„Andrej Holm“ – Versionsunterschied

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== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Holm wuchs in der DDR auf und engagierte sich in deren Endphase in der oppositionellen "[[Marxistische Jugendvereinigung Junge Linke]]" und dem Oppositionsbündnis [[Vereinigte Linke]] (VL). Später war er in der [[Hausbesetzung|Hausbesetzerbewegung]] und in [[Autonome|Autonomen Zusammenhängen]] aktiv. 2007 beteiligte er sich an den [[G8-Gipfel_in_Heiligendamm_2007#Demonstrationen|Demonstrationen]] gegen den [[Weltwirtschaftsgipfel]] in [[Heiligendamm]]. Er verfasste Artikel für die [[Junge Welt]], den [[Telegraph (Zeitschrift)|Telegraph]]<ref>[http://www.wsws.org/de/2007/aug2007/terr-a24.shtml ''Wissenschaft unter Terrorverdacht''], Artikel auf der WSWS vom 24. August 2007</ref> und für andere Publikationen. Holm studierte von 1990 bis 1997 an der Humboldt-Universität Sozialwissenschaften und promovierte 2004 mit einer Arbeit zum Thema „Restrukturierung des Raumes und gesellschaftliche Macht im Sanierungsgebiet“. Seit 2005 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „The European URBAN Experience – the Academic Perspective“.
Andrej Holm wuchs in der DDR auf. Nach seinem Abitur begann er im September 1989 im eine Grundausbildung im zum [[Ministerium für Staatssicherheit]] gehörenden [[Wachregiment Feliks Dzierzynski]] mit dem Ziel einer späteren Tätigkeit im Ministerium.<ref>Interview mit Andrej Holmu.&a.nbsp;: [http://www.taz.de/nc/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=bt&dig=2007%2F12%2F15%2Fa0231&src=GI&cHash=80c7b9ca0f "Das sind keine legal erworbenen Informationen"], die tageszeitung, 15./16. Dezember 2007</ref> Nach der Auflösung des Wachregiments engagierte er sich in der oppositionellen [[Marxistische Jugendvereinigung Junge Linke|Marxistischen Jugendvereinigung Junge Linke]] und dem Oppositionsbündnis [[Vereinigte Linke]] (VL). Später war er in der [[Hausbesetzung|Hausbesetzerbewegung]] und in [[Autonome|Autonomen Zusammenhängen]] aktiv.
2007 beteiligte er sich an den [[G8-Gipfel_in_Heiligendamm_2007#Demonstrationen|Demonstrationen]] gegen den [[Weltwirtschaftsgipfel]] in [[Heiligendamm]]. Er verfasste Artikel für die [[Junge Welt]], den [[Telegraph (Zeitschrift)|Telegraph]]<ref>[http://www.wsws.org/de/2007/aug2007/terr-a24.shtml ''Wissenschaft unter Terrorverdacht''], Artikel auf der WSWS vom 24. August 2007</ref> und für andere Publikationen. Holm studierte von 1990 bis 1997 an der Humboldt-Universität Sozialwissenschaften und promovierte 2004 mit einer Arbeit zum Thema „Restrukturierung des Raumes und gesellschaftliche Macht im Sanierungsgebiet“. Seit 2005 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „The European URBAN Experience – the Academic Perspective“.


Seine Forschungsschwerpunkte sind [[Stadterneuerung]], [[Gentrifizierung]] und Wohnungspolitik im internationalen Vergleich. Er beschäftigt sich mit der Privatisierung von Wohnungen in Deutschland und anderen europäischen Ländern und ist aktiv im „Berliner Bündnis gegen Privatisierung“ und im „Netzwerk Privatisierung/Öffentliche Güter (p/ög)“ der [[Rosa-Luxemburg-Stiftung]].
Seine Forschungsschwerpunkte sind [[Stadterneuerung]], [[Gentrifizierung]] und Wohnungspolitik im internationalen Vergleich. Er beschäftigt sich mit der Privatisierung von Wohnungen in Deutschland und anderen europäischen Ländern und ist aktiv im „Berliner Bündnis gegen Privatisierung“ und im „Netzwerk Privatisierung/Öffentliche Güter (p/ög)“ der [[Rosa-Luxemburg-Stiftung]].

Version vom 16. Dezember 2007, 09:06 Uhr

Andrej Holm (* 1970 in Leipzig) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Leben und Wirken

Andrej Holm wuchs in der DDR auf. Nach seinem Abitur begann er im September 1989 im eine Grundausbildung im zum Ministerium für Staatssicherheit gehörenden Wachregiment Feliks Dzierzynski mit dem Ziel einer späteren Tätigkeit im Ministerium.[1] Nach der Auflösung des Wachregiments engagierte er sich in der oppositionellen Marxistischen Jugendvereinigung Junge Linke und dem Oppositionsbündnis Vereinigte Linke (VL). Später war er in der Hausbesetzerbewegung und in Autonomen Zusammenhängen aktiv.

2007 beteiligte er sich an den Demonstrationen gegen den Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm. Er verfasste Artikel für die Junge Welt, den Telegraph[2] und für andere Publikationen. Holm studierte von 1990 bis 1997 an der Humboldt-Universität Sozialwissenschaften und promovierte 2004 mit einer Arbeit zum Thema „Restrukturierung des Raumes und gesellschaftliche Macht im Sanierungsgebiet“. Seit 2005 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „The European URBAN Experience – the Academic Perspective“.

Seine Forschungsschwerpunkte sind Stadterneuerung, Gentrifizierung und Wohnungspolitik im internationalen Vergleich. Er beschäftigt sich mit der Privatisierung von Wohnungen in Deutschland und anderen europäischen Ländern und ist aktiv im „Berliner Bündnis gegen Privatisierung“ und im „Netzwerk Privatisierung/Öffentliche Güter (p/ög)“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung

Am 31. Juli 2007 wurde Holm wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, Mitglied der zum Zeitpunkt der Verhaftung von der Bundesanwaltschaft als terroristisch eingestuften militanten gruppe (mg) zu sein. sein[3]. Gleichzeitig wurden drei andere Personen festgenommen, die verdächtigt werden, in Brandenburg an der Havel versucht zu haben, drei Bundeswehrfahrzeuge in Brand zu setzen. Nach Angaben der Generalbundesanwältin weist dieser Brandanschlag hinsichtlich des Anschlagsziels, der Tatzeit und der konkreten Tatausführung eine Vielzahl von Parallelen zu Anschlägen der terroristischen Vereinigung „militante gruppe (mg)“ in der Vergangenheit auf. Für die Behörde ergab sich der Verdacht der Mitgliedschaft Holms in der „mg“ unter anderem aus der Tatsache umfassender konspirativer Kontakte und Treffen insbesondere mit dem Beschuldigten Florian L.[4]

Der Verteidigung Holms zufolge leiteten die Strafverfolger die konspirative Natur dieser beiden Treffen aus der Vermutung ab, dass Holm dabei „möglicherweise“ kein Handy mitgeführt habe.[5] Das BKA war auf Holm aufmerksam geworden durch eine Internetrecherche zu bestimmten Stichworten, die auch die „militante gruppe“ in ihren Bekennerschreiben benutzt, unter anderem „Gentrification“ und „Prekarisierung“. Daraufhin wurde er über ein Jahr observiert. Dabei wurden auch die Treffen mit Florian L. registriert.[6]

Die Verhaftung Holms wurde weltweit kritisiert.[7][8] Ein von 43 Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland erstunterzeichneter Offener Brief[9][10] sowie ein Offener Brief der prominenten Soziologen Richard Sennett und Saskia Sassen[11] forderten Holms Freilassung.

Am 22. August 2007 ordnete der Bundesgerichtshof die Haftaussetzung an.[12] Dagegen hatte die Generalbundesanwältin Monika Harms Beschwerde eingelegt. In der darauf folgenden Verhandlung vor dem BGH am 24. Oktober 2007 wurde der Beschwerde jedoch nicht stattgegeben, sondern der Haftbefehl ganz aufgehoben.[13]

Am 28. November 2007 setzte der für Staatsschutzsachen zuständige 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs zudem die Haftbefehle gegen die drei anderen, mit Holm festgenommen Personen außer Vollzug. Im Zuge dessen stellte der Senat fest, dass es sich bei der militanten gruppe (mg) nicht um eine terroristische Vereinigung i.S.d. § 129a StGB, sondern um eine kriminelle Vereinigung i.S.d. § 129 StGB handelt, denn die von ihr bereits begangenen und beabsichtigten Taten sind nach der Art ihrer Begehung - auch unter Berücksichtigung ihrer Frequenz und Folgen - nicht geeignet, die Bundesrepublik Deutschland i.S.d. § 129a StGB erheblich zu schädigen.[14]

Werke (Auswahl)

  • Bücher:
    • Hartmut Häußermann, Andrej Holm, Daniela Zunzer: Stadterneuerung in der Berliner Republik. Modernisierung in Berlin-Prenzlauer Berg. Leske und Budrich, Opladen 2002 (= Stadt, Raum und Gesellschaft; Bd. 16), ISBN 3-8100-3440-1.
    • Andrej Holm: Die Restrukturierung des Raumes. Stadterneuerung der 90er Jahre in Ostberlin. Interessen und Machtverhältnisse. transcript Verlag, Bielefeld 2006 (= Urban studies), ISBN 3-89942-521-9.
    • Andrej Holm (Hrsg.): Revolution als Prozess. Selbstorganisierung und Partizipation in Venezuela. VSA-Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89965-259-8.
  • Fachaufsätze:
    • Andrej Holm: Sozialwissenschaftliche Theorien zu Raum und Fläche. UFZ - Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, Leipzig u.a. 2004 (= UFZ-Bericht 26, 2004). (Online verfügbar als PDF-Datei, 625 KB)
    • Andrej Holm: Der Ausstieg des Staates aus der Wohnungspolitik. In: Uwe Altrock u.a.: Planungsrundschau, 2006, S. 103–113.

Vorlage:PND

Einzelnachweise

  1. Interview mit Andrej Holmu.&a.nbsp;: "Das sind keine legal erworbenen Informationen", die tageszeitung, 15./16. Dezember 2007
  2. Wissenschaft unter Terrorverdacht, Artikel auf der WSWS vom 24. August 2007
  3. Bundesgerichtshof: Mitteilung der Pressestelle Nr. 154/2007: Haftbefehl gegen Berliner Soziologen aufgehoben
  4. Pressemitteilung des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof vom 2. August 2007
  5. Zeit online, 21. August 2007: Aufgebauschte Beweise
  6. taz, 22. August 2007: Kommissar Google jagt Terroristen
  7. The Guardian 21. August: Richard Sennett, Saskia Sassen Guantánamo in Germany
  8. sueddeutsche.de, 22. August 2007: Die Gedanken sind Freiwild: Wie man unter Terrorverdacht gerät
  9. Offener Brief an die Generalbundesanwaltschaft: Einstellung des §129a-Verfahrens sofort!; dasselbe mit Erstunterzeichnern
  10. Heise, 22. August 2007: Durch Google-Suche in die Einzelhaft
  11. Offener Brief von Richard Sennett und Saskia Sassen vom 20.8: Englische Originalfassung
  12. Bericht vom 23. August 2007 in Zeit-Online: Berliner Soziologe freigelassen
  13. Bundesgerichtshof: Mitteilung der Pressestelle Nr. 154/2007: Haftbefehl gegen Berliner Soziologen aufgehoben
  14. Bundesgerichtshof: Mitteilung der Pressestelle Nr. 181/2007: Haftbefehle gegen mutmaßliche Mitglieder der "militanten gruppe" außer Vollzug gesetzt