St. Gorgonius (Goldenstedt)
St. Gorgonius in Goldenstedt ist die Pfarrkirche der katholischen Kirchengemeinde St. Gorgonius, die dem Dekanat Vechta des Bistums Münster angehört.
Geschichte
Die Goldenstedter Kirchengemeinde gehört zu den ältesten der Region. Die erste Kirche in Goldenstedt wurde bereits gegen Ende des 8. Jahrhunderts unter Abt Gerbert Castus von der Missionszelle Visbek aus gegründet und ist eine Urkirche des nordwestlichen sächsischen Lerigaus.[1] Diese Kirche wurde zusammen mit dem Kloster (cellula) Visbek durch Ludwig den Deutschen 855 der Benediktinerabtei Corvey an der Weser geschenkt.[2][3] Bis ins 20. Jahrhundert existierte eine ursprünglich romanische Kirche mit dem Patrozinium des Gorgonius von Rom, deren Bauzeit unbekannt ist und die im Laufe der Zeit mehrfach verändert wurde. 1423 soll das Kirchengebäude erweitert worden sein, 1616 wurden die Gewölbe zerstört.[4]
In dieser Kirche bestand nach der Reformation das Simultaneum mixtum, bei dem Katholiken und Protestanten ihre Gottesdienste gemeinsam feierten. Das Simultaneum endete 1850 nach dem Bau der evangelischen Martin-Luther-Kirche. Die Kirche St. Gorgonius ging in alleinigen Besitz der katholischen Gemeinde über.[5]
Die Simultankirche wurde 1908 abgerissen und bis 1910 durch einen Neubau nach Entwurf des Bremer Architekten Heinrich Flügel ersetzt.[6]
Baubeschreibung
Der Baustil der neuen Kirche greift historistisch auf den Übergangsstil der Romano-Gotik zurück. Es handelt sich um eine dreischiffige Hallenkirche aus rotem Backstein mit fünfjochigem Langhaus, Querhaus und Chor mit 7/12-Schluss. Der viergeschossige Turm befindet sich auf einem querhausartigen Unterbau mit drei spitzbogigen Portalen.
Die Fenster sind rundbogig, das Querhaus ist mit Rosetten und Blendbögen verziert und über den Chorfenstern befindet sich eine Zwerggalerie. Das Querhaus ist mit Sterngewölbe ausgestattet, das Langhaus mit Kreuzrippengewölbe und Stichkappen.[7]
Ausstattung
Aus der Bauzeit der neuen Kirche sind ein Großteil der Verglasung, der neugotische Hochaltar und zahlreiche Figuren erhalten. Aus dem Vorgängerbau stammen Gemälde der Geißelung und Dornenkrönung Christi vom Ende des 17. Jahrhunderts, eine Pietà von 1722 und eine Figur des Antonius von Padua aus dem 18. Jahrhundert.[7]
Glocken
Die renommierte Glockengießerei Otto aus Bremen-Hemelingen hat sowohl für die St.-Gorgonius-Kirche wie auch für die Martin-Luther-Kirche in Goldenstedt Bronzeglocken gegossen. Die kath. Gemeinde erhielt im Jahr 1949 zwei Glocken mit den Tönen f' und a'. Ihre Durchmesser sind: 1154 mm und 916 mm. Die Glocken wiegen zirka 1020 kg und 420 kg.[8][9]
Literatur
- Amt Vechta. (= Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, Heft II.) 1900, S. 118–122. (als Nachdruck: Osnabrück 1976.)
- Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 520 f.
- Manfred Balzer: Abt Castus von Visbek. Aufsatz. In: Nordmünsterland. Forschungen und Funde 8. 2021. S. 7–63, insbes. S. 41–44 (Digitalisat)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Werner Rösener: Das Kloster Corvey und die Christianisierung im westlichen Sachsen. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Jg. 87 (2015), S. 7–32, hier S. 20.
- ↑ Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Artikel „Gerbert“ (PDF; 7,7 MB) Oldenburg: Isensee, 1992. S. 232.
- ↑ Theo Kölzer: Corvey, Reichsgut und konstruierte Misssionszentren. in: Archiv für Diplomatik Band 65 (2019), S. 1–14, hier S. 6.
- ↑ Bau- und Kunstdenkmäler, S. 118 f.
- ↑ Bau- und Kunstdenkmäler, S. 122.
- ↑ Dehio, S. 520 f.
- ↑ a b Dehio, S. 521.
- ↑ Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. S. 545.
- ↑ Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. S. 503, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
Koordinaten: 52° 47′ 8,3″ N, 8° 25′ 45,5″ O