„BRD“ – Versionsunterschied

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Dies änderte sich jedoch 1968 mit dem Inkrafttreten der neuen DDR-Verfassung, mit der sich die Deutsche Demokratische Republik vom Ziel der deutschen Wiedervereinigung verabschiedete. Da nun im Osten für die Bundesrepublik konsequent die Abkürzung ''BRD'' als [[Propaganda|propagandistischer]] Gegenbegriff zu ''DDR'' verwendet wurde, um die Gleichberechtigung beider Staaten auszudrücken, und auch im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet war, wurde dieser Begriff seit den 1970er-Jahren wiederum im Westen mehrheitlich als DDR-Jargon empfunden.
Dies änderte sich jedoch 1968 mit dem Inkrafttreten der neuen DDR-Verfassung, mit der sich die Deutsche Demokratische Republik vom Ziel der deutschen Wiedervereinigung verabschiedete. Da nun im Osten für die Bundesrepublik konsequent die Abkürzung ''BRD'' als [[Propaganda|propagandistischer]] Gegenbegriff zu ''DDR'' verwendet wurde, um die Gleichberechtigung beider Staaten auszudrücken, und auch im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet war, wurde dieser Begriff seit den 1970er-Jahren wiederum im Westen mehrheitlich als DDR-Jargon empfunden.


In bewusster Anlehnung daran benutzten vor allem linke Gruppen in Westdeutschland, so auch die terroristische [[Rote Armee Fraktion]], meist die Abkürzung ''BRD''. Sie ist teilweise im linksradikalen sowie -extremistischen Umfeld bis heute üblich, auch wenn sie sich inzwischen auf das wiedervereinigte Deutschland bezieht.<ref>Siehe zahlreiche Texte linker Gruppen, z.&nbsp;B. die [http://www.extremismus.com/terror/rafdox30.html Auflösungserklärung der RAF]</ref> <ref>[http://www.extremismus.com/terror/rafdox30.html Was Schüler über DDR und BRD denken]</ref>
In bewusster Anlehnung daran benutzten vor allem linke Gruppen in Westdeutschland, so auch die terroristische [[Rote Armee Fraktion]], meist die Abkürzung ''BRD''. Sie ist teilweise im linksradikalen sowie -extremistischen Umfeld bis heute üblich, auch wenn sie sich inzwischen auf das wiedervereinigte Deutschland bezieht.<ref>Siehe zahlreiche Texte linker Gruppen, z.&nbsp;B. die [http://www.extremismus.com/terror/rafdox30.html Auflösungserklärung der RAF]</ref> <ref>[http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,516462,00.html Was Schüler über DDR und BRD denken]</ref>


=== Amtlich konsentierte westdeutsche Abkürzungen ===
=== Amtlich konsentierte westdeutsche Abkürzungen ===

Version vom 11. Dezember 2007, 14:54 Uhr

BRD ist eine nichtamtliche Abkürzung für die Bundesrepublik Deutschland.

Entstehung und Verwendung des Begriffs

Ursprung

Nach Gründung der Bundesrepublik wurde der Begriff BRD in Westdeutschland zunächst wertfrei verwendet. In der DDR wurde der andere deutsche Staat zunächst meist Westdeutschland (abgekürzt: WD) genannt. Offiziell wurde jedoch seit den 1950ern die Bezeichnung Deutsche Bundesrepublik (abgekürzt: DBR) verwendet, da man sich selbst als Teil Deutschlands verstand und dem politischen Gegner die Verwendung dieses Namens nicht zugestehen wollte.

Abkürzung in der DDR

Dies änderte sich jedoch 1968 mit dem Inkrafttreten der neuen DDR-Verfassung, mit der sich die Deutsche Demokratische Republik vom Ziel der deutschen Wiedervereinigung verabschiedete. Da nun im Osten für die Bundesrepublik konsequent die Abkürzung BRD als propagandistischer Gegenbegriff zu DDR verwendet wurde, um die Gleichberechtigung beider Staaten auszudrücken, und auch im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet war, wurde dieser Begriff seit den 1970er-Jahren wiederum im Westen mehrheitlich als DDR-Jargon empfunden.

In bewusster Anlehnung daran benutzten vor allem linke Gruppen in Westdeutschland, so auch die terroristische Rote Armee Fraktion, meist die Abkürzung BRD. Sie ist teilweise im linksradikalen sowie -extremistischen Umfeld bis heute üblich, auch wenn sie sich inzwischen auf das wiedervereinigte Deutschland bezieht.[1] [2]

Amtlich konsentierte westdeutsche Abkürzungen

In den alten Bundesländern wurden bis zur Deutschen Einheit die Abkürzungen BR Deutschland, BR Dt., BR Dtl., BRDt., BRep.Dtschl., B’Rep. Dt., B.rep. D, BRep.D, BR Dtld. oder einfach Dtld. bevorzugt; eine Verwendung des Kürzels BRD war und ist von offizieller Seite nicht erwünscht. Im mündlichen Sprachgebrauch war der Kurzname „Bundesrepublik“ für die Bundesrepublik Deutschland gebräuchlich.

Mit der Vermeidung der Abkürzung BRD wollte sich die bundesdeutsche Seite vom DDR-Sprachgebrauch abgrenzen und verhindern, dass west- und ostdeutscher Staat durch analoge Abkürzungen auf eine Stufe gestellt werden. Die Bundesrepublik betrachtete sich trotz aller Lockerungen im deutsch-deutschen Verhältnis stets als einzig legitimer deutscher Staat. Die Bezeichnung „Deutschland“ beanspruchte sie für Gesamtdeutschland und dafür stellvertretend für sich selbst. Durch die fortdauernde Verwendung dieses Begriffs sollte die Existenz einer deutschen Nation – Deutschland als Ganzes – im öffentlichen Bewusstsein gehalten werden, um das Staatsziel der Wiedervereinigung nicht zu gefährden.

Seit dem 4. Oktober 1976 gibt es einen Erlass der Schulbehörde Schleswig-Holstein, der die Abkürzung BRD für nicht „wünschenswert“ erklärt.[3] Verwaltungsrechtlich lässt sich die Unerwünschtheit aufgrund der Meinungsfreiheit nicht durchsetzen. Dennoch wurde die Schreibweise BRD bis in die 1990er Jahre hinein an einigen westdeutschen Schulen als Schreibfehler gewertet.

Kfz-Nationalitätszeichen

Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR entstand ein Streit über die Zuteilung des bisherigen Kraftfahrzeug-Nationalitätszeichen „D“ für Deutschland, auch D-Schild genannt. Die Deutsche Demokratische Republik war mit der der Zuteilung von „DDR“ einverstanden, verlangte aber von der Bundesrepublik die Verwendung der Abkürzung „BRD“ als Folge der Teilung. Aufgrund des Alleinvertretungsanspruches und der (Teil-)Identität mit dem Deutschen Reich bestand die Bundesrepublik aber weiterhin auf dem „D“ als Kennzeichen, und konnte sich international auch durchsetzen. Um übrigen Forderungen nach einer Abkürzung „BRD“ entgegenzutreten, wurde deren Verwendung im amtlichen Schriftverkehr der Bundesrepublik Deutschland verboten und war im allgemeinen Sprachgebrauch nicht erwünscht. In der DDR wurde ab dem 1. Januar 1974 das Nationalitätskennzeichen „DDR“ vorgeschrieben. Vorher wurde auch dort das Zeichen „D“ verwendet. Daher auch der Name für die westdeutsche Fernsehsendung Kennzeichen D, die über Aktuelles in Ost und West berichtete.

Internationale Abkürzungen

International waren und teilweise sind die entsprechenden Abkürzungen wie FRG (für Federal Republic of Germany) im Englischen und RFA (République Fédérale d’Allemagne) im Französischen üblich. Die russische Abkürzung ФРГ (für Федеративная Республика Германия, Federatiwnaja Respublika Germanija) ist auch heute noch sehr gebräuchlich.

Für das vereinigte Deutschland haben sich verschiedene Abkürzungen durchgesetzt:

Die Abkürzung BRD wurde zu einer symbolischen Grenze, und mit ihrer Verwendung oder Nichtverwendung sagte man unter Umständen etwas über sein Verhältnis zur DDR aus.

Heutige Verwendung

Seit dem Ende des Kalten Krieges und mit der Deutschen Einheit verliert die Frage um die Abkürzung BRD zunehmend ihren Streitcharakter. So setzt der Duden seit den 1990er-Jahren „BRD“ mit „Bundesrepublik Deutschland“ gleich, während er zu Zeiten des Kalten Krieges noch darauf bestand, dass es sich um eine „nichtamtliche Abkürzung“ handelte. Seit den 1990er-Jahren verwendet auch die dem Bundesministerium des Innern unterstellte Bundeszentrale für politische Bildung in Veröffentlichungen die Abkürzung BRD.

Die amtliche Auffassung zu BRD ist einer der wenigen Fälle (siehe auch Rechtschreibung), in dem auf diese Weise direkt in den bundesdeutschen Sprachgebrauch eingegriffen wurde.

In Kreisen, die den Staat Bundesrepublik Deutschland ablehnen, wird die Abkürzung BRD auch in der abwertend gedachten Variante BRd benutzt.

Ähnlicher Streitfall

Eine ähnlich ideologisch geführte Diskussion gibt es um die Begriffe Berlin (West), West-Berlin und Westberlin. Durch die Zusammenschreibung Westberlin betonte die DDR das Eigentümliche des Westteils von Berlin, um ihn von „Berlin, Hauptstadt der DDR“ abzugrenzen.

Siehe auch

Wikiquote: BRD – Zitate
Wiktionary: BRD – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Referenzen

  1. Siehe zahlreiche Texte linker Gruppen, z. B. die Auflösungserklärung der RAF
  2. Was Schüler über DDR und BRD denken
  3. Erlass der Schulbehörde Schleswig-Holstein

Literatur

  • Helmut Berschin: Deutschland – ein Name im Wandel. Die deutsche Frage im Spiegel der Sprache, Olzog, München/Wien 1979, ISBN 3-7892-7180-2.