Benny’s Video

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Film
Titel Benny’s Video
Produktionsland Österreich, Schweiz
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1992
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Michael Haneke
Drehbuch Michael Haneke
Produktion Veit Heiduschka
Musik Karl Schlifelner
Kamera Christian Berger
Schnitt Marie Homolkova
Besetzung

Benny’s Video ist ein Film des Regisseurs Michael Haneke. Die Premiere fand am 20. Oktober 1992 statt.

Handlung

Der Teenager Benny lebt mit seiner wohlhabenden Familie in Wien. Seine Eltern sind beide berufstätig und der Jugendliche ist oft alleine zu Hause. Er besitzt eine Videokamera, mit der er leidenschaftlich gerne und viel filmt. Als seine einzigen wirklichen Hobbys nehmen das Filmen und das Ansehen von Videos einen großen Teil seiner Freizeit ein.

Eines Tages filmt er, wie auf dem Bauernhof von Verwandten ein Schwein mittels eines Bolzenschussgeräts getötet und anschließend geschlachtet wird. Fasziniert von diesem Video, sieht er es sich zu Hause immer wieder an. Einem Mädchen, das er vor seiner Stammvideothek kennenlernt und das mit zu ihm in die „sturmfreie Bude“ kommt, spielt er das Video ebenfalls vor. Daraufhin zeigt er ihr das zuvor auf dem Bauernhof entwendete Bolzenschussgerät. Gegen ihren Körper gedrückt löst er den Schussapparat aus. Als sie sich daraufhin am Boden windet, und da er ihre Schreie nicht ertragen kann, tötet er sie mit zwei weiteren Schüssen. Währenddessen läuft seine Kamera.

Nachdem er eine Nacht auswärts geschlafen hat, zeigt er am darauffolgenden Abend das Video kommentarlos seinen Eltern. Diese sind schockiert und beraten sich, während Benny schon im Bett liegt, darüber, wie sie weiter vorgehen sollen. Benny hat aber seine Mutter gebeten, die Tür seines Zimmers einen Spalt weit offen zu lassen, und nimmt ihr Gespräch auf Video auf. Die Eltern entscheiden, dass Benny zusammen mit der Mutter für eine Woche nach Ägypten reisen soll, während der zu Hause bleibende Vater die Leiche verschwinden lässt. Als Benny aus dem Urlaub zurückkommt, erstattet er polizeiliche Anzeige gegen seine Eltern. Während seines Verhörs zeigt Benny den Polizeibeamten die Aufnahme des Gespräches seiner Eltern, in dem sie darüber entscheiden, wie sie mit der Leiche des Mädchens verfahren sollen.

Analyse

Viele Einstellungen im Film sind aus der Perspektive der Videokamera des Hauptcharakters Benny zu sehen, wobei diese teilweise das ganze Bild einnehmen oder aber auf einem Fernsehbildschirm zu sehen sind. Neben dem Video der Schweineschlachtung, einigen Aufnahmen während des Ägyptenaufenthalts und dem Beweisvideo im Verhör ist dies vor allem in der Tötungsszene bedeutend. In dieser Einstellung steht die Videokamera fest im Raum montiert und gibt nur Randausschnitte des grauenvollen Geschehens zu erkennen. Die Auseinandersetzung ist nur anhand von rumpelnden Geräuschen und den Schreien des Mädchens zu erahnen.

Die Kommunikation im Film läuft oft auf mehreren Ebenen ab, indem bei Gesprächsszenen zumeist irgendein Medium auf gleicher Lautstärke im Hintergrund läuft. Die Zuschauer werden damit herausgefordert, beide Informationsquellen wahrzunehmen, auch wenn diese nicht sofort klar getrennt werden können.

Das Medium Video bietet Benny die Möglichkeit, die Außenwelt zu konservieren und damit kontrollierbar zu machen. Erlebtes wird dadurch für ihn reproduzierbar, beeinflussbar, nachbearbeit- und widerrufbar. Dies zeigt sich etwa am Beispiel der Schlachtung. Lässt Benny den Film rückwärts laufen, erwacht das Schwein wieder zum Leben; spielt er die Szene vorwärts ab, wiederholt sich die Schlachtung. Schließlich muss Benny jedoch im Falle des Mädchens den Tod als unumkehrbare Begrenzung seines Handelns erkennen.

Produktionsnotizen

Der Film wurde von November 1991 bis Jänner 1992 in Wien, Niederösterreich und der Steiermark gedreht. Verwendet wurde 35-mm-Film.

Der Film wurde vom Österreichischen Filminstitut und dem Filmfonds Wien gefördert. Neben dem Schweizer Fernsehen beteiligte sich auch der Österreichische Rundfunk im Rahmen des Film-/Fernseh-Abkommen an der Produktion. Für das Szenenbild zeichnete Christoph Kanter verantwortlich.

Der Film wurde in österreichischen Kinos 5.697 Mal besucht (per 31. Dezember 2005).

Kritiken

„Eine beklemmende, komplexe moralische Fabel über die Entfremdung von Menschen zu Wesen mit erschreckender emotionaler Teilnahmslosigkeit. Der dicht inszenierte, hervorragend gespielte und fotografierte Film umschreibt mit verstörender Konsequenz den Verlust von Wirklichkeitsgefühl, Leidenschaft und Leidensfähigkeit.“

Lexikon des internationalen Films[1]

„Haneke ist eine komplexe moralische Fabel und ein Meisterwerk von großer ästhetischer Dichte gelungen, raffiniert inszeniert und fotografiert, elegant montiert, rhythmisch subtil erzählt, mit Vorhalten, kleinen Beschleunigungen und Verzögerungen, ohne jede Starrheit – nicht zuletzt wird hier frei von abgewetzter Ornamentik gespielt, detailgenau und dennoch mit präzisem Umriß“

Auszeichnungen

Literatur

  • Christian Wessely: Virtualität – Realität – Medialität. Wirklichkeitsdimensionen in BENNY’S VIDEO. In: Franz Grabner u. a. (Hrsg.): Michael Haneke und seine Filme. Schüren, Marburg 2005, ISBN 978-3-89472-402-3, S. 87–104.

Einzelnachweise

  1. Benny’s Video. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  2. Filmklassiker, Beschreibungen und Kommentare /hrsg. von Thomas Koebner […], Bd. 4: 1982–1994, Reclam, Stuttgart 1995 (Universal-Bibliothek; 9419), ISBN 3-15-009419-4, S. 388