Voigt-Reaktion

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Die Voigt-Reaktion (auch Voigt-Kondensation oder Voigt-Aminierung) ist eine Namensreaktion in der Organischen Chemie, welche nach Karl Voigt benannt und im Jahre 1886 erstmals von ihm beschrieben wurde. Es handelt sich dabei um eine Kondensationsreaktion, die zur Bildung von sekundären oder tertiären α-Amino-ketonen führt.[1][2]

Übersichtsreaktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Voigt-Reaktion reagieren ein primäres oder sekundäres Amin (R1 = H, Alkyl- oder Arylgruppe; R2 = Alkylgruppe) mit Benzoin unter Abspaltung von Wasser zu einem sekundären oder tertiären α-Amino-keton. Als Kondensationsreagenz wird üblicherweise Salzsäure oder Phosphorpentoxid verwendet. Aus sterischen Gründen funktioniert die Reaktion besonders gut mit primären Aminen, wobei einige komplex aufgebaute primäre Amine mit großer sterischer Hinderung eine Ausnahme bilden und nicht entsprechend der Voigt-Reaktion reagieren. Aus demselben Grund reagieren nur wenige sekundäre Amine mit Benzoin. Relativ einfach aufgebaute sekundäre Amine, z. B. Pyrrolidin oder Piperidin, liefern aber das korrespondierende tertiäre α-Amino-keton.[2]

Reaktionsmechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wird davon ausgegangen, dass die Reaktion durch einen Angriff der Aminogruppe 1 an der Carbonylgruppe des Benzoins 2 initiiert wird. Nach intramolekularer Protonenübertragung vom Ammonium zur Hydroxygruppe und Protonierung der Verbindung bildet sich nach Abspaltung von Wasser das Imin 3. Dieses tautomerisiert im nächsten Schritt zum Enamin 4. Durch eine weitere [1,3]-Wasserstoff-Verschiebung und anschließender Deprotonierung bildet sich das α-Amino-keton 5.[2]

Beispielreaktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Zusammengabe stöchiometrischer Mengen von 2-Aminopyridin und Benzoin bildet sich in Gegenwart von Wärme, Salzsäure als Kondensationsreagenz und Toluol als Lösungsmittel unter Wasserabspaltung ein sekundäres α-Amino-keton.[2]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Voigt-Reaktion bildet eine gute Möglichkeit zur Synthese optisch aktiver α-Amino-ketone.[3] Resultierende α-Amino-ketone können außerdem zu α-Amino-alkoholen, welche zwei Phenylgruppen aufweisen, reduziert werden.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. von Meyer, Karl Voigt: V. Ueber die Einwirkung von primären aromatischen Aminen auf Benzoïn. In: Journal für Praktische Chemie. Band 34, Nr. 1, 1886, S. 1–27, doi:10.1002/prac.18860340101.
  2. a b c d e Zerong Wang: Voigt Reaction. In: Comprehensive Organic Name Reactions and Reagents. John Wiley & Sons, Inc., Hoboken, NJ, USA 2010, ISBN 978-0-470-63885-9, S. 2888–2891, doi:10.1002/9780470638859.conrr645.
  3. H. Surya Prakash Rao, Satish Vijjapu: The Voight reaction on tertiary α-hydroxy ketones. In: Tetrahedron. Band 71, Nr. 44, 4. November 2015, S. 8391–8406, doi:10.1016/j.tet.2015.08.069.