„Reich (Territorium)“ – Versionsunterschied

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== Wortherkunft ==
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Das Wort und das zugehörige Adjektiv ''reich'' ist lt. dem „Etymologischen Wörterbuch des Althochdeutschen“ keltischen Ursprungs und wurde höchstwahrscheinlich wegen der Übernahme keltischer Rechtsnormen durch die Germanen in der Folge auch von ihnen entlehnt. Die Kelten verstanden darunter den ideelen, bzw. materiellen Reichtum. Erstmals bei Grimm wird es als: „allgemein das mit einem herscher<!--sic--> in zusammenhang stehende, von ihm abhängige“ (Grimm)<ref name="Grimm-Reich"> Eintrag [http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/selectarticle?lemid=GR02995 REICH, n. regnum.] In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: ''[[Deutsches Wörterbuch]].'' Leipzig 1854–1960 (germazope.uni-trier.de)</ref> bezeichnet, entspricht also [[latein]]isch ''{{lang|la|regnum}}''. Es findet sich in allen germanischen Sprachen (etwa nl. ''{{lang|nl|rijk}}''), und stammt vom [[keltisch]]en ''-rig'' „Macht“.<ref name="König dtv-Atlas Deutsch">{{Literatur | Autor=Werner König | Titel=dtv-Atlas Deutsche Sprache | Band=dtv-Band 3025 | Auflage=1<!--sic--> | Verlag=dtv | Ort=München | Jahr=1978<!--sic--> | Seiten=47 | Spalten=2 ''Frühe Lehnbezeichnungen mit Nachbarvölkern'' | ISBN=3-423-03025-9 }}</ref> Das [[althochdeutsch]]e ''{{lang|goh|rîhhi}}'' entspricht auch schon dem ursprünglichen ''[[Gebiet]]'' (zu ''gebieten''), lat. ''{{lang|la|imperium}}'' „das unter dem Befehl stehende“. Die Bedeutung von ''{{lang|goh|rîhhi}}'' umfasst „[[Regierung]];<ref name="Grimm1-Reich-1"> Grimm: [http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/selectarticle?lemid=GR02995#GR02995L2 REICH 1) ''herschaft, gewalt, regierung: imperii'' rîhhes, rîchhes.]</ref> [[Herrschaft]], [[Gewalt#Recht|Gewalt]]; reich, mächtig; hoch<ref>{{Literatur | Autor=Horst Naumann | Titel=Das große Buch der Familien-Namen. Alter, Herkunft, Bedeutung | Verlag=Falken | Ort=Niedernhausen | Jahr= 1994 | ISBN=3-8068-4781-9 }} Zit. nach {{Literatur | Autor=Kunze | Titel=Namenkunde | Seiten=8}}</ref>“, so erhalten etwa in [[Ostarrîchi]] (dem Vorläufer Österreichs, im Sinne „(erobertes) Land im Osten“ gedeutet, und nicht als „[[Marcha orientalis|Ostmark]]“ im Sinne einer Institution). Diese Deutung entspricht zwar der traditionellen Überlieferung, es gibt dafür (erobertes Land oder [[Staatsgebiet]]) aber keinen historischen Befund – was durch den Umstand, dass es sich damals lediglich um einen kleinen Landstrich handelte, äußerst unglaubwürdig ist. Neuere soziolinguistische Interpretationen sehen eher einen Bezug zum keltischen Sonnenbegriff (Göttin Ostara) und damit die Bedeutung ''ein Landstrich „reich an Sonne“'' vor, oder Namen wie [[Richard]] („Herrschaft und Strenge“), [[Ulrich]], [[Heinrich]] („der sein Vermögen bzw. Heim beherrscht“).<ref name="Kunze dtv-Atlas Namenkunde">{{Literatur | Autor=[[Konrad Kunze]] | Titel=dtv-Atlas Namenkunde | Band=dtv-Band 2490 | Auflage=1<!--sic--> | Verlag=dtv | Ort=München | Jahr=1998<!--sic--> | Seiten=24ff ''Etymologische Bedeutung'' | ISBN=3-423-03266-9 }}</ref> [[Mittelhochdeutsch]] steht ''rîche'', nie bezeichnet es ursprünglich den Regenten selber, im Heiligen Römischen Reich ist die Bezeichnung ''[[Kaiser]] und Reich'' „Oberhaupt und Glieder des Reiches“ formelhaft<ref name="Grimm1-Reich-10"> Grimm: [http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/selectarticle?lemid=GR02995#GR02995L13 REICH 10) ''formelhafte verbindung'' kaiser und reich.]</ref> – später aber findet sich auch diese Übertragung.<ref name="Grimm1-Reich-11"> Grimm: [http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/selectarticle?lemid=GR02995#GR02995L14 REICH 11) reich geht endlich auch auf die spitze desselben, …].</ref> Der Aspekt des „Beherrschten“ bleibt dabei primär, löst sich jedoch vom rein Territorialen.
Das Wort und das zugehörige Adjektiv ''reich'' ist lt. dem „Etymologischen Wörterbuch des Althochdeutschen“ keltischen Ursprungs und wurde höchstwahrscheinlich wegen der Übernahme keltischer Rechtsnormen durch die Germanen in der Folge auch von ihnen entlehnt. Die Kelten verstanden darunter den ideelen, bzw. materiellen Reichtum. Erstmals bei Grimm wird es als: „allgemein das mit einem herscher<!--sic--> in zusammenhang stehende, von ihm abhängige“ (Grimm)<ref name="Grimm-Reich"> Eintrag [http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/wbgui_py?lemid=GR02995 REICH, n. regnum.] In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: ''[[Deutsches Wörterbuch]].'' Leipzig 1854–1960 (dwb.uni-trier.de)</ref> bezeichnet, entspricht also [[latein]]isch ''{{lang|la|regnum}}''. Es findet sich in allen germanischen Sprachen (etwa nl. ''{{lang|nl|rijk}}''), und stammt vom [[keltisch]]en ''-rig'' „Macht“.<ref name="König dtv-Atlas Deutsch">{{Literatur | Autor=Werner König | Titel=dtv-Atlas Deutsche Sprache | Band=dtv-Band 3025 | Auflage=1<!--sic--> | Verlag=dtv | Ort=München | Jahr=1978<!--sic--> | Seiten=47 | Spalten=2 ''Frühe Lehnbezeichnungen mit Nachbarvölkern'' | ISBN=3-423-03025-9 }}</ref> Das [[althochdeutsch]]e ''{{lang|goh|rîhhi}}'' entspricht auch schon dem ursprünglichen ''[[Gebiet]]'' (zu ''gebieten''), lat. ''{{lang|la|imperium}}'' „das unter dem Befehl stehende“. Die Bedeutung von ''{{lang|goh|rîhhi}}'' umfasst „[[Regierung]];<ref name="Grimm1-Reich-1"> Grimm: [http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/wbgui_py?lemid=GR02995#GR02995L2 REICH 1) ''herschaft, gewalt, regierung: imperii'' rîhhes, rîchhes.]</ref> [[Herrschaft]], [[Gewalt#Recht|Gewalt]]; reich, mächtig; hoch<ref>{{Literatur | Autor=Horst Naumann | Titel=Das große Buch der Familien-Namen. Alter, Herkunft, Bedeutung | Verlag=Falken | Ort=Niedernhausen | Jahr= 1994 | ISBN=3-8068-4781-9 }} Zit. nach {{Literatur | Autor=Kunze | Titel=Namenkunde | Seiten=8}}</ref>“, so erhalten etwa in [[Ostarrîchi]] (dem Vorläufer Österreichs, im Sinne „(erobertes) Land im Osten“ gedeutet, und nicht als „[[Marcha orientalis|Ostmark]]“ im Sinne einer Institution). Diese Deutung entspricht zwar der traditionellen Überlieferung, es gibt dafür (erobertes Land oder [[Staatsgebiet]]) aber keinen historischen Befund – was durch den Umstand, dass es sich damals lediglich um einen kleinen Landstrich handelte, äußerst unglaubwürdig ist. Neuere soziolinguistische Interpretationen sehen eher einen Bezug zum keltischen Sonnenbegriff (Göttin Ostara) und damit die Bedeutung ''ein Landstrich „reich an Sonne“'' vor, oder Namen wie [[Richard]] („Herrschaft und Strenge“), [[Ulrich]], [[Heinrich]] („der sein Vermögen bzw. Heim beherrscht“).<ref name="Kunze dtv-Atlas Namenkunde">{{Literatur | Autor=[[Konrad Kunze]] | Titel=dtv-Atlas Namenkunde | Band=dtv-Band 2490 | Auflage=1<!--sic--> | Verlag=dtv | Ort=München | Jahr=1998<!--sic--> | Seiten=24ff ''Etymologische Bedeutung'' | ISBN=3-423-03266-9 }}</ref> [[Mittelhochdeutsch]] steht ''rîche'', nie bezeichnet es ursprünglich den Regenten selber, im Heiligen Römischen Reich ist die Bezeichnung ''[[Kaiser]] und Reich'' „Oberhaupt und Glieder des Reiches“ formelhaft<ref name="Grimm1-Reich-10"> Grimm: [http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/wbgui_py?lemid=GR02995#GR02995L13 REICH 10) ''formelhafte verbindung'' kaiser und reich.]</ref> – später aber findet sich auch diese Übertragung.<ref name="Grimm1-Reich-11"> Grimm: [http://www.woerterbuchnetz.de/DWB/wbgui_py?lemid=GR02995#GR02995L14 REICH 11) reich geht endlich auch auf die spitze desselben, …].</ref> Der Aspekt des „Beherrschten“ bleibt dabei primär, löst sich jedoch vom rein Territorialen.


== Reichsbezeichnungen ==
== Reichsbezeichnungen ==

Version vom 3. März 2011, 15:45 Uhr

Reich bezeichnet das Territorium eines Regenten, eines Staates oder allgemeiner einer politisch organisierten Gemeinschaft.

Wortherkunft

Das Wort und das zugehörige Adjektiv reich ist lt. dem „Etymologischen Wörterbuch des Althochdeutschen“ keltischen Ursprungs und wurde höchstwahrscheinlich wegen der Übernahme keltischer Rechtsnormen durch die Germanen in der Folge auch von ihnen entlehnt. Die Kelten verstanden darunter den ideelen, bzw. materiellen Reichtum. Erstmals bei Grimm wird es als: „allgemein das mit einem herscher in zusammenhang stehende, von ihm abhängige“ (Grimm)[1] bezeichnet, entspricht also lateinisch regnum. Es findet sich in allen germanischen Sprachen (etwa nl. rijk), und stammt vom keltischen -rig „Macht“.[2] Das althochdeutsche rîhhi entspricht auch schon dem ursprünglichen Gebiet (zu gebieten), lat. imperium „das unter dem Befehl stehende“. Die Bedeutung von rîhhi umfasst „Regierung;[3] Herrschaft, Gewalt; reich, mächtig; hoch[4]“, so erhalten etwa in Ostarrîchi (dem Vorläufer Österreichs, im Sinne „(erobertes) Land im Osten“ gedeutet, und nicht als „Ostmark“ im Sinne einer Institution). Diese Deutung entspricht zwar der traditionellen Überlieferung, es gibt dafür (erobertes Land oder Staatsgebiet) aber keinen historischen Befund – was durch den Umstand, dass es sich damals lediglich um einen kleinen Landstrich handelte, äußerst unglaubwürdig ist. Neuere soziolinguistische Interpretationen sehen eher einen Bezug zum keltischen Sonnenbegriff (Göttin Ostara) und damit die Bedeutung ein Landstrich „reich an Sonne“ vor, oder Namen wie Richard („Herrschaft und Strenge“), Ulrich, Heinrich („der sein Vermögen bzw. Heim beherrscht“).[5] Mittelhochdeutsch steht rîche, nie bezeichnet es ursprünglich den Regenten selber, im Heiligen Römischen Reich ist die Bezeichnung Kaiser und Reich „Oberhaupt und Glieder des Reiches“ formelhaft[6] – später aber findet sich auch diese Übertragung.[7] Der Aspekt des „Beherrschten“ bleibt dabei primär, löst sich jedoch vom rein Territorialen.

Reichsbezeichnungen

Herrschaftsgebiete vieler staatlicher Gebilde werden so genannt:

Siehe auch: Altreich, Altes Reich


Im übertragenen Sinne:

Siehe auch

  • Region – dort auch zum Begriffsfeld der Regionsbezeichnungen

Weblinks

Wiktionary: Reich – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Eintrag REICH, n. regnum. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854–1960 (dwb.uni-trier.de)
  2. Werner König: dtv-Atlas Deutsche Sprache. 1. Auflage. dtv-Band 3025. dtv, München 1978, ISBN 3-423-03025-9, S. 47, Sp. Frühe Lehnbezeichnungen mit Nachbarvölkern.
  3. Grimm: REICH 1) herschaft, gewalt, regierung: imperii rîhhes, rîchhes.
  4. Horst Naumann: Das große Buch der Familien-Namen. Alter, Herkunft, Bedeutung. Falken, Niedernhausen 1994, ISBN 3-8068-4781-9. Zit. nach Kunze: Namenkunde. S. 8.
  5. Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. 1. Auflage. dtv-Band 2490. dtv, München 1998, ISBN 3-423-03266-9, S. 24 ff. Etymologische Bedeutung.
  6. Grimm: REICH 10) formelhafte verbindung kaiser und reich.
  7. Grimm: REICH 11) reich geht endlich auch auf die spitze desselben, ….