Erzeugung, Geburt) und Monogonie (altgriechisch μόνος allein, einzig und γονή, gonē, Erzeugung, Geburt). Die Ausdrücke ungeschlechtliche oder asexuelle Fortpflanzung lassen offen, ob bei der Fortpflanzung die Anzahl der Individuen wächst.[1]

Mechanismen

Entscheidendes Merkmal der ungeschlechtlichen Vermehrung ist, dass die Nachkommen ohne Rekombination und nicht aus Geschlechtszellen – also nicht direkt aus einer Meiose oder Befruchtung – entstehen. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung dagegen erhalten die Nachkommen nach einer Meiose oder einer Befruchtung (bei der Rekombinationen stattfinden) Gene beider Elternteile.

Nicht zur ungeschlechtlichen Vermehrung gehören die Selbstbefruchtung bei manchen Zwittern, insbesondere Pflanzen. Hierbei erhalten die Nachkommen ihre Gene zwar nur von einem Elter, aber dennoch rekombiniert. Die Parthenogenese (eingeschlechtliche Fortpflanzung) gehört je nach Subtyp entweder zur ungeschlechtlichen Fortpflanzung (siehe auch Apomixis) oder zur geschlechtlichen Fortpflanzung (Automixis).

Der Hauptvorteil der ungeschlechtlichen Vermehrung gegenüber der geschlechtlichen Fortpflanzung besteht darin, dass die Nachkommen weitestgehend genetisch identisch sind (keine Rekombination). Vorteilhafte Genkombinationen oder solche, bei denen keine geregelte Meiose möglich ist (siehe Polyploidie), können so erhalten werden. Außerdem entfällt bei der ungeschlechtlichen Vermehrung, genau wie bei der Selbstbefruchtung, die mitunter zeitintensive und ressourcenverbrauchende Suche nach Sexualpartnern.

Der Nachteil der ungeschlechtlichen Vermehrung gegenüber der geschlechtlichen Fortpflanzung besteht ebenfalls darin, dass keine Rekombination stattfindet, also kein Austausch von Erbmaterial. Dies verhindert eine Neuentstehung von möglicherweise vorteilhaften Genkombinationen. Nur sehr wenige Eukaryoten verzichten darum ganz auf geschlechtliche Fortpflanzung. Die Prokaryoten, die sich nur ungeschlechtlich vermehren können, haben das Problem der Rekombination anderweitig gelöst (siehe horizontaler Gentransfer).

Beispiele

Ungeschlechtliche Vermehrung ist bei Lebewesen aus verschiedenen systematischen Einheiten zu finden.

Evolution

Die ersten entstandenen Lebewesen pflanzten sich ungeschlechtlich fort. Erst im späten Proterozoikum (vor etwa 700–800 Millionen Jahren) trat geschlechtliche Fortpflanzung auf. Mit dieser Entwicklung ging das Entstehen vieler neuer Lebensformen einher. Man vermutet daher, dass die Vielfalt der Lebewesen auf der Erde erst durch die Entstehung der geschlechtlichen Fortpflanzung möglich wurde.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich W. Stöcker, Gerhard Dietrich (Hrsg.): Brockhaus abc Biologie. 7. Auflage. Brockhaus, Leipzig, 1986, ISBN 3-325-00071-1.

Einzelnachweise

  1. a b Friedrich W. Stöcker, Gerhard Dietrich (Hrsg.): Brockhaus abc Biologie. 7. Auflage. Brockhaus, Leipzig, 1986, ISBN 3-325-00071-1.