Radon-Riesz-Eigenschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Dezember 2016 um 12:39 Uhr durch NikelsenH (Diskussion | Beiträge) (linkfix).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Radon-Riesz-Eigenschaft, benannt nach Johann Radon und Frigyes Riesz, ist eine im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis betrachtete Eigenschaft von normierten Räumen. Sie beschreibt einen Zusammenhang zwischen schwach-konvergenten und norm-konvergenten Folgen. Andere Bezeichnungen sind Kadets-Klee-Eigenschaft, nach M. I. Kadets und Victor Klee oder einfach Eigenschaft (H), was ursprünglich einer alphabetischen Aufzählung von Eigenschaften entstammt und z. B. im unten angegebenen Lehrbuch[1] vom Mahlon Day verwendet wird.

Ein normierter Raum hat die Radon-Riesz-Eigenschaft, wenn er folgende Bedingung erfüllt: Ist eine Folge in diesem Raum, die schwach gegen ein konvergiert und für die gilt, so folgt bereits . Man nennt den Raum in diesem Fall auch einen Radon-Riesz-Raum.[2]

  • Jeder Raum mit der Schur-Eigenschaft hat die Radon-Riesz-Eigenschaft, da bei ersterer schon aus dem Vorliegen der schwachen Konvergenz der Folge allein die Normkonvergenz folgt.
  • Ist ein Maßraum mit positivem Maß und ist , so hat der Lp-Raum die Radon-Riesz-Eigenschaft. Diese von J. Radon und F. Riesz bewiesene Aussage ist auch als Satz von Radon-Riesz bekannt, woraus sich die spätere Benennung dieser Eigenschaft ergab.
  • Jeder gleichmäßig konvexe Raum, sogar jeder lokal gleichmäßig konvexe Raum hat die Radon-Riesz-Eigenschaft.[3] Da die Lp-Räume gleichmäßig konvex sind, verallgemeinert dies das vorangegangene Beispiel. Insbesondere hat jeder Hilbertraum die Radon-Riesz-Eigenschaft.
  • Stark konvexe Räume haben die Radon-Riesz-Eigenschaft.
  • Es gibt Banachräume mit der Radon-Riesz-Eigenschaft, die nicht strikt konvex sind. Dazu renormiere man den Folgenraum für ein durch . Der Banachraum ist dann ein Beispiel der gewünschten Art.[4]
  • Der Folgenraum der Nullfolgen mit der Supremumsnorm hat nicht die Radon-Riesz-Eigenschaft. Bezeichnet die Folge, die an der n-ten Stelle eine 1 und sonst überall eine 0 hat, so gilt offenbar schwach und , aber wegen liegt keine Normkonvergenz vor.

Charakterisierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man erhält eine äquivalente Formulierung, indem man die Vektoren in der Definition der Radon-Riesz-Eigenschaft auf solche der Länge 1 einschränkt. Bezeichnet die Einheitssphäre eines normierten Raums , so gilt:

  • Ein normierter X hat genau dann die Radon-Riesz-Eigenschaft, wenn für jede Folge in , die schwach gegen ein konvergiert, bereits folgt.

Ist die relative schwache Topologie auf beschränkten Mengen metrisierbar, zum Beispiel wenn der Dualraum separabel ist, so bedeutet das, dass die schwache Topologie und die Normtopologie auf der Einheitssphäre übereinstimmen.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. M. M. Day: Normed linear spaces, Springer-Verlag (1973), ISBN 3-540-06148-7
  2. Robert E. Megginson: An Introduction to Banach Space Theory. Springer-Verlag, 1998, ISBN 0-387-98431-3, Definition 2.5.26
  3. Robert E. Megginson: An Introduction to Banach Space Theory. Springer-Verlag, 1998, ISBN 0-387-98431-3, Theorem 5.3.7
  4. Vasile I. Istratescu: Strict Convexity and Complex Strict Convexity: Theory and Applications, Lecture Notes in Pure and Applied Mathematics (1984), ISBN 0-824-71796-1, Beispiel 2.4.46