„Ali Akbar Hāschemi Rafsandschāni“ – Versionsunterschied

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Rafsandschānī versuchte in den [[Iranische Präsidentschaftswahlen 2005|iranischen Präsidentschaftswahlen 2005]] [[Mohammad Chātemī]] abzulösen. Bei der Stichwahl unterlag er am 24. Juni 2005 seinem Gegner [[Mahmūd Ahmadī-Nežād]].
Rafsandschānī versuchte in den [[Iranische Präsidentschaftswahlen 2005|iranischen Präsidentschaftswahlen 2005]] [[Mohammad Chātemī]] abzulösen. Bei der Stichwahl unterlag er am 24. Juni 2005 seinem Gegner [[Mahmūd Ahmadī-Nežād]].
Nach der verlorenen Wahl zum Präsidenten des Iran erfolgte für Rafsandschani die Ernennung zum Vorsitzenden des [[Schlichtungsrat]]es durch [[Revolutionsführer]] Chamenei, durch die Wahl zum [[Expertenrat]] im Jahre 2006 hat er auch diesen Vorsitz inne. Beide Ämter repräsentieren weitaus mehr Machtfülle als das Präsidentenamt jemals hergeben könnte.
Direkt nach dieser verlorenen Wahl erfolgte für Rafsandschani die Ernennung zum Vorsitzenden des [[Schlichtungsrat]]es durch [[Revolutionsführer]] Chamenei.
2006 konnte Rafsandschani bei der Wahl zum [[Expertenrat]] ein überwältigendes Wahlergebnis für den Stimmbezirk Teheran feiern. Nach dem Ableben von Ayatollah [[Ali Meshkini]], den Revolutionsführer Chameini zum Alterspräsidenten des Expertenrates einsetzte, wurde im September 2007 als dessen Nachfolger und Vorsitzenden nun Rafsandschani offiziell mit 41 von 76 Stimmen gewählt. <ref> http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,503789,00.html </ref>

Beide Ämter repräsentieren weitaus mehr Machtfülle als das Präsidentenamt jemals hergeben könnte.


Nach einem eventuellen Ableben des Revolutionsführers Chamenei gilt er als aussichtsreichster Kandidat für diese Stellung.
Nach einem eventuellen Ableben des Revolutionsführers Chamenei gilt er als aussichtsreichster Kandidat für diese Stellung.

Version vom 4. September 2007, 16:46 Uhr

Datei:Rafsanjani.jpg
Ali Akbar Hashemi Rafsanjani

Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī auch Rafsandjani oder Rafsanjani (persisch على اكبر هاشمى رفسنجانى‎ [æˈliː ækʲˈbær hɔːʃeˈmiː ræfsænʤɔːˈniː]; Geburtsname: Akbar Hāschemī Bahramānī اكبر هاشمى بهرمانى‎; * 25. August 1934 in Bahraman) ist ein iranischer Geistlicher und Politiker.

Werdegang

Rafsandschānī erhielt ab 1948 seine religiöse Ausbildung zum Hodschatoleslam in Qom und war ein Schüler von Ajatollah Ruhollah Chomeini. Während des Schah-Regimes mehrmals im Gefängnis, war er, wie nahezu alle des heutigen religiösen Führungskaders, führend an der Planung zum Sturz des Schah beteiligt.

Revolution und Regierungsphase

Nach dem Sturz des Schah war er von 1979 bis 1980 Mitglied im Revolutionsrat und von 1980 bis 1989 Parlamentspräsident. Von 1988 bis 1989 war Rafsandschani Oberbefehlshaber der Streitkräfte und maßgeblich für die Annahme der UN-Resolution 598 zur Beendigung des Irak-Iran-Krieges beteiligt, nachdem er bereits Anfang der 80er Jahre als Staatsminister dort Einblick hatte. Am 28. Juli 1989 wurde er zum Staatspräsidenten gewählt, zum Ayatollah ernannt, trat dieses Amt als Nachfolger von Chamenei an, der, nach dem Tode Chomeinis, zum Revolutionsführer befördert wurde. Bei den Wahlen vom 13. Juni 1993 wurde er in seinem Amt bestätigt und durfte zu der Wahl im Jahre 1997 nach zwei zusammenhängenden Amtsperioden nicht mehr kandidieren.

Niederlage und erstarkte Wiederkehr

Rafsandschānī versuchte in den iranischen Präsidentschaftswahlen 2005 Mohammad Chātemī abzulösen. Bei der Stichwahl unterlag er am 24. Juni 2005 seinem Gegner Mahmūd Ahmadī-Nežād. Direkt nach dieser verlorenen Wahl erfolgte für Rafsandschani die Ernennung zum Vorsitzenden des Schlichtungsrates durch Revolutionsführer Chamenei. 2006 konnte Rafsandschani bei der Wahl zum Expertenrat ein überwältigendes Wahlergebnis für den Stimmbezirk Teheran feiern. Nach dem Ableben von Ayatollah Ali Meshkini, den Revolutionsführer Chameini zum Alterspräsidenten des Expertenrates einsetzte, wurde im September 2007 als dessen Nachfolger und Vorsitzenden nun Rafsandschani offiziell mit 41 von 76 Stimmen gewählt. [1]

Beide Ämter repräsentieren weitaus mehr Machtfülle als das Präsidentenamt jemals hergeben könnte.

Nach einem eventuellen Ableben des Revolutionsführers Chamenei gilt er als aussichtsreichster Kandidat für diese Stellung.

Die rote Eminenz

Rafsandschānī gilt als gemäßigter Islamist, Pragmatiker und gewiefter Taktiker, der selbst mit sogenannten "Erbfeinden" durchaus Geschäfte abzuwickeln vermag, so zeigen seine waffenbezogenen Treffen z.B. während des Irak-Iran-Krieges mit amerikanischen und israelischen Regierungsbeamten (Iran-Contra-Affäre), seinen Instinkt für das Notwendige. Hinter Chamenei gilt Rafsandschani als zweiter Mann des iranischen Staates und einer der wenigen, die sich seit der iranischen Revolution an der Macht befinden. Aufgrund seiner politischen Fähigkeiten wird er mit dem französischen Richelieu verglichen.

Atombombe

Rafsandschani hat mit einer faktisch zutreffenden Äußerung, anlässlich des Al-Quds-Tages in Teheran am 14. Dezember 2001, weltweit für Aufsehen gesorgt:

Die Anwendung einer einzigen Atombombe würde Israel völlig zerstören. Jedoch würde dies nur die islamische Welt treffen. Es ist nicht irrational, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen..[2]

Israel

Im Oktober 2005 nahm Rafsandschani gegen die Position des Präsidenten Ahmadinedschad Stellung, indem er während der Freitagspredigt in Teheran sagte:

Wir haben keine Probleme mit Juden und dem hoch geschätzten Judentum als Buchreligion. [3]

sowie seine Position auf den Staat Israel indirekt erweiterte:

Wir haben stets das Judentum hoch geachtet und haben auch nie die Absicht gehabt, die Souveränität irgendeines anderen Landes in Frage zu stellen oder anzugreifen. [4]

Nuklearstreit

Im Januar 2006 nahm Rafsandschani zum iranischen Atomprogramm folgendermaßen Stellung:

Wir können nicht auf unser Recht verzichten (...) Wir werden mit Weisheit unsere Rechte verteidigen und wenn man uns Schwierigkeiten bereitet, werden sie es bereuen und Iran wird als Sieger hervorgehen.

Rafsandschani unterstrich, laut SPIEGEL [5]: Iran werde die Atomtechnologie niemals für militärische Zwecke missbrauchen. Das habe Teheran schon während des Kriegs mit dem Irak (1980 - 1988) unter Beweis gestellt.

Frauen

Angesprochen ob (islamische) Gesetze nicht per se für Frauen problematisch seien, meinte Rafsandschani im Juni 2007: "Es zeigt sich, dass diese Gesetze nicht mehr in unsere Zeit passen (...) Jedes Land, das sich entwickeln will, darf nicht auf wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Teilnahme und Aktivitäten der Hälfte seiner Bevölkerung verzichten" [6]

Das andere Gesicht

  • Außenpolitisch:

Am 26. Oktober 2006 beantragte die argentinische Staatsanwaltschaft seine Festnahme und Auslieferung, da er nach ihren Ermittlungen, mit anderen ranghohen Politikern des Iran aus dem Sicherheitsrat, verantwortlich für das Attentat auf das jüdische Gemeindezentrum Amia von 1994 ist. Dabei wurde von Rafsandschānī und anderen Führern des Iran die Hisbollah mit dem Anschlag betraut. Weiterhin verdächtigt die Staatsanwaltschaft Rafsandschānī auch für den Anschlag auf die israelische Botschaft in Argentinien 1992 verantwortlich zu sein und hat einen Haftbefehl erlassen. [7]

  • Innenpolitisch:

Rafsandschani ist als einer der mutmaßlicher Drahtzieher sowohl beim Mykonos-Attentat als auch in die Kettenmorde involviert. Akbar Gandji beschuldigte im Januar 2000 in einem Zeitungsartikel Rafsandschani der Verantwortung für insgesamt 80 Morde an Dissidenten und Schriftstellern, die der Geheimdienst während seiner Regentschaft als Präsident beging. [8]

Der Private

Er ist einer der reichsten Männer des Landes, sein Vermögen, nach Schätzungen über 1 Milliarde US-Dollar, wurde u.a. durch die Verwaltung von Stiftungen sowie ein nahezu Monopol auf bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse (Pistazien) erwirtschaftet. Sein Familienclan hat sich nach Bahman Nirumand [9] zu einem Imperium entwickelt.

Sein ältester Sohn Mohsen baut die Teheraner Untergrund-Bahn, sein zweiter Sohn Mehdi macht Erdgas- und Erdöl-Geschäfte, sein jüngster Sohn besitzt große Weideländer, züchtet Schafe, Ziegen und Pferde, seine beiden Töchter Faezeh und Fatemeh sind im In- und Ausland im Immobilienbereich tätig.

Fazit

Seit 25 Jahren spielt er eine wichtige Rolle, schreiben Gero von Randow/Ulrich Ladurner, er hat in ihr die unterschiedlichsten Gesichter gezeigt. Einmal ist er radikaler als die radikalsten Revolutionäre, ein andermal gemäßigter als jeder Reformer. Am nächsten kommt man dem Politiker Rafsandjani, wenn man ihn als Seismographen für die Stimmung unter den Eliten im Iran versteht. Er weiß immer ziemlich genau, wie weit man mit der Öffnung gehen kann, ohne von den Radikalen abgebremst zu werden. (...) Rafsandjani, das ist der Korken der meist oben schwimmt, ganz gleich, wie stark der Wellengang ist. [10]

Siehe auch

Literatur

Quellen

  1. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,503789,00.html
  2. Al-Quds-Tag
  3. http://www.zeit.de/online/2005/44/iran_beschwichtigungen
  4. http://www.boell.de/downloads/presse2005/iran-report1205.pdf
  5. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,394612,00.html
  6. http://www.bielefeld.ihk.de/fileadmin/redakteure/international/kv-Golfstaaten/iran-report0607.pdf
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung 27. Oktober 2006 Nr.250 Seite 7
  8. Katajun Amirpur. Seite 139
  9. http://www.boell.de/de/14_presse/3160.html
  10. Gero von Randow/Ulrich Ladurner: Die iranische Bombe. Hamburg. 2006. Seite 90

Weblinks

Commons: Hashemi Rafsanjani – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien