Unter dem Boden

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Film
Titel Unter dem Boden
Produktionsland Schweiz
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1992
Länge 35 Minuten
Stab
Regie Erich Langjahr
Drehbuch Erich Langjahr
Produktion Erich Langjahr
Musik Beat Föllmi, Perkussion
Kamera Erich Langjahr
Schnitt Erich Langjahr
Besetzung
  • Paul Twerenbold (Regierungsrat des Kantons Zug)
  • Béatrice Keller (Kantonsarchäologin des Kantons Zug)
  • Heinz Horat (Denkmalpfleger des Kantons Zug)
  • Nagui El Biali (Archäologe und Grabungsleiter, Bureau d’Archéologie Terestre et Subaquatique)
  • Oliver Wagner (Grabungstechniker)
  • alle Beteiligten der ersten Grabungs-Etappe in der Sennweid

Unter dem Boden ist ein Mittellangfilm des Schweizer Regisseurs Erich Langjahr aus dem Jahr 1992. Der Film begleitet eine archäologische Ausgrabung im Gebiet der Sennweid bei Steinhausen im Kanton Zug.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1954 fuhr der Viertklässler Erich Langjahr öfters nach der Schule vom Neustadt-Schulhaus in Zug zu den archäologischen Ausgrabungen von Josef Speck (1918–2006), einer Pfahlbausiedlung zwischen Zug und Cham, der Siedlung «Zug-Sumpf». Dort wühlte er im Aushub dieser Grabungsstätte und fand dabei einen ringförmigen Gegenstand aus Ton, der als Zettelstrecker eines Pfahlbauer-Webstuhls diente.

So nahm die Neugier und das Interesse von Erich Langjahr an der Archäologie seinen Anfang. Sein gefundenes Exponat übergab er später der Zuger Kantonsarchäologie und erhielt eine exakt nachgebildete Kopie dieses Webgewichtes.[1]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine geplante Überbauung in der Sennweid bei Steinhausen rief 1988 die Zuger Kantonsarchäologie auf den Plan. Sie hatte den Auftrag, die dort im Boden verborgenen Überreste einer jungsteinzeitlichen Siedlung zutage zu fördern und vor der endgültigen Zerstörung zu retten. Die Rettungsgrabungen fanden in zwei Etappen von Juli 1988 bis Juni 1989 und von März 1990 bis Februar 1991 statt.

Schon bald tauchte die Idee auf, nicht nur die ausgegrabenen archäologischen Funde, sondern auch den Ausgrabungsvorgang selbst zu dokumentieren. Die damalige Kantonsarchäologin Béatrice Keller fragte den Dokumentarfilmer Erich Langjahr an, ob er Lust hätte, einen kurzen Videofilm über die Grabungen in der Sennweid für die Schulen zu machen. Dieser war begeistert von der Idee.[2]

Aus dem riesigen Filmmaterial, das während der ersten Grabungsetappe (1988 bis 1989) zusammenkam, entstand allerdings kein Videofilm, sondern ein 35-minütiger Dokumentarfilm, der in erster Linie für das Kino gedacht war, aber auch im Unterricht verwendet werden kann.[2]

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film «Unter dem Boden» zeigt Archäologen, Grabungstechniker und junge Hilfskräfte bei ihrer Arbeit. Sie graben, staubsaugen, putzen Steine, etikettieren und archivieren. Andere wiederum zeichnen vermessen und fotografieren.[3]

Die Leute arbeiten schwer, rutschen auf den Knien herum, hocken sich auf den Boden, legen sich flach auf Bretter. Die Arbeit ist kein Sandkastenspiel, weder im Sommer – in den Zelten wird es bis zu 40 Grad – noch bei winterlicher Kälte.[3]

Erich Langjahr äusserte sich zu seinem Film wie folgt: „Eine junge Generation schaut unter den Boden, auf der Suche nach dem Menschen. (…) Suchen und graben. Unter den Boden greifen. Begreifen. In der Erde wühlen wie Maulwürfe, Haufen aufstossen, Schichten freilegen, durchtrennen und entblättern. Den Untergrund durchsieben und seinen Gehalt prüfen. Funde befragen und deren Sprache entziffern. Und weiter in die Tiefe schürfen, als ob die Höhen des Himmels verloren wären, um sich zu finden. Woher komme ich? Was für ein Boden trägt mich? «Unter dem Boden» ist meine Begegnung mit der Zeit – ist mein Erlebnis und meine Hoffnung, einen Fund zu machen.“[4]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2007 schrieb Kantonsarchäologe Stefan Hochuli: „Der Film «Unter dem Boden» vermittelt ein lebendiges Bild von der Stimmung auf einer archäologischen Ausgrabung. Die Bevorzugung einer lebhaften Bildsprache gegenüber einer nüchternen Wissensvermittlung im Film ist beabsichtigt.“[5]

Und Hochuli weiter: „Für die Verwendung des Films als Lehrmittel ergab sich dennoch die Notwendigkeit einer didaktisch ausgerichteten Begleitpublikation. Mit der zur Premiere erschienenen Schrift «Archäologische Ausgrabungen in der Sennweid bei Steinhausen Zug» wird der Film auf eine populärwissenschaftliche Art mit archäologischen Sachkenntnissen ergänzt.“[5]

Jean Perret schrieb über den Film: Durch geduldige Beobachtung der Arbeit der Archäologen und durch die Vermeidung jeglicher journalistischer Anwandlungen wie Kommentare oder Zwischenbemerkungen legt Langjahr nahe, dass es Räume unter dem Erdboden, dass es Weite unter dem Wissen gibt. Unter dem Reich des Betons existiert eine Phantasiewelt.[6]

Erstmals im Kino präsentiert wurde der Film «Unter dem Boden» im Oktober 1992 am Dokumentarfilmfestival in Nyon. Die Zuger Premiere fand am 4. November 1992 im Theater Burgbachkeller statt. Der Zuger Regierungsrat Andreas Iten hielt die Eröffnungsansprache.

Festivals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paula Marty, Adrian Hürlimann: Kino hat etwas mit der eigenen Wirklichkeit zu tun; "Unter dem Boden": ein neuer Film von Erich Langjahr. In: Zuger Nachrichten. Zug 29. Oktober 1992.
  2. a b Yvonne Zimmermann: Auch der Dokumentarfilm gehört ins Kino; "Unter dem Boden" - Erich Langjahr zu seinem neuen Film. In: Zuger Zeitung. Zug 24. Oktober 1992.
  3. a b Niklaus Oberholzer: Was finden die Graber denn unter dem Boden? Erich Langjahrs Dokumentarfilm "Unter dem Boden" zum Thema Archäologie. In: Luzerner Zeitung. Luzern 8. Oktober 1992.
  4. Kantonsarchäologie Zug (Hrsg.): Archäologische Ausgrabungen in der Sennweid bei Steinhausen Zug. Zug 1992, ISBN 3-9520310-0-3, S. 1.
  5. a b Brigitte Röder, Renata Huber: Archäologie in Steinhausen "Sennweid" (Kanton Zug); Ergebnisse der Untersuchungen von 1942 - 2000. In: Kantonsarchäologie Zug (Hrsg.): Antiqua. Nr. 41, 2007, ISBN 978-3-908006-33-6, S. 20.
  6. Jean Perret: Erich Langjahr: Unter dem Boden. In: Cinema 39. 1. Oktober 1993, abgerufen am 20. Mai 2021.