American Colony Hotel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. September 2023 um 16:15 Uhr durch Invisigoth67 (Diskussion | Beiträge) (typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eingangshalle mit Sicht auf Innenhof
Im Hotelgarten um 1900

The American Colony Hotel ist ein kleines Luxushotel in Ostjerusalem. Es gehört zu den Leading Hotels of the World.

Geschichte

Erster Besitzer des als Palast erbauten Gebäudekomplexes war der Pascha Rabbah Daoud Amin Effendi al-Husseini, der es mit seinen vier Ehefrauen als Familienresidenz nutzte.[1] Nach seinem Tod wurde das Gebäude an eine religiöse Kommune messianischer Christen verkauft.

Gründer waren die strenggläubigen Christen Horatio Spafford, ein Rechtsanwalt, und seine Frau Anna, die 1881 aus Chicago nach Jerusalem kamen, um in Frieden in der Heiligen Stadt zu leben und Menschen in Not zu helfen. Sie verstanden sich nicht als Missionare,[2] wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch ihr aus einer Chabad-Familie[2] stammender Englischschüler Schmuel Meir Mashaiof[2] berichtete, sondern wollten nach dem Vorbild der frühen Christen leben. Bald hatten sie das Vertrauen der lokalen Bevölkerung gewonnen wegen ihrer Wohltätigkeit den jüdischen Nachbarn als auch den Beduinen von jenseits des Jordans gegenüber. Von den Anwohnern wurden sie nur kurz „die Amerikaner“ genannt. 1894 folgten der Familie 70 Schweden, die bisher ebenfalls in den Vereinigten Staaten lebten. 1896 stießen weitere 55 Glaubensbrüder dazu. Diese christlich-utopische Gruppe wurde vor Ort als American Colony bekannt.[3] Damit war die Umsiedlung in eine größere Unterkunft erforderlich. Gekauft wurde der oben genannte Palast.[1]

1902 wurde das Haus in Kooperation mit dem Hotelier Baron Plato Grigorjewitsch Ustinow aus Jaffa (einem Großvater von Peter Ustinov), der seinerseits eine Unterbringungsmöglichkeit für seine europäischen und amerikanischen Besucher in Jerusalem suchte, in ein Hotel umgewandelt. Bald hatte sich das kurz „American Colony“ genannte Hotel, mit seinem hohen Standard an Qualität und Komfort, einen Namen bei westlichen Reisenden und Pilgern gemacht.[1]

Immer noch befindet sich das Hotel im Familienbesitz der Nachkommen der Spaffords. Die durch die Familiengenerationen durchgängig neutrale Haltung ließ das Hotel immer wieder zum geheimen Treffpunkt für Palästinenser und Israelis werden, für Gespräche und Verhandlungen. So wurden im Hotel die Friedensgespräche begonnen, die zum Oslo-Vertrag von 1993 geführt hatten. Bis heute versteht sich das American Colony Hotel als neutrale Zone im israelisch-palästinensischen Konflikt. Tony Blair, der bis Juni 2015 das Nahost-Quartett vertrat, hatte im Hotel ein Büro. Auch die Mitarbeiter sind Angehörige von Juden, Christen und Muslime und haben nicht nur untereinander keine Probleme, sondern sind zum Teil miteinander befreundet.[1]

Gäste des Hotels waren unter anderem Winston Churchill, Leon Uris, Lawrence von Arabien, Joan Baez, Bob Dylan, Tony Blair, Philip Roth, Peter O’Toole, Marc Chagall, Alec Guinness, Graham Greene, John le Carré und Richard Gere. Um Letzteren vor den vielen weiblichen Fans zu schützen, musste, so die Hotelmanagerin im Reportage- und Reisemagazin Weltreisen im November 2010, die Polizei zu Hilfe geholt werden.[1]

Film

  • Hotel-Legenden – Das American Colony Hotel in Jerusalem. ARD-Dokumentationsreihe, Sendung 17. August 2020 (45 Min.)

Literatur

  • Artikel, in: Globe and Mail online (englisch)
Commons: American Colony Hotel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Eine Oase in Jerusalem - Das American Colony Hotel. In: Weltreisen im Ersten, Ausgabe 8. November 2010.
  2. a b c Menachem Klein: Jerusalem: geteilt, vereint – Araber und Juden in einer Stadt. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-633-54289-5, S. 44 f. (gekürzte deutschsprachige Ausgabe von Lives in Common. Arabs and Jews in Jerusalem, Jaffa, and Hebron, C. Hurst & Co. Publishers, 2014; übersetzt von Eva-Maria Thimme).
  3. Helga Dudman: Street People. Jerusalem, 1982, S. 83–104.

Koordinaten: 31° 47′ 23,3″ N, 35° 13′ 45,9″ O