„Ciguatoxine“ – Versionsunterschied
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Version vom 9. Oktober 2015, 15:19 Uhr
Ciguatoxine (CTX) sind eine Gruppe von ca. zwanzig kompliziert gebauten, strukturell eng verwandten, hoch neurotoxischen polycyclischen Polyethern. Sie sind Stoffwechselprodukte eines marinen Dinoflagellaten und Mitverursacher der Ciguatera, einer Lebensmittelvergiftung. Das Ciguatoxin steht synonym für Ciguatoxin CTX1B.
Geschichte
Die Struktur des Ciguatoxins CTX1B wurde 1989 aufgeklärt. Dazu wurden aus 4150 kg Riesenmuränen (Gymnothorax javanicus) lediglich 0,36 mg des Toxins isoliert.[1] Diese geringe Menge genügte dennoch zur Aufklärung der sehr komplexen Struktur dieses Polyethers.[2]
Eine erste Totalsynthese eines Ciguatoxins (CTX3C), dessen komplexe Struktur 13 Ringe cyclischer Ether mit 30 Stereozentren enthält, wurde 2001 veröffentlicht.[3]
Vorkommen
Sie sind Stoffwechselprodukte des in subtropischen und tropischen Regionen des Pazifischen Ozeans, des Indischen Ozeans sowie der Karibik verbreiteten Dinoflagellaten Gambierdiscus toxicus. In den marinen Nahrungsketten kommt es zur Anreicherung dieser Toxine, infolgedessen auch Speisefische des Menschen wirksame Dosen der Ciguatoxine enthalten können.
Interessanterweise findet sich das eigentliche Ciguatoxin CTX1B nicht als direktes Stoffwechselprodukt des Dinoflagellaten, sondern tritt erst in höheren Trophieebenen in Erscheinung. Auch enthalten die Vertreter dieser Ebenen tendenziell mehr höher hydroxylierte Derivate, während aus Kulturen des Gambierdiscus toxicus eher unpolarere Vertreter zu isolieren sind (z. B. CTX3C). Diese Tatsache ist auf die Metabolisierung der Ciguatoxine im tierischen Organismus zurückzuführen. Da die Toxizität mit zunehmend hydrophilen Charakter der Verbindung stark zunimmt, tritt in der Nahrungskette neben der Akkumulation der Gifte auch deren Wirkungspotenzierung ein. So ist CTX1B ca. zehnmal giftiger als das um drei Hydroxygruppen ärmere CTX4B.
Eigenschaften
Ciguatoxine sind farblose Öle. Sie sind chemisch relativ beständig. So werden sie beispielsweise beim Zubereiten von Speisen durch Kochen nicht zerstört.
Biologische Bedeutung
Der Genuss von Ciguatoxin-belasteten Speisefischen verursacht eine schwere, jedoch nur selten tödliche verlaufende Lebensmittelvergiftung, die sogenannte Ciguatera. Ciguatoxine binden an spannungsaktivierte Natriumkanäle und verursachen deren permanente Aktivierung.[4] Typische Zeichen einer Vergiftung sind Taubheit in den Extremitäten, Parästhesien, Störungen des Warm-Kalt-Empfindens und Erbrechen. Die Symptome können Tage, häufig aber auch Wochen bis hin zu Jahren anhalten. Die Vergiftung kann nur symptomatisch behandelt werden, da kein Antidot zur Verfügung steht.
Die LD50 beträgt bei intraperitonealer Aufnahme für Mäuse für CTX1B 1,64 µg/kg und für CTX3C 6,24 µg/kg.
Vertreter
Name | Struktur | CAS | PubChem | Summen- formel |
Bemerkungen |
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11050-21-8 | 5311333 | C60H86O19 | ||
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142185-85-1 | 6441260 | C60H86O18 | Diastereomer von Ciguatoxin-3, unterscheidet sich nur in der absoluten Konfiguration des C-52 Atoms | |
|
139341-09-6 | 6444399 | C60H86O18 | Diastereomer von Ciguatoxin-2, unterscheidet sich nur in der absoluten Konfiguration des C-52 Atoms | |
|
148471-85-6 | 6442245 | C57H82O16 | CTX3C ist eine der weniger polaren Verbindungen der Ciguatoxine und hat damit geringere toxische Wirkung | |
|
C57H82O17 | ||||
|
C60H84O16[5] | Diastereomer von CTX4B | |||
|
123676-76-6 66231-73-0 |
6450530 | C60H84O16 | Diastereomer von CTX4A[6] | |
|
136252-00-1 |
Weblinks
- Ciguatera - neue Perspektiven für die Therapie einer spezifischen Fischvergiftung (Charite)
- ciguatoxins (Merck)
- Neurotoxins from Marine Dinoflagellates: A Brief Review
- Ciguatera Fish Poisoning
- Total Synthesis of Ciguatoxin CTX3C (PDF; 2,0 MB)
Einzelnachweise
- ↑ A. M. Legrand, M. Litaudon, J. N. Genthon, R. Bagnis, T. Yasumoto: Isolation and some properties of ciguatoxin. In: Journal of Applied Phycology. Band 1, Nr. 2, August 1989, S. 183–188, doi:10.1007/bf00003882 (PDF).
- ↑ M. Murata, A. M. Legrand, Y. Ishibashi, T. Yasumoto: Structure of Ciguatoxin and its congener. In: J. Am. Chem. Soc. 111, 8929 (1989).
- ↑ M. Hirama, T. Oishi, H. Uehara, M. Inoue, M. Maruyama, H. Oguri, M. Satake: Total synthesis of ciguatoxin CTX3C. In: Science. 294, 1904 (2001).
- ↑ T. Anger, D. J. Madge, M. Mulla, D. Riddall: Medicinal chemistry of neuronal voltage-gated sodium channel blockers. In: J. Med. Chem. 44, 115 (2001).
- ↑ Bioorganic Studies Utilizing Rationally Designed Synthetic Molecules: Absolute Configuration of Ciguatoxin and Development of Immunoassay Systems
- ↑ Luis M. Botana; Seafood and Freshwater Toxins: Pharmacology, Physiology, and Detection; ISBN 978-0824789565