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Sperbereule

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Sperbereule
Sperbereule
Sperbereule
Sperbereule (Surnia ulula)
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Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
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Die Sperbereule (Surnia ulula L.) ist eine mittelgroße Eulenart, die in den borealen Nadelwäldern Eurasiens und Nordamerikas beheimatet ist. Im Winterhalbjahr ist sie gelegentlich in Dänemark, den nördlichen Regionen von Polen sowie von Deutschland beobachtbar.

Namensherkunft

Ihren Namen hat sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem Sperber (Accipiter nisus), einem kleineren Verwandten des Habichts, erhalten. Ähnlich wie beim Sperber ist ihre Unterseite quer gebändert. Auch im Seitenprofil und im Flug erinnert sie an einen Sperber. Wie dieser hat sie einen schnellen und wendigen Jagdflug und vermag ihre maximale Fluggeschwindigkeit sehr schnell nach dem Start zu erreichen. Aber nicht nur in Gefieder und Flugbild (mit recht langem Schwanz) ist sie dem Sperber ähnlich, sondern auch in ihrer Lebensweise: Sie ist am Tage und in der Dämmerung aktiv und macht Jagd auf Kleinvögel und Wühlmäuse.

Aussehen

Die Sperbereule ist mit einer Körperlänge von 36 bis 41 Zentimetern eine mittelgroße Eule, die in der Größe der Waldohreule gleicht. Anders als diese hat die Sperbereule jedoch keine Federohren.
Der Schwanz der Sperbereule ist auffallend lang und keilförmig auslaufend. Der abgeflachte Kopf ist im Verhältnis zum Körper klein. Wie viele der Eulen hat sie einen hellen Gesichtsschleier, der deutlich braunschwarz umrahmt ist. Die gelblichen Augen sind groß und haben auffallend schwarze Pupillen. Auch der Schnabel ist hellgelb gefärbt.

In der Seitenansicht ist deutlich der verhältnismäßig kleine und flache Kopf zu erkennen - gut zu erkennen auch die Gestaltähnlichkeit zum Sperber

Auf der Rückseite des Körpers hat die Sperbereule ein bräunlich-schwarzes Gefieder, das weiß gefleckt ist. Auf der Unterseite ist das Gefieder weiß mit schmalen dunkelgrau-braunen Querbändern. Diese schwarzweiße Bänderung setzt sich bis zur Schwanzspitze fort. Sie macht diese Eule auch im Flug gut erkennbar.

In ihrer Gefiederfärbung unterscheiden sich männliche und weibliche Vögel nicht; weibliche Vögel sind lediglich etwas schwerer als Männchen. Männchen wiegen im Schnitt etwa 270 Gramm, weibliche Vögel im Durchschnitt 320 Gramm. Jungvögel sind insgesamt etwas graubrauner gefärbt. Sie entwicklen außerdem die Querbänder an der Unterseite des Schwanzes erst später.

Stimme

Wie viele Eulen verfügt auch die Sperbereule über eine Reihe ganz unterschiedlicher Lautäußerungen:

Die häufigste, in vielen Klangvariationen und sehr unspezifisch eingesetzte Äußerung beider Geschlechter ist ein kurzer, lockerer Triller, der - speziell zur Anpaarungszeit - nahezu jeden Kontakt mit Artgenossen und jede Aktion begleitet. Weichblubbernd, schnurrend, kollernd, hämmernd bis rauh-sägend begleiten Triller die aggressiv wirkenden Verfolgungsflüge zur Anpaarung und Feindabwehr, auch leiten sie erste Beuteübergaben und Kopulationen ein. (Mebs & Scherzinger, S. 364)

Die Sperbereule singt dabei mit geöffnetem Schnabel den Artgenossen an, sträubt das Gefieder unterhalb des Schnabels, wippt erregt mit dem Schwanz oder bewegt sich ruckartig im Geäst.

Am deutlichsten ist der Reviergesang des Männchens zu vernehmen, der einer rollenden oder perlenden "hu hu huhu ü ü üüüüüü"-Rufreihe entspricht. Der Ruf beginnt verhältnismäßig leise und steigert sich dann in seiner Lautstärke. Begegnen sich die zwei Partner, fallen diese Triller etwas kürzer aus und werden gelegentlich im Duett vorgetragen.

Zum Balzverhalten gehören auch die Bettelrufe der Weibchen, die an ein heiseres "chät" erinnen. Die Bettelrufe der Jungen nach Futter sind gedehnter und zischender und erinner an ein "tschschui-epp".

Zu den Lauten der Feindabwehr und bei Kämpfen zwischen Artgenossen gehört auch Fauchen und Schnabelknappen. Letzteres ist jedoch von der Sperbereule seltener zu hören als beispielsweise von der Sumpfohreule.

Verbreitung

Verbreitung

Die Sperbereule gehört zu den Tierarten, die zirkumpolar verbreitet sind. Sie lebt bevorzugt in borealen Nadelwald und kommt daher in Finnland und den nördlichen Landesteilen Norwegens und Schwedens, in Asien bis nach Kamtschatka und Sachalin sowie in Alaska und Kanada vor, wobei die nördliche Verbreitungsgrenze weitgehend der Baumgrenze entspricht.

Trotz dieses umfangreichen Verbreitungsgebiet werden nur drei Unterarten unterschieden:

  • Surnia ulula ulula ist die Nominatform, die in der Nordpaläarktis lebt.
  • Surnia ulula tianschanica lebt in dem mittelasiatischen Tienschan-Gebirge.
  • Surnia ulula caparoch unterscheidet sich von den zwei anderen Unterarten durch ein dunkleres Gefieder und ist im nördlichen Nordamerika verbreitet.

Lebensraum

Die Sperbereule ist heimisch in borealen Nadelwäldern sowie Gebirgswälder.

Die Sperbereule nutzt vor allem die Waldregionen, in denen Bäume lückig stehen und ihr ausreichend Ansitzwarten in Form von dürren Bäumen zur Verfügung stehen. Sie gehört zu den Arten, die von dem Holzeinschlag in den nordischen Wäldern profitieren. Notwendig ist jedoch, dass dabei ausreichend alte Bäume stehen bleiben, die halboffene Baumhöhlen als Brutgelegenheit bieten und dass ihr genug Ansitzwarten für die Jagd zur Verfügung stehen. Die Sperbereule lebt auch in Mischwäldern, wenn diese mit genügend offenen Flächen durchsetzt sind. So ist sie beispielsweise in der Nähe von Hochmooren und trockenen Hügeln sowie in der Nähe von Kahlschlägen zu finden.

In ihrem Lebensraum ist sie vor allem von der Dichte ihrer hauptsächlichen Beute, den Wühlmäusen abhängig. An das je nach Jahr unterschiedliche Aufkommen von Wühlmäusen passt sie sich mit zum Teil sehr ausgedehnten Wanderungen an, verläßt dabei jedoch in aller Regel die borealen Nadelwälder nicht.

Sperbereulen sind damit sogenannte "Überlebenswanderer" - bricht das Beuteangebot zusammen, kann es zu einem Auswanderung ganzer Eulenbevölkerungen aus einer Region kommen. Dieses Verhalten zeigen im nördlichen Europa auch die Schnee-Eule und der Raufußbussard. Die Sperbereule wird aufgrund dieses Wanderverhaltens zu den vagilen Vogelarten gezählt. Das bedeutet, dass ihre Brutortstreue wenig ausgeprägt ist und sie in Abhängigkeit der Nahrungsgrundlage und der Witterung weit umherstreifen. Nach Ansicht der Biologen Mebs und Scherzinger (s.a. Literatur) ist die Sperbereule sogar die mobilste Eulenart, da sie Wanderungen über mehr als tausend Kilometer unternimmt.

Beutetiere

Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) - sie stellt vor allem während der Brutzeit die Hauptbeute für die Sperbereule dar

Die Nahrungszusammensetzung der Sperbereule schwankt im Jahresverlauf. Während der Zeit, in der sie brütet und sie Junge aufzieht, besteht ihre Beute nahezu ausschließlich aus Wühlmäusen. Hauptbeute dabei ist vor allem die häufig dämmerungsaktive Rötelmaus, die als Forstschädling gilt, da sie im Winter von Baumrinde lebt und einige Baumarten bis in mehrere Meter Höhe entrindet. Massenhaftes Auftreten von Rötelmäusen beeinträchtigt außerdem die Verjüngung von Wäldern, da die Rötelmaus auch Baumkeimlinge frißt. Die Sperbereule ist einer der natürlichen Feinde dieser Maus, die dafür sorgt, dass die gelegentlich in großer Anzahl (sogenannte "Gradation") auftretenden Rötelmäuse verhältnismäßig schnell wieder reduziert werden. Dazu trägt auch bei, dass die Siedlungsdichte der Sperbereulen direkt vom Aufkommen der Wühlmäuse abhängig ist.

Die Sperbereule erbeutet nur selten Tiere, die schwerer als 70 Gramm sind. Früher war man auch davon überzeugt, dass auch Lemminge eine größere Rolle innerhalb des Beuteschemas von Sperbereulen spielen. Obwohl Sperbereule opportunistische Jäger sind und sich dem jeweiligen Beuteaufkommen rasch anpassen, gehören Lemminge nur sehr selten zu den Tieren, die von Sperbereulen geschlagen werden.

Außerhalb der Brutzeit und der Jungenaufzucht sinkt der prozentuale Anteil der Wühlmäuse an der Gesamtbeute auf 57%. Dann steigt der Anteil, den Kleinvögel etwa Drosseln ausmachen, deutlich an. Gelegentlich schlagen sie dann auch größere und schwerere Vögel wie etwa Schneehuhnarten und Haselhühner sowie Drosseln. Im Durchschnitt machen Vögel dann 30 Prozent der Beutetiere aus. Einen weiteren wesentlichen Anteil an den Beutetieren haben in dieser Zeit Spitzmäuse.

Verhalten

Jagdweisen

Die Sperbereule jagt überwiegend am Tag und während der Dämmerung. Selbst helle Vollmondnächte werden von ihr nicht zur Jagd genutzt.

Die Jagdweisen des Sperbereule sind abhängig von der Beute, die sie erjagen möchte. Mit der Ansitzjagd erspäht sie Mäuse am Boden, auf die sie von dieser Warte heraus hinabstößt:

...zum Absprung legt sie das Gefieder schlank an, beugt sich schräg - zum Teil horizontal - vor und wirkt hochkonzentriert ... Zum Mäusefang läßt sich die Eule nahezu senkrecht fallen, auch gleitet sie flach über den Boden oder rüttelt ausdauernd über der Beute. Lebende Mäuse packt sie ein- oder beidbeinig, auch im Vorbeifliegen. Nur bei größerer Beute landet sie und nimmt mit weit vom Körper abgestreckten Flügeln die "Fangstellung" ein. (Mebs & Scherzinger, S. 366)
Die Sperbereule sitzt häufig auch am Tage auf dürren Bäumen und späht von dort aus nach Mäusen

Ihre ausgeprägten Flugfähigkeiten kommen erst bei der Jagd auf Vögel wirklich zum Einsatz. Sie ist in der Lage, Vögeln dicht zu folgen und sich deren Flugmanövern blitzschnell anzupassen. Vögel sind ihre Hauptbeute während des Winters, wenn es der Sperbereule schwer fällt, aufgrund der hohen Schneedecke ausreichend Mäuse zu erbeuten.

Die Beute wird durch Walken mit den Fängen und Beißen getötet. Häufig tötet die Sperbereule ihre Beute auch durch einen gezielten Biß ins Genick. Fängt die Sperbereule mehr Beute als sie an einem Tag benötigt, wird diese deponiert. Sie versteckt dazu ihre Beute gerne in Spalten und Höhlen von Baumstämmen.

Ruheverhalten

Sperbereulen verhalten sich tagsüber sehr agil und unterscheiden sich darin von den meisten der übrigen Eulenarten. Unter lebhaften Kopfwenden beobachten sie von ihren Warten aus ihre Umgebung, wippen dabei mit dem Schwanz und wechseln häufig ihren Sitzplatz. Diese Bewegungen erfolgen dabei einleitende Bewegungen und damit sehr abrupt. Auf menschliche Beobachter wirkt sie durch dieses Verhalten "hektisch".

In ihrem typischen Ruheverhalten kauern Sperbereulen aufrecht mit locker aufgeplustertem Gefieder auf den dürren Ästen exponiert stehender Bäume. Sie sind damit von weither zu sehen - anders als bei anderen Eulenarten kommt es dabei jedoch nicht zum sogenannten "Hassen" durch andere Vögel. Vögel erkennen normalerweise die typischen Erscheinungsmerkmale ihres Freßfeinds "Eule" - gedrungene Gestalt, kugeliger Kopf, nach vorne gerichtete Augen - und reagieren darauf mit Alarmverhalten und gelegentlich sogar Attacken auf die entdeckte Eule. Bei der Sperbereule dagegen bleibt dies aus, da bei ihr diese Erscheinungsmerkmale weniger stark ausgeprägt sind.

Sperbereulen baden sehr gerne und regelmäßig mit großer Hingabe. Völlig durchnäßt klettern sie dann mit Hilfe des Schnabels ins Geäst. Ein Baden in Sand oder Staub hat man bei Sperbereulen dagegen bisher nicht beobachtet.

Fortpflanzung

Balz

Sperbereulen leben normalerweise in einer monogamen Saisonehe zusammen, das heisst das Paar bindet sich nur für eine Brutsaison aneinander. In selten Fällen kommt es zu Polygynie, in dem ein Männchen mehrere brütende Weibchen mit Beute versorgt.

Zu Balzaktivitäten kann es bereits im Herbst kommen, die Balz fällt schwerpunktmäßig aber in die Monate März und April. Die Balz ist besonders zu Anfang abwechselnd von aggressivem Verhalten, gegenseitigem Beknabbern des Gefieders, gemeinschaftlichem Ruhen im Geäst sowie gemeinsamen Trillerduetten gekennzeichnet. Besonders das Weibchen attackiert gelegentlich das werbende Männchen mit ihren Fängen.

Das Männchen zeigt dem Weibchen den Brutbaum oder den Eingang zur Bruthöhle an, in dem er dorthin fliegt und das Weibchen mit Rufen lockt, die den späteren Fütterungsrufen gleichen. Mit Beuteübergaben durch das Männchen wird die Verpaarung eingeleitet. Das paarungsbereite Weibchen nimmt dazu eine flach gebückte Haltung ein, das Männchen fliegt auf ihren Rücken oder klettert vom Geäst aus darauf und vollzieht unter langsamen Flügelschlagen die Paarung.

Der Nistplatz

Die Sperbereule brütet hauptsächlich in Baumhöhlen und bevorzugt dabei Schwarzspechthöhlen. Sie brütet aber auch in verlassenen Greifvogelhorsten oder - wie der Bartkauz - auf der Höhlung von Baumstümpfen oder abgebrochenen Bäumen. In ihren Brutrevieren ist sie im allgemeinen Standvogel, nur wenn das Vorkommen ihrer Hauptbeute zusammenbricht, weicht sie auch nach Mitteleuropa aus. In Mitteleuropa ist die Sperbereule jedoch kein Brutvogel.

Die Brut

Sperbereulen legen nur eine Brut im Jahr, legen jedoch meistens Ersatzgelege, wenn das Gelege oder die junge Brut verloren geht. Brutbeginn ist in der Regel ab Anfang April, die Jungen schlüpfen meist 28 bis 30 Tage später.

Sperbereulen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Gelegegröße den Bedingungen ihres Lebensraum in sehr hohem Maße anpassen. Daher schwankt die Gelegegröße bei der Sperbereule zwischen drei und dreizehn Eiern. Die maximale Gelegegröße wird dann gelegt, wenn sich ihr Revier durch ein Wühlmaus-Massenaufkommen auszeichnet. Da der Legeabstand zwischen den einzelnen Eier ein bis zwei Tage beträgt und das Sperbereulenweibchen mit den ersten Eiern zu brüten beginnt, kann die Altersspanne innerhalb einer Sperbereulen-Brut sehr groß sein. Gewöhnlich haben Gelege eine Größe von fünf bis acht Eiern. Nur das Weibchen brütet, das Männchen versorgt sie und später die Nestlinge mit Beute.

Die Jungeulen

Die Jungeulen schlüpfen, nachdem das Ei achtundzwanzig bis dreißig Tage bebrütet wurde. Drei Tage liegen die nur schütter befiederten Nestlinge meist flach im Nest, bevor sie erstmals in der Lage sind, sich aufzurichten. Stehen können sie ab dem achten bis zehnten Lebenstag. Das Weibchen zerteilt anfangs die vom Männchen gebrachte Beute und verfüttert sie unter lockenden Lauten an die Nestlinge. Eine unzerteilte Maus können die Nestlinge erstmals ab dem 14. Lebenstag fressen, ab dem 16. Lebenstag tragen die Jungvögel ihr schokobraunes Ästlingskleid.

Jungvögel sind mindestens 20 Tage alt, bevor sie den Brutplatz verlassen. Der Zeitpunkt ist dabei von den Gegebenheiten des Brutplatzes und dem Alter der Geschwister abhängig:

Das Ausfliegealter beträgt bei Bruten in sicheren Baumhöhlen bis zu 5 Wochen, bei offenen Nestern hingegen meist nur 3 bis 4 Wochen; es kann bei der Sperbereule jedoch ungewöhnlich breit streuen, was mit der zum Teil sehr hohen Jungenanzahl zu tun haben dürfte. (Mebs & Scherzinger, S. 370)

Mit 30 bis 32 Tagen können die Jungvögel erste kurze Flüge von einem Ast zum nächsten bewältigen. Bis in den Herbst hinein werden die Jungvögel vor allem vom Männchen mit Beute versorgt; das Weibchen mausert nach der Brutphase. Mit Beginn der Herbstbalz beginnen die Altvögel die Jungvögel aus dem Revier zu vertreiben; es beginnt aber auch der Wandertrieb der Jungvögel einzusetzen. Diese Jugendwanderung ist für alle Eulen typisch; bei Sperbereulen hat man im Nest beringte Vögel bis zu 1.800 Kilometer von ihrem Brutort wieder aufgefunden.

Freßfeinde und Feindverhalten

Sich gestört fühlende Sperbereule - Sperbereulen verteidigen insbesondere ihre Brut sehr energisch

Sperbereulen sind zum einen durch größere Eulenarten wie beispielsweise den Uhu gefährdet sowie durch Raubsäuger wie etwa Marder, die eine Bedrohung insbesondere für die noch flugunfähigen Sperbereulen darstellen.

Sperbereulen verteidigen ihre Brut sehr energisch, indem sie Angriffsflüge auf Raubsäuger oder auch Menschen fliegen, die sich dem Nest nähern. Sperbereulen zeigen außerdem ein abgestuftes Drohverhalten auch gegenüber potentiellen Feinden aber auch gegenüber ins Brutrevier eindringende Artgenossen, indem sie durch Veränderung der Flügelhaltung ihre Körpersilhouette vergrößern. Dieses Drohverhalten ist durch ein Repertoire an lauten, schrillen Alarmrufen begleitet.

Lebenserwartung und Bestandssituation

Für die nur wenig standorttreue Sperbereule ist es schwierig, Daten zur Sterblichkeitsrate der Jungvögel, der durchschnittlichen Lebenserwartung sowie zur allgemeinen Bestandssituation zu ermitteln. Die älteste beringte Sperbereule, die man wieder aufgefunden hat, hatte immerhin ein Lebensalter von 8,4 Jahren erreicht.

Stark schwankend ist die Bestandssituation in den einzelnen Jahren. Sind Wühlmäuse reichlich vorhanden, dann sind in Finnland bis zu 4.000 Brutpaare vorhanden. Bricht die Wühlmauspopulation jedoch zusammen, sind es manchmal nur noch 100 Paare, die dort zur Brut schreiten. Für das europäische Russland soll die Anzahl der Brutpaare zwischen 10.000 und 100.000 liegen. Für Norwegen, Schweden und Finnland wird geschätzt, dass es im Mittel etwas mehr als 8.000 Brutpaare sind, die im Schnitt jährlich versuchen, Junge aufzuziehen.

Sonstiges

Sperbereulen gehören zu den Eulen, die gelegentlich in Zoos gehalten werden. Sie ist für die Zoohaltung interessant, weil sie anders als die meisten Eulenarten bereits in den Tagesrandstunden Aktivitäten zeigt. Im Kölner Zoo wird im sogenannten "Eulenkloster" gemeinsam mit Waldohreulen ein Pärchen Sperbereulen gehalten. Ruhende Sperbereulen, die reglos im Geäst der im Gehege stehenden Bäume sitzen, werden allerdings meist ebenso wie die Waldohreulen von den Besuchern nicht entdeckt.

Das Kölner Sperbereulenpaar zeigt seit Februar 2005 Brutvorbereitungen - darunter auch die im Absatz "Stimme" beschriebenen Lautäußerungen sowie das gelegentlich aggressive Verhalten des Weibchens gegenüber dem Männchen. Unsicher ist noch, ob die Vögel tatsächlich den ihnen angebotenen Nistplatz annehmen und zur Brut schreiten.

Literatur

Zeichnung einer Sperbereule
Zeichnung einer Sperbereule
  • Jürgen Nicolai: Greifvögel und Eulen, Kompaß Naturführer, Gräfe und Unzer Verlag, München 1987, ISBN 3774238057
  • Theodor Mebs, Wolfgang Scherzinger; Die Eulen Europas - Biologie, Kennzeichen, Bestände, Kosmos Verlag, Stuttgart 2.000, ISBN 3-440-07069-7
Das Buch von Mebs und Scherzinger umfassend die Lebensweise der dreizehn in Europa vertretenen Eulen wieder. Mit insgesamt 396 Seiten wird kein Lebensaspekt der Eulen ausgelassen.
  • John A. Burton (Hrsg); Eulen der Welt - Entwicklung - Körperbau - Lebensweise, Neumann-Neudamm Verlag Melsungen, 1986, ISBN 3-7888-0495-5
  • Wolfgang Epple; Eulen - Die geheimnisvollen Vögel der Nacht, Gräfe und Unzer Verlag, 1994, ISBN 3-7742-1790-4
Verglichen zu dem Buch von Mebs und Scherzinger ist dies eher das Buch für "Euleneinsteiger" - es ist bewußt so einfach geschrieben, dass es auch für Kinder und Jugendliche geeignet ist.

Weblinks

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