Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. August 2016 um 23:17 Uhr durch Mattes (Diskussion | Beiträge) (HC: Entferne Kategorie:Verein (Österreich); Ergänze Kategorie:Verein (Wien)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) versteht sich als Dachorganisation autonomener Frauenhäuser in Österreich.

In dem 1988 als parteiunabhängiger Zusammenschluss der Mitarbeiterinnen autonomer Frauenhäuser in Österreich gegründeten Verein AÖF sind 19 autonome Frauenhäuser vernetzt (Stand: 2012). Der Verein fungiert als Träger für die Informationsstelle gegen Gewalt, das europäische Netzwerk WAVE (Women Against Violence Europe), die bundesweite Frauenhelpline gegen Männergewalt und war bis zu deren Einstellung 2011 auch zuständig für die Literaturdokumentation Gewalt in der Familie.[1]

Geschichte

Frauenhausbewegung in Österreich

1978 wurde das erste Frauenhaus Österreichs in Wien gegründet.[2] 2013 waren 28 Frauenhäuser in Österreich gelistet.[3][4] Irmtraut Karlsson beschreibt den Prozess der Durchsetzung folgendermaßen: "Es fanden sich auch relativ leicht Projektgruppen und Initiativen. Doch dann begann es schwierig zu werden. Trotz vielfältiger Unterschiede gab es überall gemeinsame Hindernisse: in allen Bundesländern war es schwierig, Finanzierungsmöglichkeiten zu finden. Überall stieß das Konzept des Frauenhauses zunächst auf Mißtrauen und Ablehnung. [...] Die Durchsetzung der Frauenhäuser war in Österreich eine eminent politische Angelegenheit. Sie entstanden im Spannungsfeld von Autonomie und Parteipolitik, von Frauenbewegung und ‚Parteifrauen‘."[5]

Die vorhandenen 759 Frauenhausplätze werden als zu wenig erachtet, vor allem die regionale Versorgung sei nicht gewährleistet.[6] Nach einer Empfehlung der Konvention des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt wird ein Platz pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern als notwendig angesehen.[7] Daher würde Österreich rund 837 Plätze benötigen.

Vereinsgeschichte

Der Verein wurde am 15. Jänner 1988 als Zusammenschluss der Mitarbeiterinnen autonomer Frauenhäuser in Österreich gegründet. 1992 wurde die Informationsstelle gegen Gewalt als Servicestelle im Verein eingerichtet, wobei die Finanzierung mit Hilfe des Karl-Renner-Preises erfolgte, den der Verein 1989 für seine Arbeit zur Prävention gegen Gewalt in der Familie erhielt. 1994 übernahm der Verein die Trägerschaft für das internationale Netzwerk WAVE (Women Against Violence Europa).[8] und 1999 für die rund um die Uhr von professionellen Beraterinnen betreute Frauenhelpline (gegen Gewalt gegen Frauen) 0800 222 555.[9]

Vereinszweck

Für seine Mitglieder versteht sich der Verein AÖF als Anlaufstelle für Fragen und Informationen und betreibt als Interessenvertretung Lobbying für die Anliegen der österreichischen Frauenhäuser.

Tätigkeiten

Der Verein ist Mitglied der Armutskonferenz, des Österreichischen Frauenringes (ÖFR) und der Plattform gegen die Gewalt in der Familie[10] und sucht die Vernetzung mit zahlreichen Kooperationspartnern. Zu seinen Aufgaben zählt die Organisation von regelmäßigen Treffen, Tagungen und Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser. Die Presse-, Öffentlichkeits-, Informations- und Kampagnenarbeit dient der Verbesserung des Schutzes von Frauen, die von Gewalt betroffen sind, und deren Kinder. Für die Arbeit mit Kindern, die in den Frauenhäusern einen eigenen Bereich darstellt, hat der AÖF Qualitätsstandards entwickelt. [11] Weitere Tätigkeitsschwerpunkte des Vereins sind Schulungen und Seminare mit verschiedensten Berufsgruppen zum Thema Gewalt gegen Frauen, Gewaltpräventionsarbeit im Bildungsbereich, Grundlagenarbeit zu Gewalt an Frauen und Kindern sowie politische Arbeit, vor allem im Bereich der Gleichstellungspolitik.

Informationsstelle gegen Gewalt

Die Informationsstelle dient der Prävention von Gewalt an Frauen und Kindern in der Familie und die effektive Kooperation der gesellschaftlichen Institutionen in diesem Zusammenhang. Die Zielgruppen sind hilfesuchende Frauen und Kinder, Personen aus dem Umfeld der Betroffenen (Angehörige, Nachbarn...), Frauenhäuser, Frauenorganisationen, soziale und psychosoziale Einrichtungen, Einrichtungen im medizinischen Bereich, Polizei und Gerichte, Schulen, Einrichtungen der Erwachsenenbildung, Studierende, Journalisten und Journalistinnen, Behörden, öffentliche Verwaltung, politisch Verantwortliche sowie internationale Organisationen.

Bei der Arbeit in der Informationsstelle geht man davon aus, dass erfolgreiche Gewaltprävention u.a. auf der gesellschaftlichen Ebene ansetzten muss, mit dem Ziel, die Entstehung von gewaltbegünstigenden Strukturen zu verhindern (Primärprävention), weiters auf der Ebene individueller Hilfe in akut oder potentiell gefährlichen Situationen (Sekundärprävention) sowie auf der Ebene des Schutzes vor Gewalt und der Verhinderung weiterer Gewalttätigkeiten (Tertiärprävention).

Entsprechend wurden die Angebote der Informationsstelle entwickelt:

  • Produktion und Bereitstellung von Informationsmaterial
  • telefonische und persönliche Information,
  • Vermittlung an Hilfseinrichtungen
  • Informationen für verschiedene Zielgruppen wie Medien, Polizei, Gerichte, medizinisches Personal, Studierende, Bildungseinrichtungen usw.
  • Konzeption und Durchführung von Seminaren für die Aus- und Fortbildung
  • Bereitstellung von Fachfrauen und Referentinnen für Veranstaltungen sowie
  • Beratung und Unterstützung beim Aufbau von Initiativen gegen Gewalt an Frauen

Frauenhelpline gegen Gewalt

Im Dezember 1998 wurde auf Initiative der damaligen Frauenministerin Barbara Prammer eine temporäre Helpline - vorerst in einem Callcenter in Salzburg - eingerichtet, die Hilfesuchende an das bestehende Netz von Fraueneinrichtungen und sozialen Institutionen in ganz Österreich weitervermittelte. Am 1. Juni 1999 wurde die Frauenhelpline gegen Männergewalt im Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser in Wien in Betrieb genommen. Diese wird seither von professionellen Mitarbeiterinnen rund um die Uhr betreut. Die Nummer 0800/222 555 ist anonym und kostenlos. Seit 2005 bietet die Frauenhelpline auch muttersprachliche Beratung zu bestimmten Zeiten in Arabisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Rumänisch und Türkisch an.

Die Frauenhelpline ist eine ausschließlich telefonische Kriseneinrichtung, die als Ergänzung der Informationsstelle gegen Gewalt fungiert und dieselben Ziele mit denselben Zielgruppen verfolgt.[12]

Auszeichnung

Veröffentlichungen

  • Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (Hrsg.): 30 Jahre Frauenhausbewegung in Europa (Mit einem Vorwort von Daniela Almer und Petra Ziegler), Milena Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85286-121-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Verein autonome österreichische Frauenhäuser, in: Webpräsenz www.zwanzigtausendfrauen.at
  2. Isabelle Engels: Sendereihe Hörbilder vom 18. Februar 2012, in: Webpräsenz von Ö1 des ORF
  3. Frauenhäuser in Österreich, in: Webpräsenz des Bundeskanzleramtes
  4. Übersichtskarte Frauenhäuser in Österreich, in: Webpräsenz des AÖF
  5. Irmtraut Karlsson: Entstehungsgeschichten, in: Irmtraut Karlsson (Herausgeber): Ein gebrochenes Tabu. Frauenhäuser in Österreich, Deuticke Verlag, Wien 1988; S.26.
  6. Datenvernetzung im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen, in: Kurier vom 23. März 2013
  7. Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (PDF; 1,1 MB). Erläuternder Bericht; Artikel 23 – Schutzunterkünfte; Abs. 135; S. 69. Abgerufen am 11. Oktober 2013.
  8. WAVE Network. Abgerufen am 11. Oktober 2013.
  9. Entstehungsgeschichte der Frauenhelpline. Abgerufen am 11. Oktober 2013.
  10. Plattform gegen die Gewalt in der Familie, in: Webpräsenz des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend
  11. Barbara Kavemann, Ulrike Kreyssig (Hrsg.): Handbuch Kinder und Häusliche Gewalt, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl. 2007, ISBN 978-3-531-15377-3, S. 178
  12. Anlaufstellen in akuten Gewaltsituationen, Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst, Website des Bundeskanzleramts Österreich