„Deutschstämmige“ – Versionsunterschied

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* Unklar ist, ob der Begriff auch auf [[Juden]] angewandt werden soll, die oder deren Vorfahren aus Deutschland ausgewandert sind und eine Etikettierung mit einem Wort, das den Bestandteil ''deutsch'' enthält, als Opfer des [[Nationalsozialismus]] ablehnen (vgl. auch [[Jeckes]], [[Geschichte der Juden in Deutschland]]).<ref>Klaus Hart: ''Reichskristallnacht - “Noite dos Cristais” - Brasiliens deutschstämmige Juden gedenken der Schrecken von damals. Antisemitismus im Tropenland.'' http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/07/noite-dos-cristais-brasiliens-deutschstammige-juden-gedenken-der-reichskristallnacht/</ref><ref>Ursula Homann: ''„Juden in Deutschland“ oder „deutsche Juden“? Über jüdische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart''. literaturkritik.de. Nr. 3, März 2007 ([http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10415&ausgabe=200703 Rezension])</ref>
* Unklar ist, ob der Begriff auch auf [[Juden]] angewandt werden soll, die oder deren Vorfahren aus Deutschland ausgewandert sind und eine Etikettierung mit einem Wort, das den Bestandteil ''deutsch'' enthält, als Opfer des [[Nationalsozialismus]] ablehnen (vgl. auch [[Jeckes]], [[Geschichte der Juden in Deutschland]]).<ref>Klaus Hart: ''Reichskristallnacht - “Noite dos Cristais” - Brasiliens deutschstämmige Juden gedenken der Schrecken von damals. Antisemitismus im Tropenland.'' http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/07/noite-dos-cristais-brasiliens-deutschstammige-juden-gedenken-der-reichskristallnacht/</ref><ref>Ursula Homann: ''„Juden in Deutschland“ oder „deutsche Juden“? Über jüdische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart''. literaturkritik.de. Nr. 3, März 2007 ([http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10415&ausgabe=200703 Rezension])</ref>


Schließlich gibt es (unabhängig von der unten angeführten Rechtslage) einen Streit darüber, ob man ethnische Deutsche beziehungsweise deutsche [[Volkszugehörigkeit|Volkszugehörige]], die nie deutsche Staatsangehörige waren, als ''Deutsche'' oder als ''Deutschstämmige'' einstufen muss.<ref>Johann Hager: ''Deutsche - Deutschstämmige - Deutschrumänen''. In: ''Siebenbürgische Zeitung'' vom 26. August 2006. http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/verschiedenes/5629-leserecho-deutsche-deutschstaemmige-_.html</ref><ref>Laelia Kaderas: ''Warum die Deutschen in Osteuropa so merkwürdig sprechen: Geschichte der Deutschstämmigen in Osteuropa.'' Europäisches Informationszentrum Niedersachsen. http://www.eiz-niedersachsen.de/702.html</ref>
Schließlich gibt es (unabhängig von der unten angeführten Rechtslage) einen Streit darüber, ob man ethnische Deutsche beziehungsweise deutsche [[Volkszugehörigkeit|Volkszugehörige]], die nie deutsche Staatsangehörige waren, als ''Deutsche'' oder als ''Deutschstämmige'' einstufen muss.<ref>Johann Hager: ''Deutsche - Deutschstämmige - Deutschrumänen''. In: ''Siebenbürgische Zeitung'' vom 26. August 2006. http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/verschiedenes/5629-leserecho-deutsche-deutschstaemmige-_.html</ref><ref>Laelia Kaderas: ''Warum die Deutschen in Osteuropa so merkwürdig sprechen: Geschichte der Deutschstämmigen in Osteuropa.'' Europäisches Informationszentrum Niedersachsen. http://www.eiz-niedersachsen.de/702.html</ref> Gelegentlich gelten als ''Deutschstämmige'' nur solche Personen, die „die Deutsch nicht mehr als Muttersprache angeben“.<ref>http://www.flaggenlexikon.de/fdtl-dt3.htm</ref>


== Gesetzliche Regelung in Deutschland ==
== Gesetzliche Regelung in Deutschland ==

Version vom 15. November 2008, 19:36 Uhr

Deutschstämmige sind Menschen deutscher Abstammung. Deutsche Staatsangehörige werden in der Regel nicht als „Deutschstämmige“ bezeichnet, obwohl auch sie meist von Deutschen abstammen.

Wortgebrauch

Der Begriff „Deutschstämmige“ wird für Personen benutzt, deren Vorfahren Deutsche sind oder waren oder die ihre deutsche Staatsbürgerschaft aufgegeben haben. Viele Deutschstämmige gibt es in den USA, Russland, Kanada, Australien und Südamerika; viele von ihnen sprechen nicht mehr Deutsch (als Muttersprache). Häufig sind Deutschstämmige Menschen, die oder deren Vorfahren aus Deutschland oder einem Staat in den deutschsprachigen Regionen Europas emigriert sind.

Deutschstämmige sind nur schwierig von Nicht-Deutschstämmigen abzugrenzen, und zwar aus den folgenden Gründen:

  • Der Raum, der als „Deutschland“ bezeichnet wurde, verkleinerte sich im Laufe der Geschichte (zuletzt durch den Verlust der Ostgebiete des Deutschen Reiches).
  • Bei Nachkommen ausgewanderter Sorben und solcher Kaschuben, deren Vorfahren deutsche Staatsbürger waren, die Frage, ob sie deutschstämmig oder sorbisch- bzw. kaschubischstämmig seien. Dasselbe gilt für Angehörige weiterer kleiner Nationalitäten wie den Friesen.
  • Menschen mit deutschen Vorfahren haben oft auch Vorfahren anderer Herkunft, sodass der Begriff Deutschstämmiger nicht exklusiv ist (eine einzelne Person kann z. B. väterlicherseits deutschstämmig und mütterlicherseits polnischstämmig sein).
  • Es ist unklar, wie viele Generationen zwischen einem Deutschen, der ausgewandert ist, und der Person liegen dürfen, die als deutschstämmig gelten will.
  • Unklar ist, ob der Begriff auch auf Juden angewandt werden soll, die oder deren Vorfahren aus Deutschland ausgewandert sind und eine Etikettierung mit einem Wort, das den Bestandteil deutsch enthält, als Opfer des Nationalsozialismus ablehnen (vgl. auch Jeckes, Geschichte der Juden in Deutschland).[1][2]

Schließlich gibt es (unabhängig von der unten angeführten Rechtslage) einen Streit darüber, ob man ethnische Deutsche beziehungsweise deutsche Volkszugehörige, die nie deutsche Staatsangehörige waren, als Deutsche oder als Deutschstämmige einstufen muss.[3][4] Gelegentlich gelten als Deutschstämmige nur solche Personen, die „die Deutsch nicht mehr als Muttersprache angeben“.[5]

Gesetzliche Regelung in Deutschland

Der Begriff Deutschstämmiger ist kein Begriff der juristischen Fachsprache. Im deutschen Recht gibt es nur den Begriff deutscher Volkszugehöriger, der allerdings nicht mit dem Begriff Deutschstämmiger synonym ist. Die amtliche Regelung im Grundgesetz, Art. 116, Absatz 1 der Bundesrepublik Deutschland lautet „deutsche Volkszugehörigkeit“: „Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat.“ Auch im Bundesvertriebenengesetz ist von deutschen Volkszugehörigen die Rede (§ 1 ff. BVFG).

Bei Menschen, die in einem Nachfolgestaat der Sowjetunion leben, von Volksdeutschen abstammen, denen aber die deutsche Sprache von ihren Vorfahren nicht so vermittelt wurde, dass sie ein einfaches Gespräch auf Deutsch führen können, neigen die für eine Aufnahme in Deutschland zuständigen Behörden dazu, ihnen zu attestieren, sie seien „nur“ Deutschstämmige, nicht aber deutsche Volkszugehörige im Sinne von Art. 116 Grundgesetz.

Einzelnachweise

  1. Klaus Hart: Reichskristallnacht - “Noite dos Cristais” - Brasiliens deutschstämmige Juden gedenken der Schrecken von damals. Antisemitismus im Tropenland. http://www.hart-brasilientexte.de/2008/11/07/noite-dos-cristais-brasiliens-deutschstammige-juden-gedenken-der-reichskristallnacht/
  2. Ursula Homann: „Juden in Deutschland“ oder „deutsche Juden“? Über jüdische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. literaturkritik.de. Nr. 3, März 2007 (Rezension)
  3. Johann Hager: Deutsche - Deutschstämmige - Deutschrumänen. In: Siebenbürgische Zeitung vom 26. August 2006. http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/verschiedenes/5629-leserecho-deutsche-deutschstaemmige-_.html
  4. Laelia Kaderas: Warum die Deutschen in Osteuropa so merkwürdig sprechen: Geschichte der Deutschstämmigen in Osteuropa. Europäisches Informationszentrum Niedersachsen. http://www.eiz-niedersachsen.de/702.html
  5. http://www.flaggenlexikon.de/fdtl-dt3.htm

Siehe auch

Begriffe ähnlicher Bedeutung

Unterkategorien

Literatur

  • Karl-Markus Gauß: Die versprengten Deutschen. Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer. Zsolnay 2005, ISBN 3-552-05354-9.