Weiße Wanne

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Weiße Wanne ist ein Begriff aus dem Bauwesen für eine wasserundurchlässige Stahlbetonkonstruktion. Entscheidendes Merkmal ist das Fehlen zusätzlicher Abdichtungsschichten, da die tragende Stahlbetonkonstruktion auch das abdichtende Element bildet. Das System der Weißen Wanne findet häufig Anwendung bei der Abdichtung gegen Grundwasser oder Sickerwasser, beispielsweise bei Fundamenten bzw. Bodenplatten, Außenwänden von Kellergeschossen und von oben mit Erde überschütteten Decken. Wasserspeicher und Schwimmbecken können auf diese Weise auch abgedichtet werden.

Merkmale

Die Dichtigkeit der Weißen Wannen wird durch die Verwendung von wasserundurchlässigem Beton, die Abdichtung von Arbeits- und Dehnfugen, die Ausbildung von wasserdichten Durchdringungen und die Beschränkung der Rissbreiten im Beton erreicht. Nach der Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie) des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton (DAfStb) 11/2003 gibt es neben der Beschränkung der Rissbreiten weitere Möglichkeiten eine Weiße Wanne auszuführen. Ein Verzicht auf die Rissbegrenzung ist möglich, wenn aufgetretene Risse nachträglich planmäßig abgedichtet werden. Dadurch kann eine Weiße Wanne in der Nutzungsklasse A erstellt werden und der Bewehrungsgrad kann erheblich geringer gewählt werden. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, die Lage und Menge der Risse mit sogenannten Sollrissquerschnitten zu planen. Auch hier ist mit einer höheren Nutzungsklasse und geringerem Stahleinsatz zu rechnen. Eine Bauweise mit der sogenannten Frischbetonverbundfolie zählt zusätzlich zur Bauweise Weiße Wanne.

Wichtig ist neben einer fachgerechten Ausführung vor allem die Planung. Diese besteht im Vorsehen von Maßnahmen zur Rissvermeidung, der Festlegung von Fugen in den Bauteilen, der Abstimmung mit der Tragwerksplanung und Vorgaben zur Arbeitstaktung und Betonnachbehandlung. Auch die Art der Abdichtung von Fugen und Durchdringungen ist festzulegen. Sie schließt außerdem auch eine bauphysikalische und raumklimatische Gesamtbetrachtung mit ein.

Eine fachmännische Überwachung der Arbeiten auf der Baustelle ist ebenfalls ratsam. Einbau und Verdichten des Betons sind sorgfältig auszuführen, insbesondere ein Entmischen des Betons ist zu vermeiden. Eine fachgerechte Nachbehandlung ist notwendig.

Zur innenliegenden Abdichtung der Fugen werden Fugenbänder, Fugenbleche, Quellbänder oder Verpressschläuche eingesetzt. Als Graue Wanne bezeichnet man druckwasserdicht außenliegende PVC-Profile zur Abdichtung von Arbeitsfugen, Gebäudetrennfugen und Sollrissquerschnitten an Bauwerken aus wasserundurchlässigem Beton gemäß Bauregelliste A, Teil 2, lfd. Nr. 1.4. Dazu zählen neben der K-Wanne als Flächenabdichtung (denn ein Beton bekommt in der Fläche häufig Risse, wie auch oft an im Beton eingesetzten Kunststoffelementen) auch Rohrdurchführungen, die nicht innen abdichten, sondern außen, wo das Wasser ansteht.

Früher wurde angenommen, dass infolge Diffusion, Druckgefälle und kapillarer Saugfähigkeit ein steter Feuchtetransport durch das Bauteil vorhanden ist. Dies ist nach neuesten Untersuchungen für genügend dicke ungerissene Betonbauteile (d ≥ 24 cm) nicht der Fall.

Nach „WU-Richtlinie“ des DAfStb 11/2003 kann von einem Dreibereichsmodell ausgegangen werden. Dieses ist unabhängig vom hydrostatischen Wasserdruck am wasserberührten Bauteil. Für einen Beton C30/37 mit einem Wasserzementwert von maximal 0,55 ergeben sich beispielsweise folgende Maßangaben:

  1. Bereich – Einflussbereich des anstehenden Wassers: Dieser Bereich teilt sich nochmals in den außenliegenden Druckwasserbereich (0–25 mm) und den dahinterliegenden Kapillarbereich (≤ 70 mm). Wechselwirkungen des Porenwassers mit den Zementphasen führen zu einer deutlichen Reduktion der kapillaren Weiterleitung.
  2. Bereich – Kernbereich: Bei ausreichender Bauteildicke (d ≥ 20 cm) wird durch den Kernbereich kein Wasser transportiert. Hier erfolgt kein Wasserdurchtritt von außen nach innen, auch nicht in Form von Wasserdampf.
  3. Bereich – Diffusionsbereich zum Innenraum: Innenseitig bildet sich ein Austrocknungsbereich (zirka 40 bis 80 mm). Überschussfeuchte des mineralischen Baustoffes Beton tritt bei trockener Nutzung des Raumes in die Raumluft aus. In den ersten Jahren trockener Nutzung stellt sich eine Ausgleichsfeuchte ein. Der Beton hat sich im Bereich 3 an die Nutzungsumgebung angepasst.

Anforderungen

Seit November 2003 sind in Deutschland die Anforderungen an Weiße Wannen durch die Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton des deutschen Ausschusses für Stahlbeton geregelt.

Danach wird die Beanspruchung in zwei Klassen eingeteilt. Die Beanspruchungsklasse 1 gilt für drückendes und nichtdrückendes Wasser sowie zeitweise aufstauendes Sickerwasser, die Beanspruchungsklasse 2 für Bodenfeuchte und nichtstauendes Sickerwasser.

Außerdem wurden Nutzungsklassen in Abhängigkeit von der Funktion des Bauwerks und von den Nutzungsanforderungen an das Bauteil festgelegt. Bei der Nutzungsklasse A ist ein Feuchtetransport in flüssiger Form (Wasserdurchtritt) nicht zulässig. Bei der Nutzungsklasse B sind Feuchtstellen auf der Bauteiloberfläche zulässig, d. h. es wird im Gegensatz zur Nutzungsklasse A nur eine begrenzte Wasserundurchlässigkeit gefordert. Daneben gibt es noch die besonders vereinbarte Nutzungsklasse. Für die klassische Weiße Wanne gilt somit Beanspruchungsklasse 1, Nutzungsklasse A, welche jedoch mit der klassischen Weißen Wanne Bauweise (Rissbegrenzung) nicht erreicht werden kann.

Als Mindestdicken wird empfohlen:

Bauteil Beanspruchungsklasse Ortbeton Elementwände Fertigteile
Wände 1 240 mm 240 mm 200 mm
Wände 2 200 mm 240 mm 100 mm
Bodenplatte 1 250 mm 200 mm
Bodenplatte 2 150 mm 100 mm

Siehe auch

Literatur

Weblinks