„Prompt Global Strike“ – Versionsunterschied

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Am 12. September 2007 hat der Unterausschuss des [[US-Senat]]s für Haushaltsfragen 125 Millionen US-Dollar für das Konzept „Prompt Global Strike“ bewilligt und damit nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti die schon Anfang August vom [[US-Repräsentantenhaus]] bewilligten Gelder um 25 Millionen US-Dollar aufgestockt. Mit der Militärstrategie sollen die Streitkräfte der USA in die Lage versetzt werden, mittels rund um den Planeten allozierter und ständig in Bereitschaft gehaltener Truppen und Waffen binnen einer Stunde einen nichtatomaren Schlag an jedem beliebigen Punkt der Erde zu führen.
Am 12. September 2007 hat der Unterausschuss des [[US-Senat]]s für Haushaltsfragen 125 Millionen US-Dollar für das Konzept „Prompt Global Strike“ bewilligt und damit nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti die schon Anfang August vom [[US-Repräsentantenhaus]] bewilligten Gelder um 25 Millionen US-Dollar aufgestockt. Mit der Militärstrategie sollen die Streitkräfte der USA in die Lage versetzt werden, mittels rund um den Planeten allozierter und ständig in Bereitschaft gehaltener Truppen und Waffen binnen einer Stunde einen nichtatomaren Schlag an jedem beliebigen Punkt der Erde zu führen.
Wie es hieß, wird in der von den Kongressabgeordneten verabschiedeten Fassung des Rüstungshaushalts 2008 darauf verwiesen, dass das Pentagon beauftragt worden sei, alle Spielarten eines eventuellen globalen und extrem effektiven Erstschlags (''vgl.'' [[Präventivkrieg|"pre-emptive strike"]]) zu prüfen und auf der Grundlage der bewilligten Mittel für die Projektierung und Erprobung des „Prompt Global Strikes“ auszuarbeiten. Dabei geht es vornehmlich um die Entwicklung von Leitsystemen, die Einsatzplanung und die Schaffung der erforderlichen [[Infrastruktur]]. Die neuen Technologien sollen demzufolge in die laufenden Pentagon-Projekte zur Umrüstung der seegestützten [[Trident (SLBM)|Trident-Raketen]] auf konventionelle Sprengköpfe und die Entwicklung [[Überschallflugzeug|hypersonischer]] [[Marschflugkörper]] integriert werden. Damit soll die zielgenaue [[Krieg|Kriegsführung]] auf Distanz vorangetrieben werden, das Land soll jedoch in der frühen Planungsphase nicht auf eine einzige Variante begrenzt werden. Bis zum 31. Januar 2008 soll das US-Verteidigungsministerium dem [[US-Kongress]] einen Bericht über die technologischen Möglichkeiten und deren voraussichtliche Kosten vorlegen. Die Bush-Regierung hält die Überlegungen zum „Global Strike“ für dringend erforderlich, um das US-Militär für den [[Krieg gegen den Terror|Kampf gegen den Terrorismus]] an jedem Punkt der Erde zu rüsten. <ref>[http://de.rian.ru/safety/20070912/78218879.html „Prompt Global Strike“: US-Senat stockt beantragte Mittel auf] ([[RIA Nowosti]], 12. September 2007)</ref>
Wie es hieß, wird in der von den Kongressabgeordneten verabschiedeten Fassung des Rüstungshaushalts 2008 darauf verwiesen, dass das Pentagon beauftragt worden sei, alle Spielarten eines eventuellen globalen und extrem effektiven Erstschlags (''vgl.'' [[Präventivkrieg|"pre-emptive strike"]]) zu prüfen und auf der Grundlage der bewilligten Mittel für die Projektierung und Erprobung des „Prompt Global Strikes“ auszuarbeiten. Dabei geht es vornehmlich um die Entwicklung von Leitsystemen, die Einsatzplanung und die Schaffung der erforderlichen [[Infrastruktur]]. Die neuen Technologien sollen demzufolge in die laufenden Pentagon-Projekte zur Umrüstung der seegestützten [[Trident (SLBM)|Trident-Raketen]] auf konventionelle Sprengköpfe <ref>Harold Brown and [[James Schlesinger]]: [http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/05/21/AR2006052101180.html A Missile Strike Option We Need] ("Washington Post", 22. Mai 2006)</ref> und die Entwicklung [[Überschallflugzeug|hypersonischer]] [[Marschflugkörper]] integriert werden. Damit soll die zielgenaue [[Krieg|Kriegsführung]] auf Distanz vorangetrieben werden, das Land soll jedoch in der frühen Planungsphase nicht auf eine einzige Variante begrenzt werden. Bis zum 31. Januar 2008 soll das US-Verteidigungsministerium dem [[US-Kongress]] einen Bericht über die technologischen Möglichkeiten und deren voraussichtliche Kosten vorlegen. Die Bush-Regierung hält die Überlegungen zum „Global Strike“ für dringend erforderlich, um das US-Militär für den [[Krieg gegen den Terror|Kampf gegen den Terrorismus]] an jedem Punkt der Erde zu rüsten. <ref>[http://de.rian.ru/safety/20070912/78218879.html „Prompt Global Strike“: US-Senat stockt beantragte Mittel auf] ([[RIA Nowosti]], 12. September 2007)</ref>


Ein bedeutendes Element ist schon seit einigen Jahren die ''Global Strike Task Force'' (GSTF) der [[US Air Force|US-Luftwaffe]] - nach den Worten von General John P. Jumper "ihr Beitrag zur kick-down-the-door force (''etwa:'' "Türeintretestreitmacht") der Nation". <ref>[http://www.airpower.au.af.mil/airchronicles/apj/apj01/spr01/jumper.htm John P. Jumper: Global Strike Task Force - A Transforming Concept, Forged by Experience] In: Aerospace Power Journal, Spring 2001 - Aerospace Power Journal - Spring 2001; John P. Jumper ist General der US-Luftwaffe</ref>. Die GSTF werde eine Schnelleingreiftruppe im Rahmen der ''Air Expeditionary Force'' (AEF) sein und gleichzeitig mit anderen Teil- bzw. Koalitionsstreitkräften und alliierten Einrichtungen zusammenwirken. Sie werde rasch die Luftüberlegenheit erringen und in der Folge sicherstellen, dass gemeinsame Luft-, Land- und Seestreitkräfte "frei von Angriffen und frei zu Angriffen" (''im Original:'' freedom from attack and freedom to attack) seien, so Jumper.
Ein bedeutendes Element ist schon seit einigen Jahren die ''Global Strike Task Force'' (GSTF) der [[US Air Force|US-Luftwaffe]] - nach den Worten von General John P. Jumper "ihr Beitrag zur kick-down-the-door force (''etwa:'' "Türeintretestreitmacht") der Nation". <ref>[http://www.airpower.au.af.mil/airchronicles/apj/apj01/spr01/jumper.htm John P. Jumper: Global Strike Task Force - A Transforming Concept, Forged by Experience] In: Aerospace Power Journal, Spring 2001 - Aerospace Power Journal - Spring 2001; John P. Jumper ist General der US-Luftwaffe</ref>. Die GSTF werde eine Schnelleingreiftruppe im Rahmen der ''Air Expeditionary Force'' (AEF) sein und gleichzeitig mit anderen Teil- bzw. Koalitionsstreitkräften und alliierten Einrichtungen zusammenwirken. Sie werde rasch die Luftüberlegenheit erringen und in der Folge sicherstellen, dass gemeinsame Luft-, Land- und Seestreitkräfte "frei von Angriffen und frei zu Angriffen" (''im Original:'' freedom from attack and freedom to attack) seien, so Jumper.

Version vom 30. September 2007, 15:20 Uhr

Die Fähigkeit zu einem "Global Strike" (etwa: weltweiten Schlag) ist seit der Jahrtausendwende Kernbestandteil der Militärstrategie der US-Streitkräfte. Das Pentagon plant unter anderem, ballistische Nuklearraketen mit konventionellen Sprengköpfen auszurüsten. [1]

Am 12. September 2007 hat der Unterausschuss des US-Senats für Haushaltsfragen 125 Millionen US-Dollar für das Konzept „Prompt Global Strike“ bewilligt und damit nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti die schon Anfang August vom US-Repräsentantenhaus bewilligten Gelder um 25 Millionen US-Dollar aufgestockt. Mit der Militärstrategie sollen die Streitkräfte der USA in die Lage versetzt werden, mittels rund um den Planeten allozierter und ständig in Bereitschaft gehaltener Truppen und Waffen binnen einer Stunde einen nichtatomaren Schlag an jedem beliebigen Punkt der Erde zu führen. Wie es hieß, wird in der von den Kongressabgeordneten verabschiedeten Fassung des Rüstungshaushalts 2008 darauf verwiesen, dass das Pentagon beauftragt worden sei, alle Spielarten eines eventuellen globalen und extrem effektiven Erstschlags (vgl. "pre-emptive strike") zu prüfen und auf der Grundlage der bewilligten Mittel für die Projektierung und Erprobung des „Prompt Global Strikes“ auszuarbeiten. Dabei geht es vornehmlich um die Entwicklung von Leitsystemen, die Einsatzplanung und die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur. Die neuen Technologien sollen demzufolge in die laufenden Pentagon-Projekte zur Umrüstung der seegestützten Trident-Raketen auf konventionelle Sprengköpfe [2] und die Entwicklung hypersonischer Marschflugkörper integriert werden. Damit soll die zielgenaue Kriegsführung auf Distanz vorangetrieben werden, das Land soll jedoch in der frühen Planungsphase nicht auf eine einzige Variante begrenzt werden. Bis zum 31. Januar 2008 soll das US-Verteidigungsministerium dem US-Kongress einen Bericht über die technologischen Möglichkeiten und deren voraussichtliche Kosten vorlegen. Die Bush-Regierung hält die Überlegungen zum „Global Strike“ für dringend erforderlich, um das US-Militär für den Kampf gegen den Terrorismus an jedem Punkt der Erde zu rüsten. [3]

Ein bedeutendes Element ist schon seit einigen Jahren die Global Strike Task Force (GSTF) der US-Luftwaffe - nach den Worten von General John P. Jumper "ihr Beitrag zur kick-down-the-door force (etwa: "Türeintretestreitmacht") der Nation". [4]. Die GSTF werde eine Schnelleingreiftruppe im Rahmen der Air Expeditionary Force (AEF) sein und gleichzeitig mit anderen Teil- bzw. Koalitionsstreitkräften und alliierten Einrichtungen zusammenwirken. Sie werde rasch die Luftüberlegenheit erringen und in der Folge sicherstellen, dass gemeinsame Luft-, Land- und Seestreitkräfte "frei von Angriffen und frei zu Angriffen" (im Original: freedom from attack and freedom to attack) seien, so Jumper.

Eine große Rolle spielen im Rahmen der Strategie insbesondere auch Spezialeinheiten wie etwa die United States Navy Seals sowie die umfassende weltweite Vernetzung von militärischer Aufklärung, Information und Kommunikation.

CONPLAN 8022: nukleare Komponente

Die auf dem Militärkonzept CONPLAN 8022 und seiner Subvariante 8022-2 beruhende Global-Strike-Strategie, deren Details einer breiteren Öffentlichkeit durch einen Artikel des US-Militärexperten William Arkin in der "Washington Post" im Mai 2005 [5] bekannt wurden, hat allerdings auch eine nukleare Komponente. Im September 2005 berichtete Walter Pincus im gleichen Blatt von einer Überarbeitung der Militärdoktrin JP 3-12, der Doctrine for Joint Nuclear Operations des US-Generalstabs, wie Georg Schöfbänker, der Betreiber des Österreichischen Informationsbüros für Sicherheitspolitik und Rüstungskontrolle in Linz im März 2006 schrieb. Mit der Nuclear Posture Review (NPR) von 2001, also mit der "Neubewertung für die Richtlinien für die Kernwaffenstrategie", sei "in einem größeren strategischen Zusammenhang, d.h. auch für die Öffentlichkeit sichtbar, eine nicht nur, aber auch präventive Nuklearstrategie eingeführt" worden, so der Politikwissenschafter.

CONPLAN 8022 unterscheide "sich von anderen Kriegsplänen dadurch, dass er kleine Operationen und 'keine Stiefel am Boden' postuliert", so William Arkin. Das Konzept "antizipiert zwei verschiedene Szenarien. Das erste ist die Reaktion auf eine spezifische und unmittelbare nukleare Bedrohung, sagen wir: in Nordkorea. Eine rasch erfolgender, hoch choreographierter Schlag würde genau lokalisierte Bombardements mit elektronischer Kampfführung und Cyberangriffen kombinieren, um eine nordkoreanische Antwort auszuschalten, mit Kommandos, die tief in feindlichem Gebiet operieren, vielleicht sogar, um die nukleare Vorrichtung in Besitz zu nehmen. - Das zweite Szenario beinhaltet einen allgemeineren Angriff auf die Infrastruktur der Massenvernichtungswaffen eines Gegners. Der Argumentation halber sei angenommen, dass der Iran ein Crash-Programm zum Bau einer Atomwaffe auflegt. Ein multidimensionales (kinetisches) Bombardement und (nicht-kinetische) Informationskriegsangriffe könnten versuchen, das Programm des Iran zu zerstören, und Spezialeinheiten würden eingesetzt, um unterirdische Anlagen auszuschalten oder abzutrennen."

Im Frühjahr 2007 wurde z.B. bekannt, dass die USA auf dem formell britischen Stützpunkt Diego Garcia im indischen Ozean einen U-Boothafen bauen, von dem aus umgebaute Atomunterseeboote kleinere U-Boote für gezielte, schnell vorgetragene und durchgeführte Kommandounternehmen küstennah absetzen können. [6]

Nick Abbe analysierte dazu im September 2007: "...ein Angriff auf Iran, gemäß der 'Global Strike'-Strategie, ist de facto jederzeit möglich, auch wenn Ausgang und Konsequenzen einer solchen Handlung natürlich auf einem anderen Blatt geschrieben stehen. - Die Tatsache, dass sich momentan anscheinend 'nur' drei Träger der USA, die Kitty Hawk, die Enterprise und die Nimitz, samt ihren Begleitschiffen, in Einsatzreichweite zum Iran aufhalten, kann inzwischen nicht mehr als Indikator für oder gegen Kriegsvorbereitungen herhalten. - Ein Angriff mit nuklearen Waffen, der ebenfalls Teil der Kontingenzplanung im Rahmen von CONPLAN 8022 ist, kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden (z.B. wenn der Iran B- oder C-Waffen einsetzt bzw. zur Verhinderung dieser Möglichkeit, oder wenn Nuklearanlagen konventionell nicht zu zerstören sind), erscheint aber aufgrund der vielfältigen Konsequenzen eher als unwahrscheinlich. Andererseits gibt es seit Amtsantritt der Bush-Administration ein verstärktes Bemühen seitens des Pentagons und des Weißen Hauses, die nukleare in die konventionelle Kriegführung zu integrieren und nukleare Waffen weniger als Abschreckungsmittel, sondern vielmehr als 'normale' Kriegsmittel, zu betrachten." (a.a.O.)

Nach der Konzeption des zur Jahreswende 2003/2004 ausgearbeiteten CONPLAN 8022 "sollen speziell konfigurierte bunkerbrechende 'Mini-nukes' zum Einsatz kommen, die unterirdische Anlagen wie die des Iran zerstören können. Am 15. Mai 2005 berichtete die 'Washington Post', dass Verteidigungsminister Rumsfeld im Sommer 2005 eine streng geheime 'Interim Global Strike Alert Order' genehmigte, das ist ein Befehl, der rund um die Uhr militärische Bereitschaft anordnet, die von 'Stratcom', der strategischen Kommandozentrale in Omaha, geführt wird. Bis dahin hatte Stratcom - bedrohlich genug - nur die Nukleareinheiten unter sich gehabt. Im Januar 2003 unterzeichnete Bush eine Definition des 'full spectrum global strike' [7], eine militärische Option, die im Krieg atomare Präzisionswaffen ebenso wie konventionelle Bomben und Kriegführung im Raum vorsieht. Sie war die Fortsetzung von Präsident Bushs Nationaler Sicherheitsstrategie vom September 2002, mit der eine Politik 'präemptiver Kriege' zur strategischen Doktrin der USA erhoben wurde." [8]

Joint Vision 2020: "Full Spectrum Dominance"

Die full spectrum dominance (etwa: Überlegenheit in allen Bereichen) der Vereinigten Staaten ist das erklärte Kernanliegen der Joint Vision 2020 des Pentagon [9], und die Fähigkeit zu weltweiten Schlägen soll zum vorrangigen Mittel ihrer Sicherung werden.

Siehe auch

Quellen

  1. Nikolas Busse: Militärstrategie: Globaler Schlag (FAZ, 13. Juli 2006 - die einleitende Bemerkung des Autors ist irreführend: "Global Strike" ist eine Strategie und keine einzelne Waffe)
  2. Harold Brown and James Schlesinger: A Missile Strike Option We Need ("Washington Post", 22. Mai 2006)
  3. „Prompt Global Strike“: US-Senat stockt beantragte Mittel auf (RIA Nowosti, 12. September 2007)
  4. John P. Jumper: Global Strike Task Force - A Transforming Concept, Forged by Experience In: Aerospace Power Journal, Spring 2001 - Aerospace Power Journal - Spring 2001; John P. Jumper ist General der US-Luftwaffe
  5. William Arkin: Not Just A Last Resort? A Global Strike Plan, With a Nuclear Option ("Washington Post", 15. Mai 2005)
  6. Lewis Page: US Navy builds Stingray-esque base in Indian Ocean (The Register, 7. April 2007)
  7. Noam Chomsky: Dominance and Its Dilemmas - The Bush administration’s Imperial Grand Strategy ("Boston Review", October/November 2003)
  8. F. William Engdahl, Wie hoch ist das Kriegsrisiko mit dem Iran? (Website des Autors, 15. Februar 2006)
  9. William Blum: Full Spectrum Dominance (ZNet, 7. Februar 2007)