„Partnair-Flug 394“ – Versionsunterschied

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Version vom 14. September 2014, 17:44 Uhr

Partnair-Flug 394

Die verunglückte Maschine im Jahr 1987

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Steuerungsverlust durch Vibrationen
Ort 18 km nördlich von Hirtshals, Dänemark
Datum 8. September 1989
Todesopfer 55
Überlebende 0
Verletzte 0
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Convair CV 580
Betreiber Partnair
Kennzeichen LN-PAA
Abflughafen Flughafen Oslo-Fornebu
Zielflughafen Flughafen Hamburg
Passagiere 50
Besatzung 5
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Partnair-Flug 394 war ein Charterflug, den Mitarbeiter der norwegischen Reederei Wilh. Wilhelmsen am 8. September 1989 unternahmen. Die 50 Passagiere reisten von Oslo nach Hamburg, um an einer Schiffstaufe teilzunehmen. 18 km nördlich der dänischen Hafenstadt Hirtshals stürzte das Flugzeug, eine 36 Jahre alte Maschine vom Typ Convair CV580, eine modifizierte Version des Modells CV 340, ins Skagerrak. Alle 50 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder fanden den Tod.

Der Absturz war der Unfall mit den meisten Todesopfern in der zivilen Luftfahrt einer norwegischen Fluglinie.

Flugzeug und Crew

Bei dem verunglückten Flugzeug handelte es sich um eine 36 Jahre alte Maschine vom Typ Convair CV580, eine modifizierte Version des Modells CV 340. Die Maschine mit dem Luftfahrzeugkennzeichen LN-PAA wurde in ihrer Laufbahn bei verschiedenen Fluggesellschaften eingesetzt und hatte bei 15.116 Landungen insgesamt 36.943 Flugstunden hinter sich. Seit Mai 1986 war sie im Besitz der Partnair. Die letzte größere Inspektion (major overhaul) wurde im selben Jahr durchgeführt. Die zweimotorige Maschine war mit Propellermotoren vom Typ Detroit Allison Diesel 501 D 13 und Propellern vom Typ GMC Aero Products A6441FN-606 ausgerüstet.[1]

Flugkapitän war der 59jährige Knut Tveiten, der über eine Flugerfahrung von über 16.000 Stunden verfügte, davon über 1.200 Stunden an Bord einer CV 580. Erster Offizier und Co-Pilot war Finn Petter Berg, ebenfalls 59 Jahre alt. Bergs Erfahrung beruhte auf über 16.000 Flugstunden, davon über 11.000 als Kapitän. 675 Flugstunden verbrachte er an Bord einer CV 580. Zur Flugbesatzung gehörte neben zwei Flugbegleiterinnen auch ein Mechaniker, der die Maschine nach der Landung in Hamburg überprüfen sollte.

Flug und Absturz

Noch vor dem Start von Flug 394 vom Flughafen Fornebu bemerkte die Crew, dass einer der zwei Generatoren zum Antrieb der Motoren defekt war. Da das norwegische Gesetz vorsah, dass ein Flugzeug nur starten darf, wenn zwei funktionsfähige Kraftquellen vorhanden sind, entschloss sich Berg dazu, das Hilfstriebwerk (APU) der Convair zu nutzen. So standen die vorgeschriebenen zwei Kraftquellen zur Verfügung, der Start konnte vollzogen werden. Den Piloten war jedoch nicht bekannt, dass eine der drei Halterungen des Hilfstriebwerkes gebrochen war. Um 15.59 Uhr (UTC + 2) startete Flug 394 in Richtung Hamburg.

Die Convair erreichte ihre Reiseflughöhe von ca. 6.700 Metern (22.000 Fuß). Nahe der dänischen Küste kam die Maschine in Schwierigkeiten, als die gebrochene Halterung des Hilfstriebwerkes Vibrationen verursachte, die auf das Steuerruder Einfluß nahm. Die Vibrationen nahmen zu, das Flugzeug wurde unsteuerbar und stürzte um 16.38 Uhr ins Meer.

Bergung

Das Wrack der Maschine wurde schnell gefunden (57°43'11.4" N 10°4'52.2" E). Dänische Rettungsteams bargen die ersten auf der Meeresoberfläche treibenden Leichen und Wrackteile. Der Rest des Wracks wurde kurz darauf auf dem Meeresboden geortet. Die Wrackteile bedeckten ein mehrere Quadratkilometer großes Gebiet. Insgesamt wurden 31 Tote, die auf dem Meer trieben, geborgen. Weitere 19 Leichen wurden im Wrack entdeckt. Die übrigen fünf Personen wurden nie gefunden.

Untersuchung

Die norwegische Luftaufsichtsbehörde SHT (Statens Havarikommisjon for Transport) leitete die Untersuchung des Unfalles.

Die Ermittlungen führten zu dem Resultat, dass Flug 394 auf Grund von Kontrollverlust durch die Zerstörung des Steuerruders nicht mehr zu kontrollieren war. Hervorgerufen wurde dieses durch starke Vibrationen, ausgelöst durch den Bruch der Halterungen des Hilfstriebwerkes. Die Halterungen wiesen starke Abnutzungserscheinungen auf, sie entsprachen nicht den originalen Qualitätsstandards (Härte und Belastung).[2]

Nach dem Lockerbie-Anschlag vom Dezember 1988, bei dem ein Jumbo Jet der Pan American World Airways durch einen Bombenanschlag in der Luft zerstört wurde und 270 Tote forderte, wurden Gerüchte laut, dass Flug 394 durch eine Bombe explodiert sei. Als Indizien hierfür galten:

  • das Auseinanderbrechen der Unglücksmaschine in der Luft
  • die in der Nordsee zum Unfallzeitpunkt durchgeführte NATO-Übung Sharp Spear
  • die Tatsache, dass die Unglücksmaschine von der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland benutzt wurde.

Polizeiliche Ermittlungen, bei denen zwei britische Experten, die den Lockerbie-Anschlag untersucht hatten, hinzugezogen wurden, ergaben keinerlei Hinweise auf eine Explosion.[3]

Mediale Aufarbeitung

Der Absturz von Flug 394 war Thema der dritten Episode der siebten Staffel der kanadischen Dokumentarserie Mayday – Alarm im Cockpit, die in Deutschland unter dem Titel Der Teufel steckt im Detail (OT: Blown Apart) ausgestrahlt wurde.

Einzelnachweise

  1. AIBN-Report, Kapitel 1.6.1.1, Seite 8 (engl.)
  2. AIBN-Report, Kapitel 3.2, Seite 112 (engl.)
  3. AIBN-Report, Kapitel 1.17.6.1, Seite 78 (engl.)