Vandalismus (Rapper)

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Destroy Degenhardt (2017)

Vandalismus (* in Ostberlin, DDR, ehemals Destroy Degenhardt und Disko Degenhardt bzw. einfach nur Degenhardt) ist ein deutscher Rapper aus Düsseldorf. Seit 2017 steht er bei dem Hamburger Label Audiolith unter Vertrag.

Werdegang

Degenhardt (2016)

Degenhardt wurde in Ostberlin geboren. Während seiner Kindheit wurden beide Elternteile nach einem unbeantworteten Ausreiseantrag und einem darauf folgenden Fluchtversuch durch das Ministerium für Staatssicherheit verhaftet und für zwei Jahre inhaftiert. Degenhardt verbrachte die Zwischenzeit bei seiner Großmutter. Nachdem die Eltern im Zuge eines Häftlingsfreikaufs politischer Gefangener in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen konnten, stellten sie einen Antrag auf Familienzusammenführung. Nach sechs weiteren Monaten fand sich die Familie in einem Flüchtlingsheim in Bayern wieder zusammen.[1] Später zogen sie gemeinsam nach Düsseldorf um.[2][3] Im Anschluss an seinen Zivildienst in einem Altenheim absolvierte Degenhardt eine Ausbildung als Krankenpfleger in einer psychiatrischen Klinik in Düsseldorf. Diese musste er schließlich aufgrund seines eigenen Drogenkonsums und einer damit in Zusammenhang stehenden Psychose abbrechen. Im Folgenden jobbte er unter anderem in verschiedenen Videotheken. Sein fortlaufender Drogenkonsum führte jedoch zu einer weiteren Psychose, woraufhin Degenhardt eine sechsjährige Therapie in Anspruch nahm.[4]

Im Jahr 2010 nahm Degenhardt mit Hurensohn seinen ersten Song auf. Dieser bildete die Grundlage seines Debütalbums Harmonie Hurensohn.[2] Auf diesem trat er noch unter dem Künstlernamen Detlev Disko Degenhardt in Erscheinung, den er noch im selben Jahr in Disko Degenhardt verkürzte.[5] Bei der Auswahl seines Pseudonyms bezog sich der Rapper auf den deutschen Liedermacher Franz Josef Degenhardt.[3] Im Anschluss an sein Soloalbum schloss er sich mit dem Rapper Loock und dem Produzenten Hiro M.A. zur Gruppe Johnny war ein Tänzer zusammen. Das erste gemeinsame, nach der Band benannte Album wurde im Düsseldorfer Schlachthof Studio aufgenommen und 2010 veröffentlicht.[6][7] In den folgenden zwei Jahren folgten die Soloalben Donna Klara und Harmonie Hurensohn II, die wie sein Debütalbum sowohl auf CD als auch zum kostenlosen Herunterladen erschienen.[8][9][10] Ausschließlich zum Download wurden die EPs Destroy, für die Gastbeiträge von NMZS, Demolition Dia und Loock aufgenommen worden waren, sowie Destroy II veröffentlicht. Im Zuge dieser Veröffentlichungen trat der Rapper nur noch unter der Kurzform Degenhardt auf.[10][11][12] Am 1. Juli 2013 erschien mit Johnny Jugend das zweite Album mit seiner Gruppe Johnny war ein Tänzer.[13] Im Juli 2014 folgte das Soloalbum Harmonie Hurensohn  3, auf dem Degenhardt erstmals mit den Brüdern Kamikazes zusammenarbeitet.[14]

Ende 2015 wurde Degenhardt beim Label Melting Pot Music unter Vertrag genommen. Am 11. März 2016 folgte mit Terror 22 das erste Album des Rappers im regulären Handel.[2] Dieses wurde sowohl in digitaler Form als auch als CD und Vinyl veröffentlicht.[15] Mit Fuck off, Fett & Rosig, Ich töte Spione und INZFTZ wurden vier Songs des Albums als Video umgesetzt. Für die Umsetzung von Fett & Rosig war Degenhardt nach Japan gereist.[16] Am 12. August 2016 wurde eine gemeinsame EP von Degenhardt und Kamikazes unter dem Titel Krahter zum kostenpflichtigen Download sowie in einer limitierten Auflage als Vinyl veröffentlicht.[17] Zu den Liedern Namen, Oben herab, Muttis Jesus und Unentschieden entstanden Musikvideos.[18][19][20][21] 2017 wandelte er seinen Künstlernamen in Destroy Degenhardt ab. Im Herbst gab er bekannt, einen Vertrag beim Independent-Label Audiolith unterschrieben zu haben. Mitte September erschien mit Silke Bischoff Deluxe/Otaku Shore das erste Video zum Album Das Handbuch des Giftmischers.[22]

2019 änderte er seinen Namen in Vandalismus und veröffentlichte über Audiolith das Album Freunde lügen nicht.

Stil und Rezeption

Degenhardt und Kamikazes (2016)

Die stilistische Einordnung Degenhardts wurde von musikjournalistischer Seite wiederholt als schwierig eingestuft. Einige Medien zogen Vergleiche zu dem US-amerikanischen Rapper Aesop Rock, der Popband Blumfeld sowie den deutschen Hip-Hop-Musikern Grim104 und Private Paul.[2][23][24][25] Die E-Zine Laut.de erklärte, die Texte Degenhardts seien „aus der Warte des gesellschaftlichen Außenseiters, des Sonderlings, des Andersartigen“ erzählt. Dieser kämpfe „mit seinen Gefühlen, mit Aggression oder Melancholie […] gegen seinen inneren Schweinehund, gegen Depressionen [und] die soziale Apokalypse.“ Im Gegensatz zum explizit politischen Liedermacher Franz Josef Degenhardt erscheine Politik bei dem Rapper laut Julius Hagen „nur noch als das Bühnenbild eines Psychodramas, das mit der Hoffnung seiner Eltern auf eine Zukunft beginn[e], die außerhalb der Zielreichweite der Mauerschützen der DDR“ liege.[1] Die musikalische Untermalung werde durch Samples gebildet, die sich einem breiten Spektrum von „Conny Kramer und Ton Steine Scherben, Animeserien und Untergrundfilme [bis zu] Neil Young, Jennifer Rostock oder […] Störkraft“ bedienen.[2] Degenhardt sieht sich selbst als Nerd, der sich über Musik, Filme und Literatur definiert. Dieser „Kultursammelwut“ setze er laut Rap.de in dem Song Billy Idol „ein Denkmal.“[26] Im dazugehörigen Video nimmt der Rapper etwa sowohl zu den Musikern Derek B, R. A. the Rugged Man, Westberlin Maskulin, Eins Zwo, Die Kassierer, Hans Hartz, Tocotronic, Udo Lindenberg, Hollywood Hank und Mach One als auch zu den Schriftstellern Haruki Murakami und Christian Kracht oder den Regisseuren Spike Lee und Jim Jarmusch Bezug.[27] Aus Sicht von Julius Hagen funktioniere Degenhardts „elaborierte Referenztechnik, mit der Zitate aus der Popkultur in neue Zusammenhänge eingewoben werden“ gut und könne wahlweise als „postmodern“ oder als „Flickenteppich“ begriffen werden. Im besten Fall bilde sich „aus der Fusion von Samples und Liedtext ein einschüchternder, vulgärer Symbolkosmos heraus, der Züge eines modernen Menetekels“ trage.[23] Bei öffentlichen Auftritten tritt der Rapper zum Schutz seiner Privatsphäre grundsätzlich maskiert auf. In der Regel zieht er dabei eine Wollmütze über das Gesicht.[2][3][23] Auch seinen bürgerlichen Namen hält er geheim.[3]

Diskografie

Alben
Titel Veröffentlichung Label Kommentar Cover
Harmonie Hurensohn 2010 Johnny war ein Tänzer Kostenloser Download
Donna Klara 2011 Johnny war ein Tänzer CD und kostenloser Download
Harmonie Hurensohn 2 2012 Johnny war ein Tänzer CD und kostenloser Download
Harmonie Hurensohn 3 2014 Johnny war ein Tänzer CD und kostenloser Download
Terror 22 2016 Harmonie Hurensohn
Das Handbuch des Giftmischers 3. Nov. 2017 Audiolith Records CD/LP/DL
Disko im Dunkeln 13. Juli 2018 Labil Elite Vinyl-Kompilation
Freunde lügen nicht! 15. Nov. 2019 Audiolith Records CD/LP/DL
Gloria und Schwefel 4. Oktober 2020 Audiolith Records CD/LP/DL
Bombers from Burundi 25. Juni 2021 Audiolith Records CD/LP/DL
Kollaboalben
Titel Veröffentlichung Label Kommentar Cover
Johnny war ein Tänzer 2010 Johnny war ein Tänzer mit Loock und Hiro M.A.
Johnny Jugend 2013 Johnny war ein Tänzer mit Loock und Hiro M.A.
Krahter 2016 Vinyl Digital mit Kamikazes
EPs
Titel Veröffentlichung Label Kommentar Cover
Destroy 2012 Johnny war ein Tänzer Kostenloser Download
Destroy 2 2013 Johnny war ein Tänzer Kostenloser Download
Commons: Destroy Degenhardt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ein Abend mit Degenhardt. Teil 2: Leben, Singen, Kämpfen. In: Ruhrbarone.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  2. a b c d e f Vandalismus bei laut.de
  3. a b c d Musik-Freak Degenhardt. In: wdr.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2016; abgerufen am 30. August 2016.
  4. Ein Abend mit Degenhardt. Teil 3: Sickboy. In: Ruhrbarone.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  5. Detlev Disko Degenhardt – Harmonie Hurensohn. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  6. Durch Düsseldorf mit: Degenhardt – ein Underground-Rapper und seine Herzorte. In: The-duesseldorfer.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  7. Loock & Disko Degenhardt – Johnny War Ein Tänzer. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  8. Disko Degenhardt – Donna Klara. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  9. Disko Degenhardt – Harmonie Hurensohn II. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  10. a b Startseite. In: Harmoniehurensohn.de. Abgerufen am 31. August 2016.
  11. Degenhardt – Destroy. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  12. Degenhardt – Destroy II. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  13. Johnny War Ein Tänzer – Johnny Jugend. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  14. Disko Degenhardt – Harmonie Hurensohn 3. In: Discogs.com. Abgerufen am 31. August 2016.
  15. Degenhardt kündigt erstes Album „Terror 22“ an. In: Rap.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  16. Degenhardts ‚Lost in Translation‘-Moment – Video. In: Themessage.at. Abgerufen am 30. August 2016.
  17. Degenhardt x Kamikazes – Krahter. In: Discogs.com. Abgerufen am 1. September 2016.
  18. Degenhardt & Kamikazes: Neues Video zu ‚Oben Herab‘. In: laut.de. Abgerufen am 1. September 2016.
  19. Degenhardt & Kamikazes: Erstes Video aus ‚Krahter‘. In: laut.de. Abgerufen am 1. September 2016.
  20. Degenhardt & Kamikazes – „Muttis Jesu“. In: Backspin.de. Abgerufen am 1. September 2016.
  21. Degenhardt & Kamikazes – Unentschieden (produziert von Kamikazes) // JUICE Premiere. In: Juice.de. Abgerufen am 1. September 2016.
  22. Destroy Degenhardt heuert bei Audiolith an und veröffentlicht erstes Video. In: Testspiel.de. Abgerufen am 3. Oktober 2017.
  23. a b c Ein Abend mit Degenhardt. Teil 1: Zwischen Redtube und Romantik. In: Ruhrbarone.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  24. Juice, 176, September/Oktober 2016, S. 120
  25. ‚Ich bin lieber Fler als RAF Camora‘. In: laut.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  26. Detlev Disko Degenhardt – Harmonie Hurensohn. In: Rap.de. Abgerufen am 5. September 2016.
  27. Degenhardt • Billy Idol. In: Youtube.com. Abgerufen am 5. September 2016.