Walter Caldonazzi

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Walter Caldonazzi (* 3. Juni 1916 in Mals/Südtirol; † 9. Jänner 1945 in Wien) war österreichischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er wurde im Wiener Landgericht enthauptet.

Der junge Caldonazzi

Walter Caldonazzi verbrachte seine Kindheit in Kramsach in Nordtirol und besuchte das Gymnasium in Kufstein, wo er zur Mittelschul-Verbindung Cimbria Kufstein im MKV fand. Sein Interesse am Forstwesen führte den späteren Forstingenieur an die Hochschule für Bodenkultur in Wien. Dort fand der streng gläubige Student zur K.Ö.H.V. Amelungia Wien im ÖCV, wo er 1937 eintrat.

Nach dem Einmarsch in Österreich am 12. März 1938 wurden alle katholische Studentenverbindungen verboten und aufgelöst, daher trafen sich die Amelungen in geheimen Gruppen. Im Juni 1938 kam es dabei zur Burschung Caldonazzis.

Durch einen schweren Unfall im Dezember 1933 beim Zusteigen zu einem Zug brach sich Caldonazzi die Hüfte und das Bein. Aufgrund der bleibenden körperlichen Benachteiligung führte er oft einen Stock mit sich, der – wie ein Zeitzeuge berichtet – bei tätlichen Angriffen von liberal gesinnten Studenten bei diversen „Couleurbummeln“ in den Arkaden der Universität Wien zur Selbstverteidigung diente.

Widerstand

Nach dem Studium trat Walter Caldonazzi der katholischen, monarchistischen Widerstandsorganisation des Kaplans Heinrich Maier bei. Sein Engagement um den Widerstand und die damit verbundene Gründung einer Zweiggruppe der Widerstandsorganisation in Kramsach hatte die Verhaftung Caldonazzis durch die Gestapo am 15. Jänner 1944 (oder 25. Februar 1944 laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes) zur Folge. Ihm wurde vorgeworfen, Flugblätter hergestellt und verbreitet zu haben sowie Wehrpflichtige durch Besorgung von fiebererregenden Medikamenten dienstunfähig gemacht zu haben. Die Anklage lautete auf „Selbständigmachung Österreichs zum Schaden des Deutschen Reiches“. Am 26. Oktober 1944 (oder 28. Oktober 1944 laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes) wurde Caldonazzi bei seiner Verhandlung vor dem Volksgerichtshof I in Wien zum Tode durch das Fallbeil verurteilt.

Gefangenschaft und Tod

„...Meine Tage und Stunden sind bereits gezählt, wisset, daß ich mein Leben gerne für die Heimat hingebe, obwohl mich der Gedanke an meine Hedi und Hertha so manche bittere Träne kostete. Ihr wißt, ich war immer ein Gegner des Krieges, immer ein Feind des geistlosen preußischen Militarismus. Macht mir keine Vorwürfe, bitte, mir war dieser scheußliche Tod vorgezeichnet, ich trage mein Los voll treu ergeben als treuer Christ. Eine Freude hätte ich, das heißt Bitte: Bringt mir am schönsten Platz der Welt, wie es mir schien, am Almkranz auf der Praa-Alm ein Marterl an, mit der Bitte um Gebet und den Worten 'O Land Tirol, mein einzig Glück, dir sei geweiht mein letzter Blick!'...,“ schrieb Caldonazzi in einem Brief vom 1. Jänner 1945 an seine Familie und bekannte darin, wie auch in zahlreichen weiteren Briefen, die erhalten sind, seine Liebe zu Österreich und seinem katholischen Glauben.

Kurz vor seinem Tod hatte Caldonazzi neben den Widerstandskämpfern der Gruppe Maier-Messner-Caldonazzi auch eine tragische Begegnung mit seinem Bundesbruder Ortner im Landesgericht. Er schrieb in einem Brief an seine Familie vom 5. Jänner 1945: „...Ernst Ortner, Lienz, machte mit mir die Mittelschule und war auch Cimber. Nach zehn Jahren sehen wir uns hier wieder!...“

Der Gefangenenhausseelsorger Eduard Köck schrieb in seinem Bericht über die Hinrichtung von Walter Caldonazzi: „Caldonazzi war ein tief religiöser, streng kath. Mann, ein unentwegter Österreicher. Er empfing zu wiederholten Malen und zuletzt kurz vor seiner Hinrichtung die heiligen Sakramente. Er bat mich, letzte Grüße zu übermitteln an die lb. Eltern und die Schwester und an seine Braut Hedi Kapeller, die letzten Gedanken waren bei ihnen. Als er aus der Zelle E44 (Einzeltrakt-Parterre) in die Armensünderzelle abgeführt wurde, rief er: ‚Es lebe Christus der König!‘ er blieb in der Armensünderzelle ruhig und gefasst. Er bat mich seiner Braut und seiner Schwester seinen Wunsch und seine Bitte mitteilen zu wollen, daß sie weiterhin brave katholische anständige Mädchen bleiben sollen so christlich weiterhin verbleiben sollen wie bisher und wie er selbst immer gewesen ist und als solcher auch gestorben ist. Als er um 18 Uhr zur Hinrichtung geführt wurde, rief/betete er: ‚O Gott, rechne ihnen dies nicht zur Sünde an!‘ Er starb am Dienstag den 9. Jänner 1945 um 18:04 Uhr abends.“

Gedenkstätten

  • 1989 wurde für Ernst Ortner und Walter Caldonazzi am unteren Stadtplatz in Kufstein eine Gedenktafel mit den Worten: DIE KATHOLISCHE ÖSTERREICHISCHE STUDENTENVERBINDUNG CIMBRIA KUFSTEIN GEDENKT IHRER NS-OPFER DIPL.ING. WALTER CALDONAZZI UND ERNST ORTNER enthüllt.
  • Im September 1993 wurde der Wunsch Caldonazzis von seinen Bundesbrüdern der Amelungia erfüllt und am Altmkreuz der Praa-Alm/Wildschönau eine Gedenktafel angebracht (Errichtung durch den ortsansässigen Vereins der Forstwirte).
  • In Kufstein wurde am 11. Mai 2002 anlässlich der 45. CVV des ÖCV ein Gedenkstein am Fuße der Festung enthüllt.
  • In Wien wurde am 7. Juni 2006 der Platz zwischen Speisinger Straße und Gallgasse laut Gemeinderatsausschusssitzung vom 21. Februar 2006 (A.Z.: 00587-2006) offiziell mit der Anbringung eines Straßenschildes mit Zusatz „Dipl.-Ing. Walter Caldonazzi (1916-1945), Katholischer Widerstandskämpfer, am 9. Jänner 1945 hingerichtet“ als Walter-Caldonazzi-Platz benannt. 2008 wurde Caldonazzi auf dem Platz ein zu diesem Zweck aufgestellter Gedenkstein gewidmet.
  • Am 5. Juli 2007 beschließen die Freunde zeitgenössischer Kunst mit der Enthüllung der Gedenktafel am neuen Walter Caldonazzi Platz in Kramsach die 2003 gestartete Aufarbeitung der NS-Zeit in Kramsach.

Literatur

  • Herbert Fritz: Farben tragen - Farbe bekennen, 1938 - 1945. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Österreichischer Verein für Studentengeschichte, Wien 1988, (Acta studentica 71 B, ZDB-ID 1350204-9), S. 132–136.

Weblinks