Vladislav II.

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Vladislav II. (* um 1110; † 18. Januar 1174 in Meerane) war ein böhmischer Herzog, der den Königstitel für sich und sein Reich sicherte.

Leben

Wahl zum Herzog

Der älteste Sohn von Vladislav I. und Richinza von Berg erlebte eine abenteuerliche Jugend. Unter der Herrschaft seines Onkels Soběslav I. verließ er 1133 Böhmen und ging nach Bayern zu Verwandten. 1133 sollte er ein kleines Heer aufbauen, welches der böhmische Herzog dem Kaiser zur Verfügung stellte. Er nahm das Geld und verschwand nach Ungarn. Nach dem Tod seines Onkels wurde er 1140 von den Ständen zum Herzog berufen, obwohl sie selbst zwei Jahre zuvor Soběslavs Sohn zum Herzog wählten. Der Kaiser bestätigte die Wahl und Vladislav ging nach Prag zurück.

1142 versuchte eine Gruppe mährischer Adliger Vladislav zu stürzen. Konrad von Znaim stellte ein Heer auf, mit dem er in Böhmen einmarschierte. Bei der Schlacht bei Malešice siegte zunächst Vladislav aber durch einen Verrat in seinem Heer musste er sich schließlich zurückziehen. In Prag angekommen überließ er die Verteidigung der Stadt seinem Vertreter Děpolt und ritt zum König Konrad III. nach Würzburg um dort um Hilfe zu ersuchen. Fürst Theobald (Děpold) verteidigte erfolgreich Prag und nach Ankunft der königlichen Armee mussten sich die Mährer geschlagen geben. Vladislav nutzte diesen Sieg, um Mähren, das in den Jahrzehnten zuvor immer wieder eine Quelle des Widerstand gegen die böhmischen Fürsten gewesen war, bis 1144 endgültig unter die Prager Herrschaft zu zwingen. Ein wichtiges Werkzeug dazu war die Zusammenarbeit mit dem Bischof von Olmütz, Heinrich Zdink: Kirchliche Güter und Untertanen wurden vollkommen der Herrschaft der weltlichen Fürsten entzogen. Dies schwächte den mährischen Adel, in geringerem Umfang aber auch den Prager Fürsten.

Unter Vladislav band sich Böhmen enger an das Reich. So beteiligte sich der böhmische Fürst 1147 am Feldzug des Königs nach Palästina. In dieser Zeit herrschte der päpstliche Legat Guido in Böhmen. Vladislav absolvierte nur einen Teil des Weges. Er kam bis Agram, wo er den Byzantinischen Kaiser Manuel I. traf und setzte seinen Kreuzzug gegen heidnische Slawen über Kiew und Krakau fort.

Vladislav wird König

Nach der Thronbesteigung Friedrich Barbarossas kühlten sich die Beziehungen zunächst ab, da der neue Kaiser die Nachkommen des Soběslav favorisierte. Bald stellte Vladislav jedoch seine Treue zum neuen Kaiser unter Beweis und wurde daraufhin in die Gnade Barbarossas aufgenommen. Seine Beteiligung an Feldzügen nach Italien und Polen brachten ihm 1158 als zweitem aus dem Geschlecht der Přemysliden die Königskrone für Böhmen ein. Darüber hinaus sprach Barbarossa ihm Bautzen zu, wodurch die böhmischen Herrscher nördlich des Erzgebirges wieder eine wichtige Rolle spielen konnten. Darüber hinaus bestätigte der Kaiser die Tributpflicht Polens für Schlesien und unterstützte Vladislav bei der Expansion in das Stammesgebiet der Wilzen. Selbst in den Auseinandersetzungen um die Thronfolge der Kiewer Rus wurde Vladislav aktiv, ohne letztendlich großen Einfluss ausüben zu können.

In den sechziger Jahren tat Vladislav II. sich bei Auseinandersetzungen mit Ungarn hervor. In Zeiten seiner Abwesenheit war es immer Theobald, der die Staatsgeschäfte führte. Nachdem dieser 1167 an der Pest starb, trübten sich die Beziehungen zum Kaiser wieder, vor allem als der Sohn Vladislavs, Adalbert III. zum Erzbischof von Salzburg wurde.

In der langen Herrschaft blühte das böhmische Land auf. Seine Beziehungen mit dem Ausland brachten viele neue Einflüsse, vor allem im kulturellen Bereich. Bereits unter seinen Vorgängern aber verstärkt unter seiner Herrschaft kamen Reformorden nach Böhmen, wie etwa die Prämonstratenser, Zisterzienser und später auch die Johanniter. Es wurde eine Reihe von Klöstern gegründet, unter anderem Kloster Strahov, Kloster Plasy, Kloster Želiv und Kloster Doksany. Um 1160 ließ er in Prag eine steinerne Brücke bauen.

Spätphase der Herrschaft

Die Herrschaft Vladislavs stellt das endgültige Ende einer mehr als hundert Jahre andauernden Krisenphase Böhmens dar. Das Land stabilisierte sich als geschlossener Herrschaftsverbund. Zwar blieb Mähren ein eigenständiges Markgrafentum, doch wurde der Markgraf ab dieser Zeit im Regelfall von einem Prager Přemysliden besetzt. Zudem war in den unruhigen Jahrzehnten zuvor der Einfluss des Adels und des Reiches gewachsen, so dass Böhmen unter Vladislav II. und seinen Nachfolgern ein stabiler und mächtiger Bestandteil des Reiches mit starker Adelsschicht wurde. Seinen Ausdruck fand diese Entwicklung nicht zuletzt in der Verleihung der Königswürde an Vladislav II.

Zum Ende seines Lebens versuchte er seinem Sohn Friedrich (Bedřich) ohne Wahl und Zustimmung des Kaisers den Thron zu vererben. 1172 verzichtete er auf seine Ämter und bestimmte Bedřich zum Herzog. Damit waren die guten Beziehungen zum Kaiser endgültig gestört, zumal im Rahmen der Auseinandersetzung um die Herrschaftsfolge auch die mährische Adelsopposition wieder erstarkte. Barbarossa erkannte das Vorgehen nicht an und Bedřich musste zurücktreten. Als Soběslavs Sohn Oldřich das vom Kaiser angebotene Lehen ablehnte, weil er keine Unterstützung im böhmischen Adel besaß, blieb nur noch Soběslav II., der zum Herzog wurde.

Der alte König musste Böhmen verlassen. Er ging nach Thüringen, auf die Güter seiner zweiten Frau, wo er 1174 starb. Seine sterblichen Überreste wurden im Kloster Strahov bestattet.

Gattinnen und Nachkommen

Vladislav II. war zweimal verheiratet. Seine erste Frau wurde 1140 Gertrud von Babenberg, Tochter des Markgrafen Leopold IV. von Österreich. Sie starb am 8. April 1150 und hinterließ die Kinder Bedřich, Anežka, Svatopluk und Vojtěch. Das zweite Mal heiratete Vladislav 1153 Judith, Tochter des Landgrafen Ludwig I., mit der er die Kinder Ottokar I., Vladislav Heinrich und Richsa hatte.


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