Wolfgang Heribert von Dalberg

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Wolfgang Heribert von Dalberg
Mannheim, Dalberghaus (heute Teil der Stadtbibliothek) und Dalberg-Denkmal
Das so genannte Dalbergsche Bühnenmodell (um 1800, heute Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim) ist die Nachbildung einer Bühne mit der Bühnentechnik, wie sie am Mannheimer Theater zu Dalbergs Zeit üblich war.
Grabmal auf dem Hauptfriedhof Mannheim

Wolfgang Heribert Kämmerer von Worms Freiherr von Dalberg (* 18. November 1750 in Worms-Herrnsheim; † 27. September 1806 in Mannheim) war badischer Großhofmeister und Staatsminister; ab 1778 auch Intendant des Nationaltheaters in Mannheim.

Leben

Laut den meisten historischen Quellen ist Wolfgang Heribert von Dalberg auf dem Familiensitz Schloss Herrnsheim geboren. Andere Belege konstatieren, er sei in Mainz geboren und in der dortigen Pfarrkirche St. Emmeran getauft.[1] Er studierte in Göttingen Rechtswissenschaften und arbeitete zunächst im dortigen Königlich Historischen Institut. 1771 heiratete er Elisabeth Augusta Ulner von Dieburg, Tochter des kurpfälzischen Oberst-Hofmarschalls Johann Wilhelm Franz Ulner von Dieburg (1715–1771) und Enkelin des Hofbeamten und Diplomaten Franz Pleickard Ulner von Dieburg.[2] Dadurch kam er in die Residenzstadt Mannheim.

In den nächsten Jahren übernahm er verschiedene Aufgaben in der städtischen Verwaltung. In seiner Funktion als Vizepräsident der Hofkammer entwickelte er die Idee eines Nationaltheaters in Mannheim. Er wollte dadurch nicht nur die Kultur in der Stadt fördern, er dachte dabei auch, Besucher nach Mannheim zu locken. Der Kurfürst förderte die Bestrebungen Dalbergs und am 7. Oktober 1779 wurde die erste Premiere unter der Intendantur Dalbergs am Nationaltheater gefeiert.

Dalberg erhob das Mannheimer Theater zu hoher Blüte. Bekannt ist er durch seinen Umgang mit Friedrich Schiller, dessen erste Dramen er in Mannheim aufführen ließ, wobei er besonders bei den Räubern auf erheblichen Veränderungen bestand (Verlegung ins Mittelalter). Er bot 1784 Schiller einen Vertrag als Theaterdichter an. Schiller wurde vom Mannheimer Theaterdirektor verpflichtet, drei Theaterstücke abzuliefern. Fiesko wurde am 11. Januar 1784 mit wenig Erfolg uraufgeführt. Am 15. April 1784 wurde Kabale und Liebe in Mannheim aufgeführt.

Ab 1803 war er badischer Staatsminister. Die Intendanz in Mannheim gab er in jenem Jahr weiter an seinen Schwiegersohn Friedrich Anton von Venningen (1765–1832).

Dalberg schrieb mehrere eigene Dramen und bearbeitete fremde für die Aufführung, insbesondere Werke William Shakespeares. An ihn sind Schillers „Briefe an den Freiherrn von Dalberg“ gerichtet. Unter seiner Intendanz spielte u. a. August Wilhelm Iffland.

Der französische Minister Emmerich Joseph von Dalberg (1773−1833) war sein Sohn.

Freimaurerei

Dalberg war Mitglied der Freimaurerloge Joseph zu den drei Helmen in Wetzlar, spielte in der Strikten Observanz eine Rolle und nahm 1782 am Wilhelmsbader Konvent teil. Er war Mitbegründer der Wormser Loge Johannes zur brüderlichen Liebe und der Heidelberger Loge Karl zum Reichsapfel. Im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern Johann Friedrich Hugo und Karl Theodor trat er jedoch nicht dem Illuminatenorden bei.[3]

Auszeichnungen

Der Minister war Inhaber der Großkreuze des bayerischen Ordens vom Hl. Hubertus und des badischen Hausordens der Treue.[4]

Grabstätte

Wolfgang Heribert von Dalberg und seine Gattin fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem katholischen Friedhof, Mannheim, K 2. Bei dessen Auflösung überführte man die die sterblichen Überreste und das klassizistische Grabmal auf den Hauptfriedhof Mannheim. Der Stein wurde 1977 restauriert.[5]

Literatur

Weblinks

Commons: Wolfgang Heribert von Dalberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Beispiel für die Mainzer Geburtsvariante, aus: Michael Embach Johann Friedrich Hugo von Dalberg, 1760-1812, Schriftsteller - Musiker - Domherr, Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, 1998, Seite 39
  2. „Ulner von Dieburg, Johann Wilhelm Franz Freiherr“. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Hans-Jürgen Schings: Die Brüder des Marquis Posa. Schiller und der Geheimbund der Illuminaten, Tübingen: Niemeyer 1996, S. 64.
  4. Grabinschrift Hauptfriedhof Mannheim
  5. „Die Friedhöfe in Mannheim“ , Südwestdeutsche Verlagsanstalt Mannheim, 1992, Seiten 130 und 131