Brasilinsel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. August 2023 um 21:01 Uhr durch Ankermast (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ausschnitt einer Europakarte Abraham Ortelius’ mit Irland. Westlich ist die Brasilinsel eingezeichnet (1571)

Die Brasilinsel (auch Brasil, Hy Brasil, Hy Brasail, Hy Breasail, Hy Bereasil, Hy Brazil, O’Brazile, Í Breasil, Uí Bhreasail, Breasil, Bracile, Brazil Rock und weitere Schreibweisen) ist eine der sogenannten Phantominseln, die zwar auf über 300 Karten aus der Renaissance und der Frühen Neuzeit eingezeichnet ist, aber nie existierte.[1]

Name

Manche Erzählungen des Mythos ziehen Verbindung zu den Irischen Uí Breasail („Nachfahren des Breasal“, die Bezeichnung eines Clans im Nordosten Irlands).

Mit dem Namen Brasiliens besteht keine direkte etymologische Verbindung. Der Name „Brasilien“ geht auf den portugiesischen Namen pau-brasil des Brasilholz-Baumes (Caesalpinia echinata) zurück, ein Lieferant für rotes Färbemittel und zur Zeit der frühen Kolonisation ein wichtiges Ausfuhrprodukt aus den Wäldern der Atlantikküste war. Indirekt kann jedoch eine Beziehung bestehen, da „brasa“ auf Portugiesisch schlicht „Glut“ bedeutet. Aus einer entsprechenden Benennung einer (vulkanischen) Azoreninsel als Ilha da Brasil, nämlich Terceira mit dem heute noch Monte Brasil benannten Vulkanberg, könnte rückwirkend eine Identifikation mit der mythischen Insel stattgefunden haben.

Der Namensbestandteil „Hy“ oder „Í“ ist die alte gälische Bezeichnung für eine Insel, „Hy Brasil“ ist demnach einfach die „Insel Brasil“.[2]

Mythos

Die Insel wurde angeblich von keltischen Mönchen im sechsten Jahrhundert entdeckt und zu einem Sehnsuchtsort der Europäer, da nach den Beschreibungen der Mönche alle Pflanzen Blüten trugen und alle Bäume, Früchte und Steine Edelsteine waren. Die Sage von der Insel betonte, dass die Insel völlig von Nebel umschlossen sei und nur an einem Tag alle sieben Jahre sichtbar wäre. In den keltischen Sagen und Legenden erscheint die Insel auch mit anderen Namen, darunter Tir fo-Thuin—the („Land unter den Wellen“), Magh Mell-the („Land der Wahrheit“), Hy na-Beatha („Insel des Lebens“) und Tir na-m-Buadha—the („Land der Tugend“). In der christlich-irischen Überlieferung ist es Tir Tairngiri („Land des Versprechens“), Terra Repromissionis Sanctorum, das gelobte Land der Heiligen. Wie die Namen schon anzeigen, jeweils eine Form eines irdischen Paradieses, wie es in der Navigatio Sancti Brendani beschrieben wird.[3]

Lokalisierung und Suche

Trotz der offenbar legendären Elemente der Überlieferung wurde die Brasilinsel bis in die Neuzeit immer wieder gesucht, gesichtet, mehrfach angeblich gefunden und dementsprechend auch auf Karten verzeichnet. Die Lage der Brasilinsel wurde allerdings sehr unterschiedlich dargestellt. Einmal sollte sie westlich von Irland liegen, dann erscheint sind als Teil einer Inselgruppe mitten im Atlantik, etwa an der Position der Azoren, ein anderes Mal vor Neufundland und südlich von Grönland und schließlich westlich der Bretagne. Auf manchen Karten erscheint der Name (in verschiedenen Schreibungen) mehrfach.

1498 schrieb ein britischer Agent in einem Brief an Christoph Kolumbus, bei dem Land, das der venezianische Seefahrer Giovanni Caboto im Auftrag Heinrichs VII. von England entdeckt habe (Neufundland), handele es sich um die Brasilinsel. Sie sei, wie Kolumbus bereits wisse, zuvor von Seeleuten aus Bristol entdeckt worden.[4]

Erst 1865 wurde die Insel endgültig aus den Atlanten entfernt.

Moderne Rezeption

Margaret Elphinstone verlegte die Handlung ihres Romans Inselnotizen nach Hy Brasil. „Hy-Brazil“ war auch der Name einer Insel im Abenteuerfilm Erik der Wikinger, welche aber im Laufe der Handlung versank (allerdings nur im englischen Original, in der deutschen Synchronisation hieß die Insel „Atlantis-West“, da der Mythos der Brasilinsel in Deutschland nicht so weit verbreitet war). Der Autor Alan Moore und der Zeichner J. H. Williams III verwendeten in ihrer Comicserie Promethea eine Fantasiewelt namens, „Hy Brasil“, die jedoch frei erfunden ist und in keinem Zusammenhang zur Phantominsel steht.

Literatur

  • Urs Bitterli: Die Entdeckung Amerikas : Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt. Beck, München 1991, ISBN 3-406-42122-9, S. 32 f.
  • Barbara Freitag: Hy Brasil : The Metamorphosis of an Island From Cartographic Error to Celtic Elysium (= Textxet - Studies in Comparative Literature Bd. 69). Rodopi, Amsterdam [u. a.] 2013, ISBN 978-90-420-3641-3.
  • Donald S. Johnson: Phantom Islands of the Atlantic : The Legends of Seven Lands That Never Were. Walker, 1996, ISBN 0-8027-1320-3, S. 113–128.
  • Malachy Tallack: Von Inseln, die keiner je fand. Theiss, 2018, ISBN 978-3-8062-3678-1, Abschnitt Hy Brasil.

Einzelnachweise

  1. Barbara Freitag: Hy Brasil. Rodopi, 2013, S. 4.
  2. Eintrag „Í“ in eDIL 2019: An Electronic Dictionary of the Irish Language, abgerufen am 23. Juli 2023.
  3. Donald S. Johnson: Phantom Islands of the Atlantic. Walker, 1996, S. 114.
  4. David B. Quinn: The Argument for the English Discovery of America between 1480 and 1494. In: The Geographical Journal 127, No. 3 (1961), S. 277–285. Vgl. The John Day Letter auf der Newfoundland and Labrador Heritage Website, abgerufen am 23. Juli 2023.