Tübinger Offensive Stadtmission

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Die Tübinger Offensive Stadtmission (TOS) ist eine evangelische Freikirche und ein Missionswerk evangelikal-charismatischer Prägung.

Geschichte

Die frei-charismatische „Tübinger Offensive Stadtmission[1]“ ging aus einem 1986 begründeten Gebetskreis hervor, in dem sich Christen verschiedener Denominationen trafen. 1988 wurde der Verein „Tübinger Offensive Stadtmission e.V.“ gegründet. Nachdem einige Jahre lang Gottesdienste ohne Anbindung an eine Kirche durchgeführt wurden, entstand 1990 eine Freikirche, heute die TOS Gemeinde Tübingen. Weitere Gemeinden und soziale Dienste wurden in Leipzig, Ueckermünde, Albstadt-Tailfingen und Halle (Saale) gegründet.

Seit 1997 entstanden durch Gemeindegründungen und den Aufbau von Waisenhäusern in Lateinamerika und von Rehabilitationszentren für Drogenabhängige und AIDS-Infizierte in Osteuropa neue Arbeitszweige in bisher neun verschiedenen Ländern. Durch eigene Pastoren betreute Gemeinden existieren in Bangor/Nordirland, Svetlagorsk/Weißrussland, Lima/Peru, La Paz/Bolivien und San Salvador de Jujuy/Argentinien.

Theologie und Gemeindespiritualität

Die Spiritualität der „TOS Gemeinde Tübingen“ ist neupfingstlich-charismatisch geprägt.[2] Die Bibel ist letztinstanzliche Autorität für Fragen der christlichen Lehre, Ethik und Lebenspraxis.

Marsch des Lebens

Von der „TOS Gemeinde Tübingen“ gingen und gehen Impulse zur Versöhnung zwischen Überlebenden des Holocaust und Nachkommen der Täter und Mithelfer aus. So beherbergt die Gemeinde vor Ort eine kleine Ausstellung zu dieser Thematik. Im April 2007 veranstaltete die TOS erstmals einen Marsch des Lebens.[3] Dieser folgte „der Route der Todesmärsche von der Schwäbischen Alb nach Dachau“.[4] Seit 2009 finden diese Veranstaltungen auch international als March of Remembrance statt.[5] Im Jahr 2012 stand der Marsch unter dem Motto „Ein Zeichen gegen modernen Antisemitismus und für Israel“.[6] Der Marsch des Lebens 2015 zum KZ Dachau stieß auf Kritik seitens der Evangelischen Kirche und des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, die Gedenkstätte versagte den Veranstaltern jegliche Unterstützung.[7][8]

Laut Angabe von TOS ist der Marsch des Lebens seit 2015 ein eigenständiger Verein.[9] 2011 und 2015 wurde er von der israelischen Knesset für sein besonderes Engagement für Holocaustüberlebende ausgezeichnet.[10]

Kritik

In der Studie Mission Gottesreich über die evangelikal-charismatische Glaubensbewegung in Deutschland findet die „TOS Gemeinde Tübingen“ mehrfach Erwähnung.[11] Kritisiert werden vor allem die von Pflicht und Gehorsam geprägte hierarchische Struktur und die in ihr praktizierte Art der Dämonenaustreibung.[12] Außerdem ist die Gruppierung durch Berichte von Aussteigern in das Blickfeld der zuständigen Weltanschauungsbeauftragten der Landeskirche geraten.[13]

Literatur

  • Ralf Gering, Nils Grübel, Claudia Haydt, Günter Kehrer, Istvan Keul, Frank Starz: »mancherlei gaben und ein Geist«? Eine charismatisch-evangelikale Gemeinde in Tübingen. In: Zeitschrift für Religionswissenschaft Band 2, Heft 1, September 1994, S. 23–47, doi:10.1515/0020.23
  • Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland. Ch. Links Verlag, 2. Aufl. 2009, ISBN 978-3-86153-512-6

Einzelnachweise

  1. Materialdienst der EZW 6/1994, S. 176
  2. Annette Kick: Charismatisch-pfingstliche Bewegungen (PDF-Datei; 102 kB) Materialien der Weltanschauungsbeauftragten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Stand August 2012
  3. Marsch des Lebens. TOS, abgerufen am 28. August 2012.
  4. TOS Marsch des Lebens 2007 (PDF-Datei; 1,67 MB) Informationen zu den KZ-Außenlagern des Unternehmens Wüste
  5. March of Remembrance in über 50 Städten in sieben Nationen. TOS, archiviert vom Original am 24. August 2012; abgerufen am 28. August 2012.
  6. Marsch des Lebens. Abgerufen am 28. August 2012.
  7. „Marsch des Lebens“ nach Dachau - pro-medienmagazin.de. 5. Februar 2015, archiviert vom Original am 13. Juli 2015; abgerufen am 20. September 2022.
  8. Helmut Zeller: Marsch auf Dachau, Süddeutsche Zeitung, 10. Februar 2015
  9. https://tos.info/ueber-uns (Abschnitt „Geschichte“)
  10. http://www.marschdeslebens.org/index.php?id=1251
  11. Oda Lambrecht und Christian Baars: Mission Gottesreich, Berlin 2009, S. 25.32-35
  12. Annette Kick: Fundamentalismus. „Bibeltreue“ Christen in Kirche, Politik und Gesellschaft (PDF-Datei; 87 kB) in: Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V. (Hrsg.): Religiöser-weltanschaulicher-politischer Fundamentalismus und Fanatismus. München, Pfaffenhofen 2007
  13. Die als Quelle angegebene Datei@1@2Vorlage:Toter Link/www.weltanschauungsbeauftragte.elk-wue.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ist auf der Seite der (württembergischen) evangelischen Landesstelle für Weltanschauungsfragen nicht mehr vorhanden, sie wurde offensichtlich durch eine PDF-Datei (493 kB) ersetzt, in der die TOS zwar erwähnt wird, aber ohne Kritik an ihr zu üben.