Das Geld (Zola)

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Titelblatt von 1891

Das Geld (franz.: L’Argent) ist ein Roman des französischen Schriftstellers Émile Zola. Er bildet den achtzehnten Teil des Rougon-Macquart-Zyklus. Erstmals wurde er in Fortsetzungen von November 1890 bis März 1891 in der Zeitschrift Gil Blas veröffentlicht. Es folgte die Erstausgabe bei Charpentier. Der Roman schildert die Finanzwelt des Zweiten Kaiserreichs in Paris beispielhaft anhand der fiktiven Figur des Aristide Saccard, des Sohns von Pierre und Félicité Rougon, der dem Leser bereits aus den Romanen Das Glück der Familie Rougon und Die Beute bekannt ist. Zolas Absicht war es, die schlimmen Folgen von Spekulationen, betrügerischen Finanztransaktionen, der schuldhaften Nachlässigkeit von Firmendirektoren und der Unfähigkeit des zeitgenössischen Wirtschaftsrechts darzustellen.

Handlung

Die Handlung vollzieht sich in den Jahren 1864 bis 1869. Sie setzt fünf Monate nach dem Tod von Aristide Saccards zweiter Frau Reneé ein. Aristide ist bankrott und von der Börse ausgeschlossen. Um sich neu zu etablieren, entwickelt er einen Plan. Sein Nachbar, der Ingenieur Georges Hamelin, träumt von der Wiederherstellung des Christentums im Mittleren Osten. Dafür sollen Bahnstrecken und Straßen entstehen, Häfen instand gesetzt und Schiffe gebaut werden. Zur Förderung dieser Projekte gründet Aristide ein Finanzunternehmen. Das eigentliche Motiv ist seine Rückkehr an die Pariser Börse. Dabei kann er nicht mit der Unterstützung seines Bruders Eugène rechnen. Der Minister, Eugène Rougon, der bereits in Zolas Werken Das Glück der Familie Rougon und Seine Exzellenz Eugène Rougon vorkommt, ist bestrebt, den Einfluss einer liberaleren Römisch-Katholischen Kirche in Frankreich zu fördern. Aristide sieht das Unternehmen zugleich als Möglichkeit, den jüdischen Bankiers, die die Börse dominieren, einen Schlag zu versetzen.

Palais Brongniart, Sitz der Pariser Börse

Der Roman verfolgt das Schicksal von über 20 Personen. Zola zeigt die Verflechtung von Geld, Macht und Liebe im Zweiten Kaiserreich und die Auswirkungen der Finanzspekulationen auf arme und reiche Protagonisten. In der Person des Sigismond Busch lässt Zola seine literarische Kapitalismuskritik einfließen, die deutlich von Pierre-Joseph Proudhons Ansichten über Geld, Zusammenarbeit (frz. la coopération) und Tausch geprägt ist.[1]

Von Anfang an steht Aristides Banque Universelle auf unsicherem Grund. Der Firmenwert wird manipuliert, zur Verschleierung unseriöser Geschäftspraktiken setzt man einen Strohmann ein. Hamelin lebt mit seiner Schwester Caroline zusammen, die entgegen besserem Wissen in die Banque Universelle investiert und später ein Verhältnis mit Aristide beginnt. Caroline erfährt von der Existenz von Aristides Sohn Victor. Sie rettet ihn aus der Armut und bringt ihn in einer Hilfseinrichtung unter. Aber Victor ist gierig, faul und diebisch veranlagt. Nach einem Angriff auf eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation verschwindet er und wird nie wieder gesehen.

Während Hamelin nach Istanbul reist, steigt der Wert der Banque Universelle an der Pariser Börse. Der Wert der Anteilsscheine steigt innerhalb von drei Jahren von 500 Francs auf 3000 Francs. Von den Gewinnen kauft Aristide mehrere Zeitungen auf, um so die öffentliche Meinung bezüglich der Stabilität und Legalität seiner Bank zu manipulieren. Die Banque Universelle kann sich dauerhaft nicht aus eigener Kraft finanzieren. Aristides Hauptkontrahent an der Börse, der jüdische Bankier Gundermann, hat von den Finanztricks und Angriffen seines Gegners gelernt. Er hält die Aktie für überbewertet und trennt sich von seinen Anteilen und zwingt Aristide damit, Investitionen in Millionenhöhe zu tätigen, um den Marktpreis der Banque Universelle hoch zu halten. Schließlich besitzt die Bank ein Viertel ihres Gesamtwertes von 200 Millionen Francs selbst. Das führt zum Zusammenbruch der Bank. Da Gundermann vor der Baisse verkauft hat, streicht er satte Gewinne ein. Die Folgen für Groß- und Kleinanleger sind katastrophal. Sie führen zu finanziellem Ruin, Suizid und Exil. Aristide und Hamelin werden zu jeweils fünf Jahren Haft verurteilt. Eugène interveniert zu Aristides Gunsten, weil ein Bruder im Gefängnis für das Ansehen des Ministers schädlich wäre. Aristide geht nach Belgien. Der Roman endet mit den Reisevorbereitungen Carolines, die ihrem Bruder nach Rom folgt.

Fußnoten

  1. 12. Kapitel [439]: Ah ! comme je la vois, comme elle se dresse là, nettement, la cité de justice et de bonheur !… Tous y travaillent, d’un travail personnel, obligatoire et libre. La nation n’est qu’une société de coopération immense, les outils deviennent la propriété de tous, les produits sont centralisés dans de vastes entrepôts généraux. On a effectué tant de labeur utile, on a droit à tant de consommation sociale. C’est l’heure d’ouvrage qui est la commune mesure, un objet ne vaut que ce qu’il a coûté d’heures, il n’y a plus qu’un échange, entre tous les producteurs, à l’aide des bons de travail, et cela sous la direction de la communauté, sans qu’aucun autre prélèvement soit fait que l’impôt unique pour élever les enfants et nourrir les vieillards, renouveler l’outillage, défrayer les services publics gratuits… Plus d’argent, et dès lors plus de spéculation, plus de vol, plus de trafics abominables, plus de ces crimes que la cupidité exaspère, les filles épousées pour leur dot, les vieux parents étranglés pour leur héritage, les passants assassinés pour leur bourse !… Plus de classes hostiles, de patrons et d’ouvriers, de prolétaires et de bourgeois et, dès lors, plus de lois restrictives ni de tribunaux, de force armée gardant l’inique accaparement des uns contre la faim enragée des autres !… Plus d’oisifs d’aucune sorte, et dès lors plus de propriétaires nourris par le loyer, de rentiers entretenus comme des filles par la chance, plus de luxe enfin ni de misère !… Ah ! n’est-ce pas l’idéale équité, la souveraine sagesse, pas de privilégiés, pas de misérables, chacun faisant son bonheur par son effort, la moyenne du bonheur humain ! [1]