Staatskalender

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Ein Staatskalender (auch Almanach) ist ein Periodikum, das kalendarische und weitere Angaben über einen Staat enthält. Es ist von einem Staatshandbuch zu unterscheiden, manchmal gibt es aber Mischformen.

Inhalt

Ein Staatskalender enthielt in vergangenen Jahrhunderten einen Kalender für das laufende Jahr mit Feiertagen, Mondphasen, Heiligen und weiteren Angaben. Außerdem waren wichtige Ereignisse des Vorjahres kurz beschrieben.

Weiterhin enthielten Staatskalender die amtliche Darstellung des Hof- und Staatswesens mit allen höheren Staats- und Hofbeamten, sowie die lebenden Familienglieder des regierenden Hauses. Dazu gab es manchmal auch sonstige statistische Notizen über Land, Volk und Administration. Einige enthielten auch Adressen von Behörden, dann wurden sie als Adresskalender bezeichnet.

In der Gegenwart bezeichnet Staatskalender in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein ein Behördenverzeichnis mit einigen weiteren Angaben zum Land.

Geschichte

Seit dem frühen Mittelalter gab es Annalen, die wichtige Ereignisse eines laufenden und des vergangenen Jahres festhielten.

In Paris gab es seit 1679 den Almanach royal[1]. Im 18. Jahrhundert erschienen ähnliche Almanache nach und nach in allen europäischen Staaten, auch in den verschiedenen Gebieten des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden vermehrt Staatshandbücher herausgegeben, die keine kalendarischen Angaben mehr enthielten.[2] Daneben gab es auch einige Hofkalender, die nur Angaben zum herrschenden Hof enthielten.

Theodor Storm illustrierte in seinem Gedicht „Vom Staatskalender“ (1856) die soziale Bedeutung der Staatskalender im preußischen Obrigkeitsstaat:

„Und es will sich doch nicht schicken, /
Daß man so mit jeder geht, /
Seit Papa im Staatskalender /
In der dritten Klasse steht.[3]

1918 erschienen die letzten Staatskalender im Deutschen Reich. Danach waren die Bezeichnungen meist Staatshandbuch. In der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein wurde die historische Bezeichnung beibehalten.

Früheste Staatskalender

Die ersten Staatskalender im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation waren:

  • »Namensregister für die vereinigten Niederlande« (1700),
  • »Preußisch-brandenburgischer Staatskalender« (seit 1704),
  • »Regensburger Komitialkalender« (seit 1720),
  • »Kursächsischer Staatskalender« (seit 1728),[4]
  • »Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender« (seit 1776).

Weitere Staatskalender im deutschsprachigen Raum

Deutsches Reich

Weitere Staatskalender im Gebiet des späteren Deutschen Reiches (mit Pommern, Schlesien, Elsass usw.) waren in alphabetischer Reihenfolge.

Für die Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg im Dänischen Gesamtstaat gab es bis 1864 eine deutsche Ausgabe des dänischen Staatskalenders:

  • Königlich-dänischer Hof- und Staatskalender.

Österreich

(In der österreichischen Monarchie gab es seit 1702 ein Hof- und Staatshandbuch mit Angaben zu den wichtigsten Behörden, aber ohne Kalender.) Mit Kalendern erschienen

  • Kaiserl. Königl. Ober-Oesterreichischer Hof- und Landesstellen-Schematismus, 1774, Auszüge
  • „Salzburger Staatskalender“, 18. Jahrhundert Informationen
  • Österreichisch-Kaiserlicher Hofkalender, 1804–1918, nur Angaben zum Hof und kalendarische Einträge[6]

Diese erschienen zum letzten Mal 1918. Seit 1922 gibt es den Österreichischen Amtskalender, der Angaben zu Bund, Länder, Gemeinden und zahlreichen anderen öffentlichen Körperschaften umfasst.[7]

Schweiz

In der Schweiz gibt es den Eidgenössischen Staatskalender seit 1849.[8][9][10] Auch die Kantone geben jährlich einen Staatskalender heraus.[11]

Fürstentum Liechtenstein

Im Fürstentum Liechtenstein erscheint ebenfalls ein Staatskalender.[12]

Weitere Länder

England

In England erschien seit 1730 der »Royal calendar« und seit 1864 »The Statesman's Year-book«.[13]

Finnland

Im Großfürstentum Finnland gab es ein schwedigsprachiges Staatskalender, Finlands statskalender, seit 1811 und dasselbe auch auf der finnischen Sprache als Suomenmaan valtiokalenteri seit 1869. Trotz des Namens ist dies eine Mischform eines Staatshandbuches und -Kalenders. Beide Ausgaben wurden separat bis 1982 publiziert, und heutzutage ist das finnische Staatskalender ein zweisprachiges Buch, Finnisch–Schwedisch: Suomen valtiokalenteri – Finlands statskalender.[14]

Vatikan

Ein dem Staatskalender entsprechendes Werk bildet das Annuario Pontificio des Vatikans, ein Verzeichnis über die Behörden des Vatikans, aber auch über alle Würdenträger und Kongregationen der Weltkirche.

Einzelnachweise

  1. »Almanach royal«, 1679 von dem Buchhändler Laurent Houry in Paris gegründet, 1805 bis 1813 und ab 1853 als »Almanach Impérial«.
  2. Volker Klimpel: Drei Jahrhunderte sächsischer Medizin im Spiegel von Hofkalender und Staatshandbuch (1728–1934). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 11, 1993, S. 273–288.
  3. Gedicht 1, 2
  4. Königlich Polnischer und Churfürstlich Sächsischer Hof- und Staatskalender auf das Jahr 1728, worinnen der Königliche und Printzliche Hoff-Staat, Collegia und Militär-Wesen aufs accurateste beschrieben werden […]. Leipzig 1728.
  5. Hochfürstlich-Hessen-Casselischer Staats- und Adreß-Calender 1774, auf Google-Books
  6. Österreichisch-Kaiserlicher Hof-Kalender ÖNB ALEX
  7. Behördensuche auf help.gv.at, mit einem ähnlichen Angebot
  8. Eidgenössischer Staatskalender 1849–2000 im Schweizerischen Bundesarchiv
  9. Staatskalender Schweizerische Eidgenossenschaft
  10. Eidgenössischer Staatskalender. Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3 (1995)
  11. Behördenangaben der Kantone * Schweizer Kantone: Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, [Basel-Landschaft], Basel-Stadt, Bern, Freiburg, [Genf], Glarus, Graubünden, [Jura], Luzern, Neuenburg (PDF; 52 kB), Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, St. Gallen, Tessin, Thurgau, Uri, [Waadt], Wallis, Zug, Zürich
  12. Staatskalender Fürstentum Liechtenstein
  13. (herausgegeben. von J. S. Keltie)
  14. Statskalendern in Uppslagsverket Finland.