Gottfried von Jena

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Gottfried von Jena
Grabmal für Gottfried von Jena am Dom zu Halle
Das Wappen der Familie von Jena

Gottfried von Jena (* 20. November 1624 in Zerbst; † 8. Januar 1703 in Halle an der Saale) war deutscher Diplomat und preußischer Politiker.

Familie

Er entstammte dem anhaltischen Zweig einer bereits 1350 urkundlich in Halle (Saale) erwähnten Familie, die zu den ältesten der dortigen Pfännerschaft zählt – siehe auch Familie von Jena. Gottfried war der jüngste von vier Söhnen des fürstlich-anhaltischen Rats Petrus (Peter) von Jena (1584–1639) und seiner Frau Anna († 1649), der Tochter des Zerbster Ratskämmerers Georg Schönevogel. Seine drei Brüder waren Friedrich (1620–1682), Christoph (1622–1670) und Rudolph. Vater und Großvater waren Oberbürgermeister von Zerbst.

Jena heiratete zweimal. Da die Ehen mit Dorethea Navin und mit Elisabeth Marschall von Bieberstein[1] kinderlos blieben, setzte er testamentarisch den Enkel seines Bruders Christoph als Universalerben ein. Dieser Enkel hieß ebenfalls Gottfried von Jena (1684–1734) und hatte zwei Söhne Gottfried (1706–1775) und Carl Friedrich (1710–1736). Einem Enkel Carl Friedrichs wurde wiederum der Name Gottfried (1767–1831) gegeben. Wilhelm von Jena (1797–1879) ist ein Urenkel Carl Friedrichs.

Leben

Gottfried von Jena studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Wittenberg, Gießen und Marburg. Nach einer großen Bildungsreise berief ihn die Universität Heidelberg 1649 zum Professor. 1655 trat er in den Dienst des Kurfürstentums Brandenburg, übernahm einen Lehrstuhl an der Viadrina in Frankfurt (Oder) und erhielt drei Jahre später den Titel eines geheimen Rats. Aufgrund seiner exzellenten Rechtskenntnisse berief ihn Kurbrandenburg 1662 zum Gesandten beim Reichstag in Regensburg. Hier konnte Jena seine diplomatischen Fähigkeiten erstmals unter Beweis stellen. Am 2. August 1663 wurde ihm die Zugehörigkeit zum Reichsadel bestätigt.[2] Als 1680 das Erzbistum Magdeburg mit der Stadt Halle (Saale) an Brandenburg überging, wurde Jena am 25. Juni zum Kanzler der kurfürstlichen Regierung für das neu erworbene Territorium berufen.

Zehn Jahre später nahm er, fast siebzigjährig, auch seinen Wohnsitz in Halle, der damaligen Hauptstadt des Herzogtums Magdeburg, und erwarb dort das Bürgerrecht. Um seine Arbeit als Kanzler zu unterstützen wurde ihm 1697 der Geheime Rat Nikolaus Bartholomäus von Danckelman (1650–1739, siehe Danckelmansches Siebengestirn) zugeordnet.

Hospital zur christlichen Liebe

Gottfried v. Jena war Mitglied sowie freigiebiger Unterstützer der Evangelisch–Reformierten Domgemeinde Halle. 500 Taler stiftete der „edle Kanzler von Jena“ und „wohlwollende Gönner der Gemeinde“, wie ihn später Domprediger Adolf Zahn charakterisierte, am 4. Juni 1697 für ein „Hospital zur christlichen Liebe“, in der Geiststraße am früheren Neumarkt gelegen. In diese wohltätige Einrichtung wurden kranke und verwahrloste Kinder aufgenommen. Das Hospital finanzierte sich aus den Zinsen des Kapitals, welches der nachmalige preußische König Friedrich I. der Stiftung geschenkt hatte.[3] Als das Hospital 1813 nicht mehr benötigt und baufällig wurde, wurde es zunächst vermietet und dann 1853 an einen Hallenser Tischlermeister[4] für 1810 Taler verkauft mit Ausnahme des Wappens Gottfried v. Jenas, das seit 1697 am Gebäude angebracht war. Die Bestätigung des Kaufvertrages durch die Regierung erfolgte am 13. August 1851. Das Wappen ging an das Jenastift über.[5]

Kurz vor seinem Tode ließ Jena am 1. November 1702 sein Wohnhaus zusammen mit einem Kapital von 60.000 Talern in das nach ihm benannte Jenastift einfließen.[6]

Literatur

  • Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletizi et Nudzici, oder ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Ertz-Stifft, nunmehr aber durch den westphälischen Friedens-Schluß secularisirten Herzogthum Magdeburg gehörigen Saal-Kreyses und aller darinnen befindlichen Städte, Schlösser, Aemter, Rittergüter, adelichen Familien, Kirchen, Clöster, Pfarren und Dörffer, insonderheit der Städte Halle, Neumarckt, Glaucha, Wettin, Löbegün, Cönnern und Alsleben; aus Actis publicis und glaubwürdigen … Nachrichten mit Fleiß zusammengetragen, mit vielen ungedruckten Dacumenten bestärcket, mit Kupferstichen und Abrissen gezieret, und mit den nöthigen Registern versehen. Emanuel Schneider, Halle 1749/50. S. 642
  • Siegfried Isaacsohn: Jena, Gottfried von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 762 f.
  • Jena, Gottfried von. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 14, Leipzig 1735, Sp. 374.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-lexicon. Im Vereine mit mehreren Historikern, Leipzig 1863, Friedrich Voigt Online
  • H. Prutz: Gottfried von Jena als brandenburgischer Reichstagsgesandter. In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte (FBPG), Jg. 18, 1905
  • Ersch-Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, 2. Section Bd. 15 S. 230 Online

Einzelnachweise

  1. Jena, Gottfried von. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 14, Leipzig 1735, Sp. 374.
  2. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VI, Band 91 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1987, ISSN 0435-2408
  3. Zahn, Adolf: Mittheilungen über die Geistlichen der evangelisch-reformirten Domgemeinde zu Halle a. d. S. : Zur dreihundertjährigen Gedächtnißfeier des Heidelberger Katechismus dargereicht. Verlag Edward Anton, Halle, 1863, S. 12
  4. Christian August Baumgart; Hallesches Adressbuch 1851
  5. Zahn, Adolph: Mitteilungen über die Geistlichen der evangelisch-reformierten Domgemeinde zu Halle a. d. S. : zur dreihundertjährigen Gedächtnisfeier des Heidelberger Katechismus. Halle, 1863, S. 41
  6. Amtsblatt der Stadt Halle vom 7. Mai 2003 (S. Hildebrand)
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