Wilhelm Frankl

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Leutnant Wilhelm Frankl

Wilhelm Frankl (* 20. Dezember 1893 in Hamburg; † 8. April 1917 zwischen Vitry-en-Artois und Sailly-en-Ostrevent, Pas-de-Calais, Frankreich) war ein deutscher Jagdflieger und Träger des Ordens Pour le Mérite im Ersten Weltkrieg.

Leben

Wilhelm Frankl, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, erwarb nach seinem Abitur in Frankfurt am Main bei der ersten deutschen Pilotin Melli Beese 1913 den Pilotenschein in Johannisthal. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Fliegertruppe und wurde nach seiner Ausbildung zum Militärflugzeugführer bei den Feldfliegerabteilungen 1 und 40 als Aufklärungs-, Artillerie- und Bombenflieger eingesetzt. In dieser Verwendung erzielte er am 10. Mai 1915 seinen ersten Luftsieg mit einem fünfschüssigen Selbstladekarabiner gegen ein französisches Voisin-Flugzeug, das seinerseits mit einem Maschinengewehr bewaffnet war. Sein Abteilungsführer Hauptmann Adolf Victor beschrieb ihn nach Kriegsende in seinem Buch Vom Gefreitenknopf zum Pour-le-merite als „tollkühnen, leidenschaftlichen Flieger, der im Kameradenkreis wegen seiner Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit uneingeschränkte Beachtung findet“.

Wilhelm Frankl war der Bruder von Clarence C. Franklin alias C. Frankl, der das Sanatorium von Dr.Oskar Kohnstamm nach dessen Tode bis zur Emigration im Jahre 1938 betrieb.

Pour le Mérite

Wiederholt wegen Tapferkeit ausgezeichnet und zum Vizefeldwebel aufgerückt, wurde er im Januar 1916 zu einem Kampfeinsitzerkommando kommandiert. Erst nachdem er sich taufen lassen hatte, wobei neben dem „Wunsche zu avancieren“[1] auch ein Heiratsvorhaben eine Rolle gespielt haben soll, wurde er nach seinem vierten Abschuss zum Leutnant befördert.[2] Der Offiziersrang war die Voraussetzung dafür, dass er nach dem achten Abschuss als neunter Jagdflieger den Orden Pour le Mérite erhalten konnte. 1917 übernahm er das Kommando über die Jasta (Jagdstaffel) 4. Am 2. April 1917 schoss er als erster Pilot überhaupt ein gegnerisches Flugzeug bei Nacht ab, danach bei Tag drei weitere Flugzeuge. Am 5. April 1917 erzielte Leutnant Frankl drei Luftsiege.

Drei Tage später fiel er im Luftkampf am Steuer seiner Albatros D.III bei Vitry-en-Artois.[3] Er war einer von 12.000 deutschen jüdischen Kriegsteilnehmern, die im Ersten Weltkrieg fielen. Mit 19 Luftsiegen wird er zu den erfolgreichsten Jagdfliegern des Ersten Weltkrieges gezählt. Aus Sicht der jüdischen Religionsgemeinschaft galt Frankl bei seinem Tode nicht mehr als Jude, da er sich hatte taufen lassen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus erhielt im Rahmen der von Hanns Möller zusammengestellten Biographien der Träger des Pour le Merite auch Frankl, bezeichnet als „der 'Makkabäer' Frankl[4] noch einmal eine letzte kurze Würdigung seiner militärischen Verdienste, ansonsten wurde er beim propagandistischen Kult um deutsche Fliegerpersönlichkeiten des Ersten Weltkrieges wegen seiner jüdischen Herkunft verschwiegen.

Wilhelm-Frankl-Kaserne

Nachdem zwölf Jahre zuvor ein entsprechender Vorschlag von Gerd Schmückle zunächst an Ablehnung und hinhaltenden Widerstand gescheitert war[5], wurde am 22. November 1973 auf die Initiative einer engagierten Gruppe von Feldwebeln hin die Luftwaffenkaserne in Neuburg an der Donau in „Wilhelm-Frankl-Kaserne“ umbenannt. Gleichzeitig erhielt das dort stationierte Jagdgeschwader 74 den (2005 wieder aberkannten) TraditionsnamenMölders“.

Literatur

  • Felix Aaron Theilhaber: Jüdische Flieger im Weltkrieg. Verlag der Schild, Berlin 1924
  • Rolf Vogel: Ein Stück von uns: deutsche Juden in deutschen Armeen 1813–1976, eine Dokumentation. 2. Aufl., Verlag von Hase & Koehler, Mainz 1977, ISBN 3-7758-0920-1.
  • Heinrich Walle (Hrsg.): Deutsche jüdische Soldaten 1914–1945. Katalog zur Wanderausstellung, im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, 3. erw. Aufl., Mittler, Herford 1987, ISBN 3-8132-0277-1.

Weblink

http://www.pourlemerite.org/wwi/air/frankl.html

Wilhelm Frankl auf einer Postkarte mit anderen Jagdfliegern (Frankl unten rechts)

Einzelnachweise

  1. Theilhaber: Jüdische Flieger im Weltkrieg, S. 82
  2. Nach einer anderen Version erhielt er nach der Taufe den Orden Pour le Mérite, Aus: Jacob Rosenthal Die Ehre des jüdischen Soldaten – Die Judenzählung im Ersten Weltkrieg und ihre Folgen, Frankfurt am Main 2007, Bildtafel 10
  3. Er wurde nach dem 19. Luftsieg abgeschossen: Jacob Rosenthal Die Ehre des jüdischen Soldaten – Die Judenzählung im Ersten Weltkrieg und ihre Folgen, Frankfurt am Main 2007, Bildtafel 10
  4. Hanns Möller-Witten: Geschichte der Ritter des Ordens „pour Le Mérite“ im Weltkrieg, Bernard & Graefe, Berlin 1935, S. 19, vgl. S. 328
  5. Gerd Schmückle: Ohne Pauken und Trompeten: Erinnerungen an Krieg und Frieden. 2. Aufl., DVA, Stuttgart 1982, S. S. 222