Bilbao-Effekt

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Das Guggenheim-Museum in Bilbao mit der Ria des Nervión in der Innenstadt Bilbaos

Der Begriff Bilbao-Effekt bezeichnet die gezielte Aufwertung von Orten durch spektakuläre Bauten von Architekten und geht auf die Entwicklung der nordspanischen Stadt Bilbao im Zusammenhang mit dem 1997 fertiggestellten Guggenheim-Museum des US-amerikanischen Architekten Frank O. Gehry zurück.

Auslöser war die Entscheidung der in New York ansässigen Guggenheim-Stiftung im Jahr 1981, die Europa-Filiale ihres Museums in der heruntergekommenen Industriestadt zu eröffnen, um Bilbao kulturell zu beleben. Joseba Arregui, von 1987 bis 1995 Kulturminister des Baskenlandes, erinnert sich: "Ich wusste sofort, dass das Guggenheim den gordischen Knoten zerschlagen würde".[1]

Vom Bilbao-Effekt sprach der Journalist, Fotograf und Theologe Nicolas van Ryk in einer Veröffentlichung der Tageszeitung „Welt“ anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Guggenheim-Museums in Bilbao.[2] Er beschrieb den Effekt, der die Stadt vor der Bedeutungslosigkeit bewahrt habe: „Bilbao hat sich zu einem sehenswerten Wirtschaftszentrum mit künstlerischen Ambitionen gemausert.“ Im Jahr der Eröffnung des Museums war die Stadt Bilbao dagegen noch als „verwesende Industrieleiche [..] im Schwefelhauch [..] weitab von den großen Entwicklungspolen [der EU]“ bezeichnet worden.[3]

Im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft benutzte Wolfgang Maennig diesen Begriff im Jahre 2010: Er sagte, dass er in Südafrika keine Aussicht auf einen „Bilbao-Effekt“ infolge der Modernisierungen im Ausrichterland sehe, da dafür am Kap die vier Prämissen nicht erfüllt seien, nämlich:[4]

  • zentrale Lage
  • in der Umgebung von Gewässern
  • mit innovativer, oft aber auch wenig funktionaler (oder gar unpraktischer) Architektur,
  • die zugleich provokativ und spektakulär wirkt.

In einer Kontroverse um die Neugestaltung des Betonbetts des Los Angeles River, eines der gegenwärtig größten Infrastrukturprojekte der USA, hat Frank Gehry Bilbao-Kritik an seinem Projekt zurückgewiesen: „Er hätte selbst gehofft, einen Weg zu finden, wie man den Beton loswerden und einen wunderschönen 80 Kilometer langen Garten schaffen könnte.“[5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Mal guggen., Karin Finkenzeller in: Zeit Online, 3. Oktober 2007, abgerufen am 19. November 2022.
  2. Niklas van Ryk: Der Bilbao-Effekt. Welt, 6. Oktober 2007, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  3. Jörg-Uwe Albig: Der Palast der zerbrochenen Formen, In: Geo 11/1997, S. 150.
  4. Bericht der Heinrich-Böll-Stiftung, abgerufen am 14. September 2012
  5. ORF at/Agenturen sofe: Los Angeles River: Kontroversen um den Fluss im Betonbett. 19. August 2023, abgerufen am 20. August 2023.