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Johannes Wagemann: Gehirn und menschliches Bewusstsein – Neuromythos und Strukturphänomenologie. Aachen 2010
Johannes Wagemann: Gehirn und menschliches Bewusstsein – Neuromythos und Strukturphänomenologie. Aachen 2010


Johannes Wagemann: Strukturphänomenologische Anthropologie – ein transdisziplinärer Ansatz zur Korrelation von Gehirn und Bewusstsein, Teil 1: Klärung und Gegenüberstellung der Phänomenbereiche, Research on Steiner Education 1/2, 2010
Johannes Wagemann: [http://rosejourn.com/index.php/rose/article/viewFile/34/67 Strukturphänomenologische Anthropologie – ein transdisziplinärer Ansatz zur Korrelation von Gehirn und Bewusstsein, Teil 1: Klärung und Gegenüberstellung der Phänomenbereiche], Research on Steiner Education 1/2, 2010


Johannes Wagemann: Strukturphänomenologische Anthropologie – ein transdisziplinärer Ansatz zur Korrelation von Gehirn und Bewusstsein, Teil 2: Korrelation und Integration der Phänomenbereiche, Research on Steiner Education 2/1, 2011
Johannes Wagemann: [http://rosejourn.com/index.php/rose/article/viewFile/61/89 Strukturphänomenologische Anthropologie – ein transdisziplinärer Ansatz zur Korrelation von Gehirn und Bewusstsein, Teil 2: Korrelation und Integration der Phänomenbereiche], Research on Steiner Education 2/1, 2011


Herbert Witzenmann: Intuition und Beobachtung, Teil 1: Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, Stuttgart 1977
Herbert Witzenmann: Intuition und Beobachtung, Teil 1: Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, Stuttgart 1977

Version vom 31. Juli 2011, 09:53 Uhr

Strukturphänomenologie (Herbert Witzenmann)

Der Begriff Strukturphänomenologie bezeichnet die von Herbert Witzenmann (1905-1988) entwickelte und ausgeübte Methode bewusstseinsphänomenologischer Beobachtung und bildet den Titel seines wissenschaftstheoretischen Hauptwerks (1983).

Grundlegende Bezüge (R. Steiner, J. W. Goethe)

Witzenmanns Strukturphänomenologie knüpft methodisch und zum Teil auch terminologisch an Rudolf Steiners Erkenntniswissenschaft sowie auch (mittelbar und unmittelbar) an Goethes naturwissenschaftliche Forschung an. Im Unterschied zu Heinrich Rombachs gleichnamigen Ansatz steht sie nicht primär in der Tradition philosophischer Phänomenologie nach E. Husserl, ist auf diese aber in verschiedenen Aspekten beziehbar[1].

Aus Goethes Naturforschung haben folgende methodische Elemente Eingang in die Strukturphänomenologie gefunden:

  • Die Bewusstmachung und systematische Kultivierung von im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess ausgeübten mentalen Aktivitätsformen (Trennen und Verbinden),
  • Das ursprünglich auf Empedokles zurückgehende Prinzip eines Erfassens von Gleichem durch Gleiches,
  • Die Konkretion universeller Gesetzmäßigkeit (nach Goethe das Urphänomen) im aktuell Beobachteten im Unterschied zu abstraktiver Theorienbildung.

Im Hinblick auf Rudolf Steiners Erkenntniswissenschaft orientiert sich die Strukturphänomenologie insbesondere an folgenden Aspekten:

  • dem Prinzip eines urteilsoffenen, referentiellen bzw. deiktischen Sprach- und Begriffsgebrauchs („Blicklenkung“),
  • dem Gegenstandsbereich menschlicher Erkenntnisprozessualität („seelische Beobachtung“)
  • an der selbstreferentiellen bewusstseinsphänomenologischen Beobachtung,
  • der Handhabung vorprädikativer Aktivitätsformen (Zurückhalten, Hervorbringen) sowie dem Aufweis entsprechender (vorsubjektiver, vorobjektiver) Strukturkomponenten („reine Wahrnehmung“, „reiner Begriff“),
  • an der Vorstellungslehre (Philosophie der Freiheit).

Zentrale Aspekte (Methode, Grundstruktur, Erinnerungsschicht)

Ausgangspunkt der Strukturphänomenologie ist die Frage, ob und wie vorbewusste mentale Aktivität am Zustandekommen des naiv-realistischen Alltagsbewusstseins, insbesondere der Objekt-Subjekt-Relation genuin beteiligt ist. Die Objekt-Subjekt-Relation wird nicht als Voraussetzung für den Erkenntnisakt, sondern als sein Resultat aufgefasst, das es hinsichtlich seiner Aktualgenese zu untersuchen gilt. Durch eine systematische Schulung der Beobachtungsintention wird eine Erweiterung der 1.-Person-Perspektive (Alltagsbewusstsein) in Richtung transpersonaler, gleichwohl das beobachtende Individualbewusstsein nicht auslöschenden Prozessbewusstheit angestrebt. Dabei geht es zunächst um eine Unterscheidung rezeptiver und produktiver Aktivitätsanteile im regulären Bewusstseinsvollzug sowie deren Zugang zu komplementären Strukturelementen (Wahrnehmung, Begriff).

Der zentrale Befund der Strukturphänomenologie besteht darin, dass

„die vollständige Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungen nicht ohne unser mitgestaltendes Zutun als unser Bewusstseinsinhalt erscheint. Vielmehr bauen wir alles, was uns als wirklich gilt, durch die Vereinigung wahrnehmlicher und begrifflicher Elemente auf. Diese Vereinigungstätigkeit vollziehen wir zuerst unterbewusst. Sie kann aber bewusst gemacht werden. Sie findet stets statt, wenn wir etwas zunächst Unbegriffenes begreifen. Sie kann daher nicht durch etwas anderes erklärt oder ersetzt werden. Denn sie erfolgt bei jedem Erklärungsversuch von neuem.“ [2]

Die dynamische Synthese von Wahrnehmung und Begriff bezeichnet Witzenmann als Grundstruktur. Mit ihr wird ein einheitliches und generelles Formprinzip aufgewiesen, das für alle subjekt- und objektseitigen Strukturen maßgeblich ist – sofern diese bewusst werden. Die Grundstruktur nach Witzenmann unterscheidet sich insofern von jener nach Rombach, als die letztere durch eine plurale, durch bestimmte Inhalte geprägte Konzeption gekennzeichnet ist[3].

Aus der Perspektive grundstruktureller Prozessualität zeigt sich das gewöhnliche Bewusstsein als ihr gegenständliches (Objekt) bzw. personales (Subjekt) Ergebnis. Da es sich als solches auf ein ihm Vorhergehendes (die Bildung der Grundstruktur) bezieht, hat es eine erinnerungsartige Charakteristik; Witzenmann spricht von ihm auch als einer auf die primäre Grundstruktur aufgelagerten Erinnerungsschicht. Insofern ist unser naiv-realistisches Alltagsbewusstsein im Verhältnis zu seiner originären Entstehung nicht unmittelbar wirklichkeitshaltig, kann aber hinsichtlich seiner Entstehung durch strukturphänomenologische Beobachtung bewusstseinsimmanent aufgeklärt werden.

Weiterführende Bezüge

Herbert Witzenmann hat das Konzept der Strukturphänomenologie in seinen Werken auf verschiedene Fragestellungen aus den Bereichen Anthroposophie, Philosophie, Psychologie, Ästhetik, Linguistik, Sozialwissenschaft und Ökonomie angewendet. Folgende Autoren beziehen sich in ihren Arbeiten explizit auf Witzenmanns Strukturphänomenologie: Klaus Hartmann, Rudy Vandercruysse, Michael Ross, Jost Schieren, Sabine Wettig, Johannes Wagemann (s. Literaturverzeichnis)

Literatur

Johann Wolfgang Goethe, Die Schriften zur Naturwissenschaft. (Im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina begründet von K. Lothar Wolf und Wilhelm Troll.) Vollständige, mit Erläuterungen versehene Ausgabe von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt u. Irmgard Müller. Weimar 1947ff., ISBN: 3-7400-0024-4. URL

Klaus Hartmann: Die freiheitliche Sprachauffassung des Novalis. Bonn 1987, Kap. 6.2. Über die Egomorphose der Sprache (S. 180-194)

Michael Ross: Soziale Wirklichkeitsbildung. Erkenntnistheoretische, methodologische und anthropologische Grundlagen bei Max Weber und Rudolf Steiner. Marburg 1996

Jost Schieren: Anschauende Urteilskraft. Methodische und philosophische Grundlagen von Goethes naturwissenschaftliches Erkennen. Düsseldorf: Parerga. ISBN 978-3-930450-27-5

Rudolf Steiner: Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften (GA 1), 1883–1897 (Online-Fassung)

Rudolf Steiner: Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, mit besonderer Rücksicht auf Schiller (GA 2), 1886 (Online-Fassung)

Rudolf Steiner: Wahrheit und Wissenschaft. Vorspiel einer „Philosophie der Freiheit“ (GA 3), 1892 (Online-Fassung)

Rudolf Steiner: Die Philosophie der Freiheit. Grundzüge einer modernen Weltanschauung – Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode (GA 4), 1894 (Online-Fassung)

Rudy Vandercruysse, Herbert Witzenmann - Denken im Kampf mit dem Intellektualismus, Konturen 2. Entwicklung des Ich, Heidelberg 1991, S. 39-54. ISBN 978-3-921132-00-5

Johannes Wagemann: Gehirn und menschliches Bewusstsein – Neuromythos und Strukturphänomenologie. Aachen 2010

Johannes Wagemann: Strukturphänomenologische Anthropologie – ein transdisziplinärer Ansatz zur Korrelation von Gehirn und Bewusstsein, Teil 1: Klärung und Gegenüberstellung der Phänomenbereiche, Research on Steiner Education 1/2, 2010

Johannes Wagemann: Strukturphänomenologische Anthropologie – ein transdisziplinärer Ansatz zur Korrelation von Gehirn und Bewusstsein, Teil 2: Korrelation und Integration der Phänomenbereiche, Research on Steiner Education 2/1, 2011

Herbert Witzenmann: Intuition und Beobachtung, Teil 1: Das Erfassen des Geistes im Erleben des Denkens, Stuttgart 1977

Herbert Witzenmann: Intuition und Beobachtung, Teil 2: Befreiung des Erkennens. Erkennen der Freiheit, Stuttgart 1978

Herbert Witzenmann: Strukturphänomenologie. Vorbewusstes Gestaltbilden im erkennenden Wirklichkeitenthüllen. Ein neues wissenschaftstheoretisches Konzept, Dornach 1983

Herbert Witzenmann: Strukturphänomenologie. Grundgedanken zu einer wirklichkeitserfassenden Erkenntniswissenschaft. Die Drei, 5,1984

Herbert Witzenmann: Die Voraussetzungslosigkeit der Anthroposophie. Eine Einführung in die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Erkenntniswissenschaft als Ontologie. Ein neues Zivilisationsprinzip durch meditative Bewusstseinswandlung. Stuttgart 1986

Herbert Witzenmann: Goethes universalästhetischer Impuls - Die Vereinigung der platonischen und aristotelischen Geistesströmung. Dornach 1987

Sabine Wettig: Imagination. Erkenntnis. Medien. Zur Bedeutung der Imaginationim Erkenntnisprozess und ihre Veränderung im Zeitalter der Bildmedien. Dissertation, FU Berlin, 2008

Lutz Liesegang (?)

Einzelnachweise

  1. J. Wagemann, Gehirn und menschliches Bewusstsein - Neuromythos und Strukturphänomenologie, S. 235 f.
  2. H. Witzenmann, Strukturphänomenologie (1983), S.101
  3. J. Wagemann, Gehirn und menschliches Bewusstsein - Neuromythos und Strukturphänomenologie, S. 244 f.