Urämie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Oktober 2016 um 12:51 Uhr durch Zieger M (Diskussion | Beiträge) (Einleitung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Wort Urämie (von lateinisch urina, 'Urin', Vorlage:ELSalt2) bedeutet "Urin im Blut", also das Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut aufgrund fehlender oder ungenügender Nierenfunktion (Niereninsuffizienz). Die Folge dieser unzureichenden Reinigung des Blutes ist eine Harnvergiftung durch giftige Harnbestandteile (Urämietoxine).

Das klinische Vollbild einer Urämie kann akut (5–10 Tage nach akutem Nierenversagen) oder chronisch (über Jahre hinweg sich entwickelnd) auftreten.

Symptome

Klinisch im Vordergrund stehen ein therapieresistenter Juckreiz sowie die Zeichen einer Enterokolitis. Diese geht oft mit Problemen des Magen-Darm-Traktes einher wie Übelkeit, Erbrechen sowie Blutungen durch Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und Darmentzündung (Colitis). Am Herzen kann eine Urämie eine Herzbeutelentzündung hervorrufen, welche ein mit dem Stethoskop hörbares Herzbeutelreiben verursachen kann. Als Komplikation kann sich wiederum eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ergeben. Im weiteren Krankheitsverlauf kann eine Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss) mit nachfolgenden Herzrhythmusstörungen entstehen. Ein Lungenödem („Wasser in der Lunge“) mit Atemnot und zentraler Zyanose (violetter bis bläulicher Verfärbung der Haut, der Schleimhäute, der Lippen und/oder der Fingernägel) kommt in manchen Fällen vor. Da Harnstoff in höheren Konzentrationen Nerven schädigen kann, kann es zu neurologischen Störungen wie der urämischen Enzephalopathie (krankhaften Veränderungen des Gehirns) kommen, die von Persönlichkeitsveränderungen, Schlafstörungen, Erregtheitszuständen und einer Verlangsamung bis hin zum Koma reichen können. Auch periphere Nerven können gestört werden, was sich klinisch als Polyneuropathie (Erkrankung des gesamten äußeren Nervensystems) zeigt. Auch die Hämatopoese (Blutbildung) wird gestört, was zur Anämie (Blutarmut) führt. Auffallend ist weiterhin der Geruch der Atemluft nach Harn (Foetor uraemicus) – der aber nur auftritt, wenn ureasehaltige Bakterien im Mund angesiedelt sind.

Therapie

Eine Urämie als klinisches Bild besteht normalerweise im Stadium IV der chronischen Niereninsuffizienz, deren Behandlung der Besserung der Urämie dient. Therapeutisch steht die Verbesserung der Nierenfunktion im Vordergrund. Bei chronischer Niereninsuffizienz kommen ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten und andere Antihypertensiva wie Calciumantagonisten und Beta-Blocker zum Einsatz. Die im Volksmund auch als Blutwäsche bekannte Dialyse stellt eine Therapieoption bei fortgeschrittener Nierenerkrankung dar und wird an Kreatinin-Wert, der Harnstoffkonzentration im Serum, dem Serum-Kalium, -Calcium und -Phosphat und klinischen Symptomen festgemacht. Zudem wurde bislang eine strenge Diät verschrieben, um z. B. eine zu hohe Protein-, Kalium- (durch Obstsäfte, Obst) und Phosphatzufuhr (durch Cola, Pizza) zu vermeiden. Aktuelle Studien stellen aber sowohl den Wert einer strengen Einschränkung der Proteinzufuhr[1] als auch den Wert einer phosphatarmen Diät[2] in Frage.

Einzelnachweise

  1. Bruno Cianciaruso, u. a.: Effect of a low- versus moderate-protein diet on progression of CKD: follow-up of a randomized controlled trial. In: American Journal of Kidney Diseases. 54. Jahrgang, Nr. 6, Dezember 2009, ISSN 1523-6838, S. 1052–1061, doi:10.1053/j.ajkd.2009.07.021, PMID 19800722.
  2. Steven M. Brunelli: The Association between Prescribed Dietary Phosphate Restriction and Mortality among Hemodialysis Patients. In: CJASN. elektronische Veröffentlichung vor dem Druck; Dezember 2010, 2011 (Artikel).

Siehe auch

Literatur

  • Walter H. Hörl: Urämie – Was ist das. In: NEPHRO-NEWS. Nr. 5/10, 2010, S. 1–8 (Artikel).