„Xanthippe“ – Versionsunterschied

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''Aus: Wörterbuch der Antike, Kröner Verlag, Stuttgart 1976, S. 817:
''Aus: Wörterbuch der Antike, Kröner Verlag, Stuttgart 1976, S. 817:
"Xanthippe, Gemahlin des Sokrates, dem sie drei Söhne schenkte. Ihren Ruf als zanksüchtige Frau führt man auf weiberfeindliche kynische Verleumdung zurück. Die Geschichten über sie waren wohl erfunden, um das mangelnde Verständnis der Frau für Philosophie zu erweisen. Doch findet sich ein absprechendes Urteil über sie schon bei Xenophon, Sympos. 2,10. Vom bürgerlichen Standpunkt wäre zu begreifen, wenn X. sich ärgerte, dass ihr Mann, ohne Vermögen, sein Handwerk vernachlässigte und nur der Bildung nachging."''
"Xanthippe, Gemahlin des Sokrates, dem sie drei Söhne schenkte. Ihren Ruf als zanksüchtige Frau führt man auf weiberfeindliche kynische Verleumdung zurück. Die Geschichten über sie waren wohl erfunden, um das mangelnde Verständnis der Frau für Philosophie zu erweisen. Doch findet sich ein absprechendes Urteil über sie schon bei Xenophon, Sympos. 2,10. Vom bürgerlichen Standpunkt wäre zu begreifen, wenn X. sich ärgerte, dass ihr Mann, ohne Vermögen, sein Handwerk vernachlässigte und nur der Bildung nachging."''

=== Ehe mit Sokrates ===
Sokrates war mit [[Xanthippe]] verheiratet und hatte mit ihr drei Söhne, den Jugendlichen Lamprokles und die Kinder Sophroniskos und Menexenos. Sokrates hatte von seinen Eltern ein kleines Vermögen geerbt, das ihm und seiner Familie ein bescheidenes, aber unabhängiges Auskommen ermöglichte. Xenophon hat die Übellaunigkeit der Xanthippe mehrfach eindrücklich geschildert:<ref>Xenophon, Memorabilien II, 2. Gespräch des Sokrates mit seinem Sohn Lamprokles; [http://gutenberg.spiegel.de/index.php?id=5&xid=3167&kapitel=7&cHash=1&hilite=Xantippe#gb_found Übersetzung von Wieland im Projekt Gutenberg]</ref>

:''Wenn du dieser Meinung bist, Sokrates, sagte Antisthenes, wie kommt es daß du die Probe nicht an deiner Xantippe machst, sondern dich mit einer Frau behilfst, die unter allen lebenden, ja, meines Bedünkens, unter allen die ehemals gelebt haben und künftig leben werden, die unerträglichste ist. Das geschieht aus der nämlichen Ursache, versetzte Sokrates, warum diejenigen, welche gute Reiter werden wollen, sich nicht die sanftesten und lenksamsten Pferde, sondern lieber wilde und unbändige anschaffen; denn sie denken, wenn sie diese im Zaum zu halten vermöchten, werde es ihnen ein leichtes seyn, mit allen andern fertig zu werden. Gerade so machte ichs auch, da ich die Kunst mit den Menschen umzugehen zu meinem Hauptgeschäfte machen wollte: ich legte mir diese Frau zu, weil ich gewiß war, wenn ich sie ertragen könnte, würde ich mich leicht in alle andere Menschen finden können.''<ref>Xenophon, ''Gastmahl'', 2. Gespräch des Sokrates mit Antisthenes; [http://gutenberg.spiegel.de/index.php?id=5&xid=3166&kapitel=4&cHash=1&hilite=Xantippe#gb_found Übersetzung von Wieland im Projekt Gutenberg]</ref>

Nietzsche hat dies zu der wenig vorteilhaften Charakterisierung verleitet:

:''Sokrates fand eine Frau, wie er sie brauchte, - aber auch er hätte sie nicht gesucht, falls er sie gut genug gekannt hätte: so weit wäre auch der Heroismus dieses freien Geistes nicht gegangen. Tatsächlich trieb ihn Xanthippe in seinen eigentümlichen Beruf immer mehr hinein, indem sie ihm Haus und Heim unhäuslich und unheimlich machte: sie lehrte ihn, auf den Gassen und überall dort zu leben, wo man schwätzen und müssig sein konnte und bildete ihn damit zum größten athenischen Gassen-Dialektiker aus: der sich zuletzt selber mit einer zudringlichen Bremse vergleichen musste, welche dem schönen Pferde Athen von einem Gotte auf den Nacken gesetzt sei, um es nicht zur Ruhe kommen zu lassen.''<ref>Friedrich Nietzsche, ''Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister'', 1878, Nr. 433</ref>


== Zitate ==
== Zitate ==

Version vom 30. September 2007, 18:26 Uhr

Xanthippe leert den Nachttopf über Socrates' Kopf - aus: Emblemata Horatiana, Imaginibus In Aes Incisis Atque Latino, Germanico, Gallico Et Belgico Carmine Illustrata von Otho Vaenius, 1607.

Xanthippe (Vorlage:ELSalt, blondes Pferd) war die Ehefrau des Philosophen Sokrates, die als Inbegriff des zänkischen Weibes in die europäische Literatur eingegangen ist.

Ihr Name wird oft sprichwörtlich gebraucht und steht dann für eine zänkische, streitsüchtige Frau, häufig auf den partnerschaftlichen Lebensraum bezogen (Freundin, Ehefrau, Lebensabschnittsgefährtin etc.).

Über die historische Person der Xanthippe ist nahezu nichts bekannt. Auch von Sokrates selbst ist nichts bekannt, da er keine Schriften anfertigte. Bis heute erhalten und bekannt ist eine Quelle aus dem Werk des Xenophon, welches das Bild der zänkischen und unverträglichen Ehefrau vermittelt.

In den letzten Jahrzehnten wurde vereinzelt versucht, den Begriff der Xanthippe von feministischer Seite einer Neubewertung zu unterziehen. Dabei wurde in der Regel versucht, das Verhalten der Xanthippe aus einer Opferrolle heraus zu begründen, in der sie von Seiten der Feministinnen gesehen wird. Nach dieser Neudeutung hat der Täter Sokrates durch verschiedenste Fehlverhalten, z. B. materielle Armut, Vernachlässigung usw., seine Frau sozusagen in dieses Verhalten gedrängt.

Aus: Wörterbuch der Antike, Kröner Verlag, Stuttgart 1976, S. 817: "Xanthippe, Gemahlin des Sokrates, dem sie drei Söhne schenkte. Ihren Ruf als zanksüchtige Frau führt man auf weiberfeindliche kynische Verleumdung zurück. Die Geschichten über sie waren wohl erfunden, um das mangelnde Verständnis der Frau für Philosophie zu erweisen. Doch findet sich ein absprechendes Urteil über sie schon bei Xenophon, Sympos. 2,10. Vom bürgerlichen Standpunkt wäre zu begreifen, wenn X. sich ärgerte, dass ihr Mann, ohne Vermögen, sein Handwerk vernachlässigte und nur der Bildung nachging."

Ehe mit Sokrates

Sokrates war mit Xanthippe verheiratet und hatte mit ihr drei Söhne, den Jugendlichen Lamprokles und die Kinder Sophroniskos und Menexenos. Sokrates hatte von seinen Eltern ein kleines Vermögen geerbt, das ihm und seiner Familie ein bescheidenes, aber unabhängiges Auskommen ermöglichte. Xenophon hat die Übellaunigkeit der Xanthippe mehrfach eindrücklich geschildert:[1]

Wenn du dieser Meinung bist, Sokrates, sagte Antisthenes, wie kommt es daß du die Probe nicht an deiner Xantippe machst, sondern dich mit einer Frau behilfst, die unter allen lebenden, ja, meines Bedünkens, unter allen die ehemals gelebt haben und künftig leben werden, die unerträglichste ist. Das geschieht aus der nämlichen Ursache, versetzte Sokrates, warum diejenigen, welche gute Reiter werden wollen, sich nicht die sanftesten und lenksamsten Pferde, sondern lieber wilde und unbändige anschaffen; denn sie denken, wenn sie diese im Zaum zu halten vermöchten, werde es ihnen ein leichtes seyn, mit allen andern fertig zu werden. Gerade so machte ichs auch, da ich die Kunst mit den Menschen umzugehen zu meinem Hauptgeschäfte machen wollte: ich legte mir diese Frau zu, weil ich gewiß war, wenn ich sie ertragen könnte, würde ich mich leicht in alle andere Menschen finden können.[2]

Nietzsche hat dies zu der wenig vorteilhaften Charakterisierung verleitet:

Sokrates fand eine Frau, wie er sie brauchte, - aber auch er hätte sie nicht gesucht, falls er sie gut genug gekannt hätte: so weit wäre auch der Heroismus dieses freien Geistes nicht gegangen. Tatsächlich trieb ihn Xanthippe in seinen eigentümlichen Beruf immer mehr hinein, indem sie ihm Haus und Heim unhäuslich und unheimlich machte: sie lehrte ihn, auf den Gassen und überall dort zu leben, wo man schwätzen und müssig sein konnte und bildete ihn damit zum größten athenischen Gassen-Dialektiker aus: der sich zuletzt selber mit einer zudringlichen Bremse vergleichen musste, welche dem schönen Pferde Athen von einem Gotte auf den Nacken gesetzt sei, um es nicht zur Ruhe kommen zu lassen.[3]

Zitate

Sokrates sagte, nachdem ihn die schimpfende Xanthippe mit dem Nachttopf übergossen hatte:

„Seht ihr, wenn meine Frau donnert, spendet sie auch Regen!“

Der deutsche Theologe und Philosoph Eduard Zeller schreibt 1875 in seinem Buch Vorträge und Abhandlungen geschichtlichen Inhalts einen Beitrag Zur Ehrenrettung der Xantippe, in dem es heißt:

„Hätte Xanthippe keinen Sokrates zum Manne gehabt, so wäre uns ihr Name wohl kaum überliefert; und finge dieser Name nicht mit dem leidigen X an, so läsen wir schwerlich in den Fibeln:
Xanthippe war ein böses Weib,
Der Zank war ihr ein Zeitvertreib.“

Literatur

  • Fritz Mauthner: Xanthippe. Stuttgart; Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, 1919, 184 S.
  • Alfredo Panzini: Sokrates und Xanthippe. Ernst und Ironie um den „Weisesten aller Menschen“. Ins Deutsche übertragen von Elsa Bruckmann. München: Bruckmann, 1938, 159 S.
  • Michael Weithmann: Xanthippe und Sokrates. Ein Beitrag zu höherem historischem Klatsch. 2003. ISBN 3-423-34052-5

Siehe auch

Wiktionary: Xanthippe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Xenophon, Memorabilien II, 2. Gespräch des Sokrates mit seinem Sohn Lamprokles; Übersetzung von Wieland im Projekt Gutenberg
  2. Xenophon, Gastmahl, 2. Gespräch des Sokrates mit Antisthenes; Übersetzung von Wieland im Projekt Gutenberg
  3. Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878, Nr. 433