Vernagtbach

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Vernagtbach
Vernagtbach mit dem Vernagtferner im Hintergrund, von links fließt der Gletscherbach des Guslarferners zu

Vernagtbach mit dem Vernagtferner im Hintergrund, von links fließt der Gletscherbach des Guslarferners zu

Daten
Gewässerkennzahl AT: 2-8-92-2
Lage Ötztaler Alpen, Tirol
Flusssystem Donau
Abfluss über Rofenache → Venter Ache → Ötztaler Ache → Inn → Donau → Schwarzes Meer
Ursprung aus dem Vernagtferner
46° 52′ 5″ N, 10° 49′ 41″ O
Quellhöhe ca. 2870 m ü. A.[1]
Mündung in die RofenacheKoordinaten: 46° 50′ 14″ N, 10° 51′ 16″ O
46° 50′ 14″ N, 10° 51′ 16″ O
Mündungshöhe 2112 m ü. A.[1]
Höhenunterschied ca. 758 m
Sohlgefälle ca. 16 %
Länge ca. 4,8 km[1]
Einzugsgebiet 22,7 km²[1]
Abfluss am Pegel Vernagt[2]
AEo: 11,4 km²
Lage: 3,14 km oberhalb der Mündung
NNQ (31.10.1987)
MNQ 1975–2009
MQ 1975–2009
Mq 1975–2009
MHQ 1975–2009
HHQ (05.08.2003)
5 l/s
48 l/s
1,17 m³/s
102,6 l/(s km²)
8,59 m³/s
14,8 m³/s
Gemeinden Sölden
Die Mündung des Vernagtbachs (von rechts) in die Rofenache

Die Mündung des Vernagtbachs (von rechts) in die Rofenache

Der Vernagtbach ist ein Gletscherbach in den Ötztaler Alpen in Tirol, Österreich.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vernagtbach entspringt dem Vernagtferner in rund 2870 m ü. A. und verläuft in südlicher bis südöstlicher Richtung. Unterhalb der Vernagthütte auf einer Höhe von etwa 2550 m ü. A. fließt von Westen der vom Guslarferner kommende Gletscherbach zu. Nach knapp 5 km mündet der Vernagtbach in die Rofenache. Auf dieser Strecke überwindet er einen Höhenunterschied von über 750 Metern, was einem durchschnittlichen Gefälle von rund 16 % entspricht.

Einzugsgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Einzugsgebiet des Vernagtbaches beträgt 22,7 km². Davon sind (Stand 2006) rund 9,7 km²[3] (43 %) vergletschert, im Jahr 1988 waren es noch 12,55 km²[4] (56 %). Der höchste Punkt im Einzugsgebiet ist der Hintere Brochkogel mit 3628 m ü. A.

Wasserführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pegelstation

Am Vernagtbach befindet sich in 2640 m ü. A. die höchstgelegene Pegelstelle in Österreich.[5] Sie wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betrieben und dient insbesondere zur Bestimmung der Massenbilanz des Vernagtferners mittels hydrologischer Methode. Das Einzugsgebiet am Pegel ist zu 72 % vergletschert. Der mittlere Abfluss beträgt 1,17 m³/s, was, bedingt durch den Gletscher, einer extrem hohen Abflussspende von 103 l/s·km² entspricht. Der Vernagtbach weist ein glaziales Abflussregime mit einer starken Amplitude auf, das wesentlich vom Gletscher bestimmt wird. Im Mittel stammt mehr als die Hälfte des Wassers aus der Gletscherschmelze, der Rest besteht aus geschmolzenem Schnee oder abfließendem Regen.[6] Der Abfluss zeigt, typisch für einen Gletscherbach, starke tages- und jahreszeitliche Schwankungen. Der weitaus größte Teil des Jahresabflusses erfolgt in den Monaten Juni bis August mit dem höchsten Monatsmittel (MQ = 2,77 m³/s) im Juli. Bereits im September gehen die Abflüsse rasch zurück.[2] In den Wintermonaten, in denen der Pegel stillgelegt ist, betragen die Abflüsse nur einige 10 l/s.[7] Insbesondere im Sommer führen die Sonneneinstrahlung und die hohen Temperaturen tagsüber zu einem Abschmelzen des Gletschereises, wodurch der Abfluss innerhalb weniger Stunden um mehr als das Fünffache ansteigen kann.[8]

In den letzten Jahrzehnten wurde ein starker Rückgang des Vernagtferners beobachtet, was sich in einem deutlichen Anstieg der mittleren Abflüsse bemerkbar macht. So hat sich der mittlere Abfluss in den Sommermonaten vom Zeitraum 1974–1980 zum Zeitraum 2001–2009 nahezu verdoppelt.[6]

Weblink[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vernagtbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d TIRIS – Tiroler Raumordnungs‐ und Informationssystem
  2. a b Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2009. 117. Band. Wien 2011, S. OG 93 (info.bmlrt.gv.at [PDF; 12,1 MB])
  3. J. Abermann, A. Lambrecht, A. Fischer, M. Kuhn: Quantifying changes and trends in glacier area and volume in the Austrian Ötztal Alps (1969-1997-2006). In: The Cryosphere, 3 (2009), S. 205–215, doi:10.5194/tc-3-205-2009
  4. Max H. Fink, Otto Moog, Reinhard Wimmer: Fließgewässer-Naturräume Österreichs. Umweltbundesamt Monographien Band 128, Wien 2000, S. 46 (PDF; 475 kB)
  5. H. Bergmann und O. Reinwarth: Die Pegelstation Vernagtbach (Ötztaler Alpen). Planung, Bau und Messergebnisse. In: Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd. XII, Heft 2 (1976), S. 157–180 (PDF; 1,4 MB)
  6. a b Ludwig N. Braun & Markus Weber: Gletscher & Klimawandel – Fakten & Hintergründe. Kommission für Erdmessung und Glaziologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 2011 (PDF; 1,5 MB)
  7. Daniel Ketzer: Statistisch-hydrologische Analyse der Abflusszeitreihe des Vernagtferners, Ötztaler Alpen, für den Zeitraum 1974 bis 2009. Bachelorarbeit, Ludwig-Maximilians-Universität München, 2010 (PDF; 3,8 MB)
  8. Heidi Escher-Vetter, Markus Weber, Ludwig N. Braun: Gletscherverhalten als klimatische Information – Auswirkungen von Klimaänderungen auf den Wasserhaushalt alpiner, teilweise vergletscherter Gebiete. Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Glaziologie, München 1998 (PDF; 1,7 MB)