„Namus“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Link auf BKL Moses aufgelöst
K →‎Weblinks: linkfix: http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2246322
Zeile 61: Zeile 61:
*Mediha Göbenli: [http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/1999/111/pdf/M_Goebenli.pdf ''Zeitgenössische Türkische Frauenliteratur. Eine vergleichende Literaturanalyse ausgewählter Werke von Leylâ Erbil, Füruzan, Pýnar Kür und Aysel Özakýn.''] (PDF) Dissertation, Hamburg, Juli 1999
*Mediha Göbenli: [http://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/1999/111/pdf/M_Goebenli.pdf ''Zeitgenössische Türkische Frauenliteratur. Eine vergleichende Literaturanalyse ausgewählter Werke von Leylâ Erbil, Füruzan, Pýnar Kür und Aysel Özakýn.''] (PDF) Dissertation, Hamburg, Juli 1999
*Stadtjugendamt München: [http://www.muenchen.de/vip8/prod1/mde/_de/rubriken/Rathaus/85_soz/04_wohnenmigration/50_interkulti/downloads/tuerkische_jungen.pdf ''„Türkische“ Jungen: Namus ve Arkadaslik.''] (PDF) Seminarreihe 2001
*Stadtjugendamt München: [http://www.muenchen.de/vip8/prod1/mde/_de/rubriken/Rathaus/85_soz/04_wohnenmigration/50_interkulti/downloads/tuerkische_jungen.pdf ''„Türkische“ Jungen: Namus ve Arkadaslik.''] (PDF) Seminarreihe 2001
*[http://www.tagesspiegel.de/berlin/index.asp?ran=on&url=http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/28.04.2005/1784780.asp#art ''Die Last des türkischen Mannes.''] In: ''[[Der Tagesspiegel]].'' 28. April 2005
*[http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2246322 ''Die Last des türkischen Mannes.''] In: ''[[Der Tagesspiegel]].'' 28. April 2005
* Anke Bentzin: ''[http://edoc.hu-berlin.de/magister/bentzin-anke-1998-03-30/PDF/Bentzin.pdf Die soziale und religiöse Bedeutung der Eheschließung für türkische Frauen der zweiten Generation in der Bundesrepublik Deutschland].'' (PDF) Magisterarbeit, 30. März 1998
* Anke Bentzin: ''[http://edoc.hu-berlin.de/magister/bentzin-anke-1998-03-30/PDF/Bentzin.pdf Die soziale und religiöse Bedeutung der Eheschließung für türkische Frauen der zweiten Generation in der Bundesrepublik Deutschland].'' (PDF) Magisterarbeit, 30. März 1998
* Uli Pieper: ''[http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pad/2909.html Problemfelder und Konflikte von Kindern ausländischer Arbeitsmigranten in der Bundesrepublik Deutschland].'' - eine soziologische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der schulischen Situation, Examensarbeit, 1998, Archivnummer K2909
* Uli Pieper: ''[http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pad/2909.html Problemfelder und Konflikte von Kindern ausländischer Arbeitsmigranten in der Bundesrepublik Deutschland].'' - eine soziologische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der schulischen Situation, Examensarbeit, 1998, Archivnummer K2909

Version vom 2. Februar 2008, 00:06 Uhr

Namus ist in vielen orientalischen Gesellschaft neben Achtung, Respekt, Ehre und Würde ein zentraler Wert und für die innerfamiliären Autoritätsbeziehungen von großer Bedeutung. Die Wirkung des Begriffs ist stark geschlechtsspezifisch.

Etymologie

Mit dem Wort Namus wird u.a. in den Hadith-Sammlungen von Al-Buchari und Muslim ibn al-Haddschādsch auf den aus der Tora übernommenen Erzengel Gabriel Bezug genommen. al-Namus al-akbar, (arabisch الناموس الأكبر, „er ist im Besitz der höchsten Geheimnisse“, Variante: „des absolut Guten“) ist gemäß islamischer Tradition der Erzengel selbst, auf Moses und dann auf Mohammed herabgesandt. Es ist hervorzuheben, dass die arabischen Lexikographen im 8. Jahrhundert den Begriff als rein arabisches Wort aus der Wurzel n-m-s („geheim halten“; „ein Geheimnis jm. anvertrauen“) behandeln und verstehen. In diesem Sinn benutzt es auch der früharabische Dichter al-Kumait († 743). Eine weitere, im Arabischen nur sporadisch belegbare Bedeutung des Wortes ist: (positives) Gesetz (qanun) und Schari'a.

Da die griechische Bezeichnung der Tora Nomos („Ordnung“) lautet, wird auch angenommen, dass Nomos der etymologische Ursprung von Namus ist. Das Wort ist auch in anderen orientalischen Sprachen bekannt, u.a. in Kurdisch, Persisch, Türkisch, oder Urdu - alle mit der Bedeutung „Ehrbarkeit“.

Bedeutung

Die Ehre des Mannes und seiner Verwandten definiert sich unter anderem über die sexuelle Integrität der Frauen in der Familie, insbesondere über ihre sexuelle Enthaltsamkeit. Die Frau darf gewisse Regeln zum Schutz ihrer Keuschheit nicht verletzen. Die Ehre der zukünftigen Ehefrau und ihrer Familie kann nur bewahrt werden, indem sie jungfräulich in die Ehe geht. Die Ehre des Mannes ist aber auch bei der Überschreitung der Grenzen seines Besitzes, der Felder und des Hauses, sowie bei verbalen oder physischen Angriffen auf die Angehörigen seiner agnatischen Gruppe in Gefahr.

Nach Schiffauer ist zu beachten, dass dem Wert der Ehre (namus) die Vorstellung einer klaren Grenze unterliegt, „die das ‚Innen‘, den Bereich der Familie, vom ‚Außen‘, der (männlichen) Öffentlichkeit des Dorfes oder der Stadt, scheidet. Die Ehre des Mannes ist beschmutzt, wenn diese Grenze überschritten wird, wenn jemand von außen einen Angehörigen der Familie, womöglich eine der Frauen, belästigt oder angreift.“ (Karen Jahn, 2003). Er fügt hinzu, dass nur die Grenzverletzung relevant ist, nicht aber die Gründe dafür.

Bedeutung in der heutigen Gesellschaft

Namus gehört zu den wichtigsten Werten vieler traditioneller orientalischer Gesellschaften. Mit der Urbanisierung und Verwestlichung löst sich die städtische Bevölkerung zunehmend vom traditionellen Wertesystem. Dementgegen behält Namus in der ländlichen Bevölkerung seine ursprüngliche Bedeutung. Im Gegensatz zu den Städten werden in den Dörfern Traditionen fortgeführt und es findet eine stärkere soziale Kontrolle statt.

Auswirkung

Der Mann muss sich gesellschaftlich dafür verantworten, wenn die Tochter sich nicht der Konvention gemäß kleidet, sich im Umgang mit Männern „unehrenhaft“ verhält, wenn er von seiner Frau betrogen wird, aber auch, wenn er schwere Beleidigungen ohne eine Reaktion hinnimmt. Selbst viele Männer, die sich als progressiv bezeichnen, richten sich aus Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung nach diesen Regeln. Oft wird dem Entehrten seine „Schwäche“ bei jeder Gelegenheit vorgeworfen. Er wird nicht für voll genommen, die Frauen der Familie werden belästigt. Ehre bezieht sich allerdings nicht nur auf Beziehungen, sondern erstreckt sich auch auf den Schutz des Eigentums und weitere Bereiche.

„Die Konzepte von sevgi, saygı, şeref und namus garantieren das enge Eingebundensein in ein soziales Netz, das soziale Kontrolle ausübt und gegenseitige Unterstützung gewährt. Kinder sollen sich unterordnen, gehorsam sein, sich konform verhalten und Loyalität zeigen, damit ein hoher Grad an Zusammenhalt und gegenseitiger Abhängigkeit gewährleistet bleibt. Prozesse und Erziehungsziele wie Individuation, Autonomie, Initiative, Aktivität oder Neugier sind bei Kindern eher unerwünscht, würden sie doch die Kohäsion der Gemeinschaft gefährden.“

Bilsky/Toker 1999

In einer strengeren Auslegung dieser Handlungsregeln wird eine missbrauchte Frau nicht als Opfer gesehen. Dies kann dazu führen, dass die Verwandten einer vergewaltigten Frau die Familienehre durch einen Ehrenmord an der Geschädigten wiederherstellen, oder dass die Frau sich unter sozialem Druck selber das Leben nimmt.

Die Frauenorganisation Terre des Femmes schätzt die Zahl der Mädchen und Frauen, die weltweit im Namen der Ehre ermordet werden, auf jährlich 5000.

Beweis der Jungfräulichkeit

Sehr wichtig ist es, unberührt in die Ehe zu gehen. Der Blutfleck auf dem Bettlaken, der durch die Entjungferung in der Hochzeitsnacht verursacht wird, gilt in manchen Gesellschaften dafür als Beweismittel. In den östlichen, meist von Kurden bewohnten Regionen der Türkei wird das blutbefleckte Bettlaken als „Ehren-Rose“ bezeichnet, nach der Hochzeitsnacht, öffentlich sichtbar, stolz vor die Tür des Hauses gehängt. „Deswegen sind die Anzeichen bzw. Nachweise für die Jungfräulichkeit und Defloration öffentliche Angelegenheiten. Da die Ehre ein öffentli­cher Begriff ist, muss die Ehrenhaftigkeit der Braut öffentlich festgestellt werden.“ (Elçin Kürşat). „Einen Abschluß findet die Symbolik der roten Farbe mit dem Blutzeichen auf dem Hochzeitslaken als Beweis der Jungfräulichkeit der Braut“ (Anke Bentzin).

In den Großstädten der Türkei gilt diese Sitte meist als überholt und auch nicht als zuverlässiger Beweis, da die verursachte Blutung variabel ist und auch ganz ausbleiben kann. Wird sie noch beachtet, spielt sich diese Kontrolle durch Dritte meist diskreter ab: Im Verdachtsfall kann die Mutter des Bräutigams auf ihr „Recht“ bestehen, das Bettlaken nach der Hochzeitsnacht zu inspizieren. Das Ergebnis der Kontrolle bleibt dann unter Frauen und wird nur von ihnen bewertet.

Unverheiratete, junge Frauen suchen unter Umständen freiwillig einen Frauenarzt zur Attestierung ihre Jungfräulichkeit auf, um dem sozialen Druck durch Gerüchte zu entgehen. „Sowohl in der Türkei als auch in Deutschland werden Ärzte von türkischen Mädchen beauftragt, die Jungfernhaut operativ wiederherzustellen. Dies geschieht oft ohne Wissen der Eltern und des zukünftigen Ehemanns.“ (Uli Pieper)

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Bilsky, M. Toker: Jugendliche nichtdeutscher Herkunft im Strafprozeß. In: R. Lempp, G. Schütze, G. Köhnken (Hrsg.): Forensische Psychiatrie und Psychologie des Kindes- und Jugendalters. Steinkopf, Darmstadt 1999, S. 287–299
  • Moralische Urteile als handlungsleitende soziale Regelsysteme im Spiegel kulturvergleichender Forschung. In: A. Thomas: Kulturvergleichende Psychologie. Hogrefe, Göttingen 1993
  • Turkish Village Disputing Behavior. In: Laura Nader, Harry F. Todd Jr.: The Disputing Process. Law in Ten Societies. Columbia University Press, New York 1978 (Englisch)

Weblinks