Werner Renkewitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Mai 2023 um 21:53 Uhr durch Steinlachtaler (Diskussion | Beiträge) (Erweiterung des Eintrags der Orgel Immenhausen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Werner Emanuel Renkewitz (* 10. November 1911 in Zürich; † 3. August 1978 in Tübingen) war ein deutscher „Orgelmacher“ und Orgelforscher in Ostpreußen und Württemberg.

Leben

Frühe Jahre in Bartenstein

Der Vater von Werner Emanuel Renkewitz war Pfarrer, seine Mutter starb früh. 1928 ging die Familie nach Bartenstein in Ostpreußen. Dort ging Werner Renkewitz in die Lehre zum Orgelbauer Eduard Wittek in Elbing, dann zu Karl Kemper nach Lübeck. Seit Anfang der 1930er Jahre arbeitete er in dessen Filiale in Bartenstein. Werner Renkewitz widmete sich seit seiner Lehre der Erforschung der Orgelbaugeschichte in Ost- und Westpreußen.

In Rimini

Er wurde Soldat im Zweiten Weltkrieg und kam 1945 in britische Kriegsgefangenschaft nach Rimini in Italien. Dort baute er aus Konservendosen, Blechkanistern, Apfelsinenkisten, Packdraht und anderen Materialien mit sechs Helfern eine Blechorgel mit insgesamt 502 Pfeifen, die viel Bewunderung hervorrief. Nach seiner Entlassung 1947 blieb Renkewitz zunächst in Italien und arbeitete dort als Orgelbauer.

In Württemberg

1952 kam er nach Nehren bei Tübingen, wo er eine Orgelbauwerkstatt errichtete. Er baute und restaurierte Orgeln in der Umgebung. Renkewitz galt als Original. Er baute in jede seiner Orgeln einen Silbermannstern, da sein Namensvetter Georg Renkewitz ein Schüler Gottfried Silbermanns gewesen war. Der Orgelwerner war ein leidenschaftlicher Motorradfahrer und gründete 1958 den Gelben Schal als Vorläufer des Bundesverbandes der Motorradfahrer. Er war als Orgelsachverständiger gefragt und widmete sich weiter Studien zur Orgelbaugeschichte.

Publikationen

Werner Renkewitz forschte seit 1928 zur Geschichte des Orgelbaus in Ost- und Westpreußen. 1941 und 1942 wertete er Orgelakten im Staatsarchiv in Königsberg aus. Nach dem Krieg setzte er seine Forschungen fort. Die Aufzeichnungen sind von großer Bedeutung, da er viele Orgeln selber noch kennengelernt hat, die heute verloren sind, ebenso die Unterlagen. Jan Janca setzte nach seinem Tod die Forschungen fort und veröffentlichte sie mit Hermann Fischer in drei Bänden.

  • Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1945.
    • Band 1. Mit Jan Janca. Weidlich, Tübingen 1984. ISBN 3-8035-1250-6
    • Band II, Teil 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Mit Jan Janca, Hermann Fischer. Pape Verlag, Berlin 2008. ISBN 978-3-921140-80-2.
    • Band II, Teil 2: Von Johann Preuß bis E. Kemper & Sohn, Lübeck, Bartenstein. Mit Jan Janca, Hermann Fischer. Siebenquart, Köln 2015.

Er publizierte einen Roman unter Pseudonym:

  • Daniel Brustwerckle: Summarium seyner Erlebnisse als Orgellmacher. Edition Merseburger, Berlin 1964.

Außerdem veröffentlichte er einige Artikel zur Orgelforschung, u. a.

  • mit Jan Janca: Andreas Hildebrandt, ein Danziger Orgelbauer des 18. Jahrhunderts. In: Musik des Ostens. Band 9. 1983. S. 123–145.

Orgeln (Auswahl)

Die meisten Orgelneubauten sind erhalten, verlorene sind kursiv gesetzt.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1945 Rimini Kriegsgefangenenlager I/P 12 Blechorgel von Rimini“, aus Blechdosen, Kanistern, und ähnlichem Material, 502 Pfeifen, 1947 abgebaut, verschwunden[1]
1953 Nehren Ev. Veitskirche II/P 12 mit barockem Obergehäuse, 1974 durch Richard Rentsch ausgebessert[2]
1954 Belsen
1954 Herrenberg
1955 Attenweiler Ev. Kirche
1956 Marburg
1957 Wankheim
1955–1957 Ofterdingen Museum ursprünglich als Rückpositiv in Mauritiuskirche, 2010/11 restauriert
1959 Linsenhofen
1960 Kirchentellinsfurt Ev. Martinskirche vorherige Barockorgel nach Tiefenfurt
1961 Freudenstein
1962/63 Nehren Hausorgel II/P 15 nur Prospektpfeifen & Intonnation
1963/64 Gleisweiler
1965 Immenhausen St. Georgskirche II/P 13 Prospekt und Werk[3]
1966 Stuttgart
1967/68 Wannweil Ev. Johanneskirche II/P 25 größte Orgel von Renkewitz[4]

Literatur

  • Fritz Seredsus: Spuren von Werner Renkewitz. In: Ars Organi. Band 59. 2011. S. 237.
  • Jan Janca: Erbauer der "Blechorgel" von Rimini gestorben. In: Musica sacra. 99. Jahrgang. 1979. S. 28.

Einzelnachweise

  1. Eine bewegende Geschichte. Rimini-Orgel
  2. Unsere Orgel Evangelische Kirchengemeinde Nehren, 2008
  3. Ev. Kirchengemeinde Mähringen: Orgel Immenhausen. Abgerufen im Februar 2019.
  4. 50 Jahre Renkewitz-Orgel in Wannweil Christus-König-Gemeinde Wannweil, 2008