„Vermißt (Film)“ – Versionsunterschied

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Version vom 15. Februar 2008, 20:15 Uhr

Film
Titel Vermißt
Originaltitel Missing
Produktionsland USA
Originalsprache englisch und spanisch
Erscheinungsjahre 1982
Länge 122 Minuten
Stab
Regie Constantin Costa-Gavras
Drehbuch Constantin Costa-Gavras, Donald Stewart und Thomas Hauser (Buch)
Produktion Edward Lewis und Mildred Lewis
Musik Vangelis
Kamera Ricardo Aronovich
Schnitt Françoise Bonnot
Besetzung

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Vermißt ist ein Spielfilm des griechischen-französischen Regisseurs Constantin Costa-Gavras aus dem Jahr 1982. Das Drama basiert auf dem Buch The Execution of Charles Horman: An American Sacrifice (1978, 1982 auch unter dem Titel Missing neu erschienen) von Thomas Hauser und wurde von den Filmstudios PolyGram Filmed Entertainment und Universal Pictures produziert.

Handlung

Südamerika, in den frühen 1970er Jahren: der US-amerikanische Autor und Idealist Charles Horman sammelt während des Umsturzes Informationen über die skrupellosen Machenschaften der Militärregierung. Der Anhänger der Anti-Establishment-Bewegung kehrt mit seiner Bekannten Terry nach einem Besuch in Viña del Mar verspätet zu seiner Ehefrau Beth nach Santiago zurück, wo die beiden auf Massentötungen durch das Militär aufmerksam wurden und sie der Militärputsch überraschte. In Viña del Mar trafen Charlie und Terry auf viele US-amerikanische Militärs, darunter den Armee Colonel Sean Patrick und den Marine-Ingenieur, die vermutlich am Putsch beteiligt waren und sie über eine Such- und Strafaktionen in der Hauptstadt Santiago informierten. Verängstigt über Charlies Zuspätkommen bittet Beth ihren Ehemann auf den schnellsten Weg das Land, in dem der Ausnahmezustand herrscht, zu verlassen. Auf Anraten der freien Journalistin Kate Newman beschließt Charlie zusammen mit Beth das Haus zu verlassen und in einem Hotel unterzutauchen. Während Beth noch Freunde besucht, checken Charlie und Terry, die am nächsten Tag das Land verlassen wird, im Hotel Cabrera ein. Charlie verabschiedet sich von Terry, um Beth nachzuholen. Beth gelingt es jedoch nicht durch die nächtlichen Ausgangssperren rechtzeitig nach Hause zurück zu kehren. Sie verbringt die Nacht auf der Straße und kehrt am nächsten Tag in ihr Zuhause zurück. Das Haus wurde, wie Beth von einem Bekannten erfahren muss, von Soldaten verwüstet, Charlie ist spurlos verschwunden.

Charlies Vater Ed Horman, ein erfolgreicher Geschäftsmann von der New Yorker Upper East Side und der christlichen Wissenschaft (Christian Science) zugetan, reist daraufhin nach Südamerika, während seine Ehefrau in den USA bleibt. In Santiago trifft er auf seine Schwiegertochter Beth, der Ed die Schuld am Verschwinden seines einzigen Kindes gibt. Sein Sohn, den er stets als Versager ansah, soll laut Befragungen der Nachbarn am Nachmittag des 16. September von Soldaten verschleppt worden sein. Beim ersten Gespräch mit dem US-amerikanischen Botschafter reagiert Beth schroff auf die Versuche der US-amerikanischen Regierung ihren Schwiegervater und sie bei der Suche nach Charlie zu unterstützen. Eine Zeugin die zufällig mit dem Taxi hinter dem Lastwagen herfuhr, berichtet, dass Charles Horman zum nationalen Sportstadion gebracht wurde. Auf der Suche nach seinem Sohn erfährt Ed, der zuerst hinter der Freundschaft zu Terry eine heimliche Affäre vermutet, mehr über seinen Sohn und seine Schwiegertochter. Beide hatten es satt die Welt durch die New York Times zu sehen und wollten reisen. Charlie und Beth bereisten ganz Lateinamerika und blieben schließlich in Santiago hängen. Eds Sohn arbeitete an einem Zeichentrickfilm für Kinder, schrieb Drehbücher und übersetzte Artikel für eine, US-amerikanischen Diplomaten zufolge, linksgerichtete Zeitung.

Über einen Freund von Charlie, David Holloway, erfahren Ed und Beth, was im Nationalstadion geschehen ist. Holloway war gemeinsam mit seinem Freund Frank Terrucci, der ebenfalls mit Charlie befreundet war, von bewaffneten Soldaten aus ihrer Wohnung entführt und zum Sportstadion verschleppt worden. Während David große Angst hatte und Zeuge wurde, wie brasilianische Soldaten die dortigen Menschen entkleideten und exekutierten, war Frank optimistisch und glaubte als US-amerikanischer Staatsbürger schon bald wieder frei zu sein. Als ein Soldat ihn abführte, scherzte Frank noch, dass sie sich bald in New York treffen würden, doch David sah Frank nie wieder. Nach der offiziellen Darstellung der Militärs soll Terrucci während der nächtlichen Ausgangssperre aufgegriffen, ins Stadion gebracht und später freigelassen worden sein. Er soll sich wohlbehalten in den USA aufhalten.

Ed und Beth gehen gemeinsam mit dem US-amerikanischen Konsul Phil Putnam alle Krankenhäuser und Nervenheilanstalten durch, doch in keinem Register findet sich ein Hinweis auf einen Charles Horman. Er erfährt von der offenen Beth mehr über seinen Sohn, u. a. dass er oft spaßeshalber den Country- und Western-Sänger mimte und sich sehr für die Astronomie interessierte und er über alle seine Beobachtungen regelmäßig Notizen machte. Die Militärs unter Colonel Espinosa führen Beth und Ed schließlich ins Sportstadion, wo sie über ein Mikrofon nach Charles rufen. Ed glaubt Charles in der Menge zu erkennen, doch Beth macht diesem deutlich, dass er sich geirrt hat und der Verschwundene sich nicht unter den Gefangenen im Stadion befindet. Bei der Suche in den verschiedenen Botschaften in Santiago treffen sie in der italienischen Botschaft auf einen ehemaligen Polizeibeamten der alten Regierung, der berichtet, dass Charlie im Verteidigungsministerium im Beisein eines amerikanischen Beamten verhört und gefoltert wurde.

Später werden Ed und Beth bei der Suche nach Charlie in die Katakomben des Nationalstadions geführt, wo sie auf eine Unzahl von Leichen treffen. In einem Raum in dem noch nicht identifizierte Tote liegen, entdeckt Beth die Leiche von Frank Terrucci. Der Freund von Charlie soll tot in den Straßen aufgefunden worden sein, nachdem er freigelassen wurde. Dem gegenüber steht die vorherige Mitteilung, dass Terrucci in die USA ausgereist sein soll. Die Suche nach Sohn und Ehemann schweißt den anfangs noch sturen und patriotischen Ed und die mutige Beth zusammen. Durch einen Mitarbeiter der Ford Foundation in Santiago erfährt Ed, dass sein Sohn angeblich einen Monat zuvor, drei Tage nach seiner Verhaftung, am 19. September im Nationalstadion exekutiert wurde. Ed versucht verzweifelt den Namen des Kontaktmanns zu erfahren, doch dieser wird nicht vom Mitarbeiter preisgegeben. Kurz darauf erfährt Ed in der US-amerikanischen Botschaft, dass sein Sohn sich im Norden des Landes in Sicherheit gebracht haben soll. Ed glaubt jedoch den Diplomaten nicht und erwähnt die Möglichen Verwicklungen der US-Amerikaner in dem Militär-Putsch. Seine Landsleute eröffnen den Vater daraufhin, dass sein Sohn ein Schnüffler war und sich die Hände am Feuer verbrannt hätte. Als Ed ins Hotel zurückkehrt trifft er auf Beth, die von zwei chilenischen Inspektoren weggebracht werden soll. Ed darf nach einem Anruf in der US-amerikanischen Botschaft Beth zum Verhör begleiten. Im Verteidigungsministerium erhält Ed wenig später von den Diplomaten die Nachricht, dass sein Sohn zweifelsfrei identifiziert und tatsächlich im Nationalstadion exekutiert wurde.

Ed und Beth verlassen daraufhin Chile und Fliegen in die USA. Ed Horman reicht später Klagen gegen elf Regierungsbeamte einschließlich des US-amerikanischen Außenministers Henry Kissinger ein. Die Leiche von Charles Horman wurde erst sieben Monate später in die Heimat überführt, so dass eine Autopsie, die die Todesumstände zweifelsfrei geklärt hätte, nicht mehr möglich war. Als Staatsgeheimnisse klassifiziert blieben die Akten verschlossen, so dass die Klage von Charles Hormans Vater abgewiesen wurde.


Kritiken

  • "Ich wünschte, dass der Film gleich mutig genug wäre eine klare, eindeutige, treu bleibende Vorstellung seiner Zivilcourage zu riskieren, anstatt sich selbst in einem überhäuften Mischmasch stylistischer Ekzesse zu verlieren. Dieser Film wäre wirklich gewaltig gewesen, wenn er seine eigene Art und Weise hätte verlassen können." (Roger Ebert, Chicago Sun-Times)
  • "... 'Missing' ist Mr. Costa-Gavras' am schönsten erzieltes politisches Melodrama bis jetzt, ein spannungsgeladener Thriller von realem Filmstil, gespielt mit unermesslicher Autoritat von Jack Lemmon als Charles Hormans Vater, Ed Horman, und Sissy Spacek als Charles Ehefrau, Beth." (New York Times)
  • "Costa-Gavras' emotional fesselnder und zum Nachdenken anregender 1982er Film hat immer noch die Kraft die Zuschauer aus ihrer Gleichgültigkeit zu Lateinamerika wachzurütteln... Durch das Erstellen dieses Films hat Costa-Gavras der Welt einen großen moralischen Dienst erwiesen." (Spirituality & Health)

Auszeichnungen

Im Jahr 1983 (offizielle Zählung 1982) zählte Vermißt mit vier Nominierungen, darunter Bester Film und beste Darsteller, zum erweiterten Favoritenkreis der Oscar-Verleihung. Der Politthriller, u. a. 1982 gemeinsam mit dem türkischen Film Yol – Der Weg mit der |Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet, konnte sich nicht gegen Richard Attenboroughs Biopic Gandhi durchsetzen. Sissy Spacek und Jack Lemmon mussten sich in den Kategorien Beste Hauptdarstellerin und Bester Hauptdarsteller Meryl Streep (Sophies Entscheidung) bzw. Ben Kingsley (Gandhi) geschlagen geben. Einzig Constantin Costa-Gavras und Donald Stewart konnten sich mit ihrem Drehbuch gegen die Konkurrenz durchsetzen, der griechische Regisseur fehlte allerdings bei der Preisverleihung und konnte den bisher einzigen Oscar seiner Karriere nicht persönlich in Empfang nehmen.

Ferner wurde Costa-Gavras' und Stewarts Drehbuch mit dem britischen Filmpreis BAFTA und den Preisen der Londoner Filmkritikervereinigung und der Writers Guild of America prämiert.

  • Bestes adaptiertes Drehbuch

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Film
  • Bester Hauptdarsteller (Jack Lemmon)
  • Beste Hauptdarstellerin (Sissy Spacek)
  • Bestes Drehbuch
  • Bester Schnitt

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Film
  • Beste Regie
  • Bester Hauptdarsteller (Jack Lemmon)
  • Beste Hauptdarstellerin (Sissy Spacek)
  • Bestes Drehbuch

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Film - Drama
  • Beste Regie
  • Bester Hauptdarsteller - Drama (Jack Lemmon)
  • Beste Hauptdarstellerin - Drama (Sissy Spacek)
  • Bestes Drehbuch

Weitere

Internationale Filmfestspiele von Cannes 1982

London Critics Circle Film Awards 1983

  • Film des Jahres
  • Regisseur des Jahres
  • Drehbuchautoren des Jahres

Writers Guild of America 1983

  • Bestes adaptiertes Drehbuch - Drama

Literatur

  • Missing. [Toluca, Calif.] : Film Analysis Series, 1981. (engl. Ausgabe)
  • Hauser, Thomas: Missing. New York : Avon, 1978. ISBN 0380490986 (engl. Ausgabe)
  • Georgakas, Dan ; Rubenstein, Lenny: The Cineaste interviews : on the art and politics of the cinema. Chicago : Lake View Press, 1983. ISBN 0941702022 (eng. Ausgabe)
  • Derry, Charles: The suspense thriller : films in the shadow of Alfred Hitchcock. Jefferson, N.C. : McFarland Classics/McFarland, 1988. ISBN 0786412089 (engl. Ausgabe)