Conus

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Conus

Streifen-Kegelschnecke (Conus striatus)

Systematik
Ordnung: Sorbeoconcha
Unterordnung: Hypsogastropoda
Teilordnung: Neuschnecken (Neogastropoda)
Überfamilie: Conoidea
Familie: Kegelschnecken (Conidae)
Gattung: Conus
Wissenschaftlicher Name
Conus
Linnaeus, 1758

Conus ist der Name einer marinen Schneckengattung. Mit über 600 anerkannten Arten ist sie die artenreichste Gattung aus der Familie der Kegelschnecken.[1]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Conus ist in den tropischen und subtropischen Meeren vertreten. Den größten Artenreichtum erreicht die Gattung im westlichen Indopazifik. Nur wenige Arten gibt es in gemäßigten Breiten, so an der Küste Südafrikas,[2][3] im Mittelmeer (Mittelmeerkegel)[4] und an der Küste Südkaliforniens (Conus californicus).[5] In Mitteleuropa ist sie nicht vertreten. Die Conus-Arten besiedeln verschiedene Lebensräume vom Küstenbereich bis in tiefere Zonen, auf Sand, Felsen oder Korallenriffen.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kegelschnecken der Gattung Conus haben ein weitgehend konisches Gehäuse mit glatter Zentralspindel (Columella) und einer langgestreckten, schmalen, geraden, ungezähnten Mündung. An der Spitze dieses Conus, aus welcher der Sipho ragt, befindet sich der Kopf der Schnecke. Am hinteren, breiten Ende des Gehäuses stehen die Umgänge des Gewindes so hervor, dass sie näherungsweise einen stark abgeflachten zweiten Kegel bilden. Das hornige Operculum ist klein.

Die Arten der Gattung Conus variieren stark hinsichtlich Größe, Farbe und Musterung. Die größten Arten erreichen 23 cm Körperlänge. Da es auch innerhalb vieler Conus-Arten starke Variabilität gibt, sind viele Synonyme beschrieben worden. Im Jahre 2009 lagen 3200 verschiedene Artnamen dieser Gattung vor, wobei jährlich etwa 16 neue Arten beschrieben werden. Über 600 Arten sind anerkannt.[6]

Entwicklungszyklus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kegelschnecken sind getrenntgeschlechtlich. Das Männchen verfügt über einen ausstreckbaren Penis. Das Weibchen besitzt am Fuß eine Drüse, mit der die Eikapseln gebildet werden. Über den Fuß gelangen die Eier an die Öffnung dieser Drüse. Die Eikapseln werden an einem festen Untergrund befestigt. In einer Eikapsel wurden je nach Art und Individuum 40 bis 11.400 Eier gezählt. Der Großteil der Eier entwickelt sich zu Larven, und es gibt keine Nähreier. In der Eikapsel wird das Trochophora-Stadium nach 2–6 Tagen, das Veliger-Stadium nach 6–10 Tagen erreicht. Die Veliger-Larven schlüpfen nach ca. 2 Wochen. Im Laboratorium überleben sie nicht länger als 9 Tage. Bei Conus pennaceus kommt es bereits am ersten Tag nach dem Schlüpfen zur Metamorphose. Die Radula der hieraus hervorgehenden Jungschnecken unterscheidet sich noch von derjenigen erwachsener Schnecken.[7]

Conus marmoreus mit erbeuteter Kaurischnecke Monetaria caputserpensis
Conus striatus mit erbeutetem Fisch

Nahrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sämtliche Conus-Arten leben wie die übrigen Kegelschnecken und andere Pfeilzüngler (Conoidea) räuberisch und töten ihre Beute mit Gift, das mittels harpunenartig umgebildeter Radulazähne injiziert wird. In der Nähe befindliche Beute wird chemisch durch das Osphradium wahrgenommen, das bei Kegelschnecken besonders hoch entwickelt ist. Aas löste bei den untersuchten Kegelschnecken im Gegensatz zu lebender Beute keine Suchreaktionen aus. Ein Giftzahn wird nur einmal verwendet. Nach einem erfolglosen Angriff wird er abgestoßen, ansonsten mit der Beute verschluckt.[8] Wie auch andere Pfeilzüngler-Schnecken ernähren sich die meisten Conus-Arten von Polychaeten, so z. B. Conus ebraeus, andere von Eichelwürmern, z. B. Conus quercinus. In der Gattung Conus gibt es jedoch auch eine Reihe von Arten, die auf Mollusken oder Fische als Beutetiere spezialisiert sind. Diese Arten haben besonders schnell wirkende Gifte, damit die Beute sich nicht mehr entfernen kann. Zu den fischfressenden Arten gehören Conus striatus,[8] Conus catus,[8] Conus purpurascens,[9] Conus tulipa,[10] Conus magus[11] und Conus geographus sowie als einzige Art des Atlantiks Conus ermineus,[12][13] zu den schneckenfressenden Conus marmoreus[14] und Conus textile.[15] Ausgewachsene Kegelschnecken sind zwar meist relative Nahrungsspezialisten, doch kann sich das Beutespektrum im Verlauf des Lebens ändern. Bei Conus magus wurde beobachtet, dass Jungtiere, die zur Jagd auf Fische noch zu klein sind, kleine Polychaeten fressen, während bei Adulten die Beute aus Fischen besteht. Dabei ändert sich im Laufe des Lebens die Gestalt der Harpunen. Ähneln die Zähne der Juvenilen noch denen der vermivoren Kegelschnecken, sind sie im Erwachsenenalter an die Jagd auf Fische angepasst.[11] Piscivore Kegelschnecken unterscheiden sich von den vermivoren auch dadurch, dass die relativ große Beute im Vorderdarm vorverdaut wird, da sie erst dann in die hinteren, im Inneren des Schneckenhauses befindlichen Darmabschnitte gelangen kann.[8]

Feinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eier und Larven fallen Fischen zur Beute, weitere mögliche Feinde für Jungtiere sind Seesterne und Schlangensterne. Ausgewachsene Kegelschnecken haben wenige Feinde. Gegen diese setzen sie sich mit Hilfe ihrer giftigen Harpunen zur Wehr, so auch gegen Menschen. Auf Grund zerbrochener Schneckenhäuser wird vermutet, dass einige Fischarten wie Papageienfische und Muränen den Schnecken nachstellen. Seesterne fraßen Kegelschnecken im Laborversuch nur ausnahmsweise, während Tritonschnecken der Gattung Cymatium wiederholt Kegelschnecken erbeuteten.[7]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2009 wurden die über 600 Kegelschneckenarten innerhalb der monogenerischen Familie Conidae in eine einzige Gattung Conus gestellt. Christopher Meyer und Alan Kohn begannen mit molekulargenetischen Untersuchungen zur Klärungen der Phylogenie. Diese Untersuchungen und die Debatte über die Systematik dauern an.[16] 2009 schlugen J.K. Tucker und M.J. Tenorio für die rezenten Kegelschnecken auf Grund morphologischer und molekulargenetischer Untersuchungen 3 verschiedene Familien und 82 Gattungen vor.[17][18] Andere Malakologen befürworten weiterhin eine einzige Gattung Conus innerhalb der Familie Conidae. Puillandre, Duda, Meyer, Olivera und Bouchet befürworten dagegen 2015 eine Systematik mit vier Gattungen, bei der ein Großteil der Arten – rund 85 % – weiterhin zu Gattung Conus mit 57 Untergattungen gehören, dazu aber Conasprella mit 11 Untergattungen und Profundiconus mit jeweils einem Dutzend Arten sowie der monotypische Californiconus kommen, so wie es auch im World Register of Marine Species zu finden ist. Die vorgeschlagenen Artnamen in 68 Untergattungen werden als Alternativnamen akzeptiert.[19][20]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut World Register of Marine Species gehören zur Gattung Conus im weiteren Sinne 748 Arten:[1]

Untergattungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut World Register of Marine Species gehören zur Gattung Conus 57 Untergattungen:[1]

Folgende Namen von Untergattungen wurden synonymisiert:

  • Conus (Coronaxis) Swainson, 1840 ist Conus (Conus) Linnaeus, 1758
  • Conus (Ongoconus) da Motta, 1991 ist Conus (Splinoconus) da Motta, 1991
  • Conus (Spuriconus) Petuch, 2003 ist Conus (Lindaconus) Petuch, 2002
  • Conus (Strioconus) Thiele, 1929 ist Conus (Pionoconus) Mörch, 1852
  • Conus (Theliconus) Swainson, 1840 ist Conus (Hermes) Montfort, 1810 (objektives Synonym)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dieter Röckel, Werner Korn, Alan J. Kohn: Manual of the Living Conidae Vol. 1: Indo-Pacific Region. Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1995. Die Texte zu den einzelnen Kegelschneckenarten des Indopazifiks sind mit Genehmigung der Autoren auf The Conus Biodiversity Website veröffentlicht (siehe Weblinks).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Conus Linnaeus, 1758 (World Register of Marine Species).
  2. M.J. Tenorio, A.J. Monteiro (2008): The Family Conidae. The South African species of Conus. G.T. Poppe, K. Groh (eds): A Conchological Iconography. Hackenheim: ConchBooks.
  3. G.M. Branch, C.L. Griffiths, M.L. Branch, L.E. Beckley, (2010): Two oceans: a guide to the marine life of Southern Africa. Cape Town: Struik Nature. ISBN 978-1-77007-772-0.
  4. A.J. Monteiro, M.J. Tenorio, G.T. Poppe (2004): The Family Conidae. The West African and Mediterranean species of Conus. In: G.T. Poppe, K. Groh (eds): A Conchological Iconography. Hackenheim: ConchBooks.
  5. M.J. Tenorio, J.K. Tucker, H.W. Chaney (2012): The Families Conilithidae and Conidae. The Cones of the Eastern Pacific. In: G.T. Poppe, K. Groh (eds): A Conchological Iconography. Hackenheim: ConchBooks.
  6. The Conus biodiversity website
  7. a b Alan J. Kohn (1994): Ecology of Conus in Hawaii. In: E. Alison Kay (ed.): A Natural History of the Hawaiian Islands: Selected Readings II. 210–254.
  8. a b c d Alan J. Kohn (1956): Piscivorous gastropods of the genus Conus. Proceedings of the National Academy of Sciences, 42(3), 168–171. PMC 528241 (freier Volltext)
  9. Robert Nordsieck (weichtiere.at): Der Giftapparat der Kegelschnecken (Conidae)
  10. The Conus Biodiversity Website: Conus tulipa Linnaeus, 1758
  11. a b J. Nybakken, F. Perron (1988): Ontogenetic change in the radula of Conus magus. Marine Biology 98, 239–242.
  12. J. A. Rivera-Ortiz, H. Cano, F. Marí: Intraspecies variability and conopeptide profiling of the injected venom of Conus ermineus. In: Peptides. Band 32, Nummer 2, Februar 2011, ISSN 1873-5169, S. 306–316, doi:10.1016/j.peptides.2010.11.014, PMID 21126547, PMC 3619394 (freier Volltext).
  13. http://penelope.uchicago.edu/~grout/encyclopaedia_romana/aconite/geographus.html
  14. http://penelope.uchicago.edu/~grout/encyclopaedia_romana/aconite/marmoreus.html
  15. http://www.underwaterkwaj.com/shell/cone/Conus-textile.htm
  16. Interview mit Professor Alan Kohn, Professor Emeritus, Zoologie (Memento vom 27. Februar 2012 im Internet Archive)
  17. J.K. Tucker, M.J. Tenorio (2009): Systematic Classification of Recent and Fossil Conoidean Gastropods. ConchBooks, Hankenheim 2009.
  18. P. Bouchet, Yu.I. Kantor, A. Sysoev, N. Puillandre (2011): A new operational classification of the Conoidea. Journal of Molluscan Studies 77, 273–308.
  19. N. Puillandre, T. F. Duda, C. Meyer, B. M. Olivera, P. Bouchet (2015): One, four or 100 genera? A new classification of the cone snails. Journal of Molluscan Studies 81, S. 1–23.
  20. Conidae J. Fleming, 1822. World Register of Marine Species. Classification: Traditionally, all cone shells have been included in the Linnaean genus Conus. Tucker & Tenorio (2009) have recently proposed an alternative shell- and radula-based classification that recognizes 4 families and 80 genera of cones. In WoRMS, we currently still recognize a single family Conidae (following Puillandre et al. 2011), but Tucker & Tenorio's 80 genera classification is presented as "alternative representation". [P. Bouchet, 14 Aug. 2011]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Conus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien