Sievershausen (Dassel)

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Sievershausen
Stadt Dassel
Wappen von Sievershausen
Koordinaten: 51° 46′ N, 9° 39′ OKoordinaten: 51° 46′ 11″ N, 9° 39′ 21″ O
Höhe: 252 m
Einwohner: 1239 (15. Apr. 2010)
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 37586
Vorwahl: 05564
Sievershausen (Niedersachsen)
Sievershausen (Niedersachsen)

Lage von Sievershausen in Niedersachsen

Sievershausen ist ein zur Stadt Dassel gehörendes Dorf am Solling im Landkreis Northeim im Süden des Bundeslandes Niedersachsen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sollingscheune

Der Ort ist erstmals 1356 unter dem Namen Sydageshusen beurkundet.[1][2]

Der erste urkundlich belegte Bau einer Kirche wurde 1577 fertiggestellt, also nach Einführung der Reformation in dieser Gegend.[3] Da man bei Renovierungsarbeiten Steine mit mittelalterlichen Bearbeitungsspuren fand, geht man davon aus, dass der Bau an der Stelle einer älteren Kapelle erfolgte.[4] 1585 hatte Sievershausen nach einer durch Herzog Julius veranlassten Zählung 413 Einwohner. Im Dreißigjährigen Krieg kam etwa die Hälfte der Einwohner ums Leben. In dem folgenden Jahrhundert führten zahlreiche Neuansiedlungen, zumeist Brinksitzer und Anbauer, zu einem deutlichen Anstieg der Einwohnerzahl. 1730 wurde das 1577 errichtete Kirchengebäude durch einen Neubau ersetzt. Eine Folge der gestiegenen Bevölkerungszahl war der Ausbau des ursprünglichen Dorfes, d. h. des heutigen Unterdorfes, in Richtung Westen, d. h. des heutigen Oberdorfes. Eine andere Folge war eine allgemeine Verarmung, da die landwirtschaftlichen Ertragsflächen zunächst in unveränderter Größe beibehalten wurden. 1832 wanderten daher 53 Personen aus. Dennoch nahm die Einwohnerzahl bis 1845 auf 1644 zu. Daher erweiterte man die Dorfgemarkung durch Rodungen des Sollingrandes. Zeitlicher Schwerpunkt der Rodungen war das 19. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie folgten zum Teil kleinen Bachläufen, was sich noch heute im Verlauf der Gemeindegrenze am gemeindefreien Solling widerspiegelt. 1872 musste die baufällig gewordene Kirche faktisch neu gebaut werden. Baumeister war Conrad Wilhelm Hase. Zeitgleich wurde der kirchennahe Friedhof an den südöstlichen Dorfrand verlegt, aber erst 1965 mit einer Kapelle ausgestattet. Infolge der Urbanisierung und einer Cholera-Epidemie, der im Jahr 1854 83 Personen zum Opfer fielen, sowie der 41 Gefallenen des Ersten Weltkrieges nahm die Bevölkerungszahl bis 1925 auf rund 1000 ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich rund 800 Vertriebene in Sievershausen an. Seitdem sind die Urbanisierung und der demografische Übergang die Hauptfaktoren der Bevölkerungsentwicklung.

Am 1. Februar 1972 wurde ein Teil des aufgelösten gemeindefreien Gebietes Solling (Landkreis Einbeck) mit damals etwa zehn Einwohnern eingegliedert. Am 1. März 1974 wurde Sievershausen in die Stadt Dassel eingemeindet.[5]

Abbecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Siedlung Abbecke entstand im ausgehenden 18. Jahrhundert als Arbeitersiedlung. Die Gründung, die um 1780 als Kolonie Abbecke erfolgte, lag im Interesse des Hochstifts Hildesheim, das sich entsprechend der damaligen Siedlungspolitik eine Stabilisierung seiner Südwestgrenze erhoffte. Der Ortsname wurde einer Sollingkarte entnommen, in der Johannes Krabbe 1603 den Abbeckefluß eingetragen hatte. Die idyllische Umgebung Abbeckes blieb bis heute erhalten, da die Einwohnerzahl seit Gründung etwa konstant ist.[6]

Abbecke ist der höchstgelegene Ortsteil der Stadt Dassel und einer der höchstgelegenen des Sollings.

Friedrichshausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tor zum Gut Friedrichshausen

Das Gut Friedrichshausen[7] bestand bereits im Mittelalter und wurde 1666 zum Stammsitz derer von Garmissen.[8] Die genaue urkundliche Ersterwähnung ist wegen möglicher Namensverwechselung schwierig zuzuordnen. 1459 wurde der als Lehen des Bischofs von Hildesheim erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt besaß er einen Bergfried, war sonit als Burg ausgebaut. 1626 heißt es, dass mit Trümmern der zerstörten Burg Teile des Burggrabens zugeschüttet worden seien.[9] Friedrichshausen wurde 1928 politisch nach Sievershausen eingemeindet. Nach dem Ort ist das Friedrichshäuser Bruch benannt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rittergut Friedrichshausen mit Ruhewald.
  • jüdischer Friedhof
  • Jährlich wird ein Osterfeuer veranstaltet. Zu den bekannten Vereinen gehören der TSV Einigkeit Sievershausen, die Kyffhäuserkameradschaft Sievershausen, die Freiwillige Feuerwehr Sievershausen und der Sollingverein Sievershausen.
  • Jährlich wird ein Meilerfest veranstaltet, bei dem am Ortsrand ein Kohlenmeiler aufgebaut wird, um an eine ehemalige berufliche Tradition zu erinnern.
Kirche Sievershausen
  • Die Sollingscheune ist ein kultureller Mittelpunkt im Dorf.
  • Der kreuzförmige Grundriss der Trinitatiskirche ergibt sich dadurch, dass der Kirchensaal vor dem Chor zum Querhaus verbreitert ist. Die beiden Längsseiten weisen je fünf Fenster auf, um auf die fünf Wunden Christi hinzuweisen. Die Kirche ist ziegelgedeckt, während der Glockenturm schiefergedeckt ist.[10] Im Jahre 2010 wurde eine Innenrenovierung vorgenommen.[11] Daraufhin erfolgte 2011 die Wiedereinweihung.[12]
  • Der am Ortsrand eingerichtete Wichtelpfad dient der Umweltbildung.[13]

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sievershausen war Standort eines Schullandheims.[14] Der Kindergarten nutzt das vormalige Grundschulgebäude.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sievershausen hat einen elfköpfigen Ortsrat, der seit der Kommunalwahl 2021 ausschließlich von Mitgliedern der "Bürgergemeinschaft Sievershausen" besetzt ist. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,8 Prozent.[15]

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeisterin ist Cornelia Schmidt, stellvertretender Ortsbürgermeister ist Julian Hein.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Willi Heise: Sievershausen im Solling – eine Chronik. 2006
  • Helmut Jaster: Sievershausen im Solling. Beitrag zur Geschichte einer niedersächsischen Landgemeinde. 1956

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sievershausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historischer Verein für Niedersachsen: Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Volume 24, 1907, S. 395
  2. August Seidensticker: Rechts- und Wirtschaftsgeschichte Norddeutscher Forsten Besonders im Lande Hannover, Volume 1, S. 266
  3. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Band 6, S. 259
  4. Willi Heise: Die Kirche Sievershausen. In: Sollinger Heimatblätter 1/2010, S. 1 ff.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 206.
  6. Hannes Blieschies: In den Sollingwäldern, 2007, S. 8–15
  7. Einbecker Morgenpost vom 27. Dezember 2012. einbecker-morgenpost.de
  8. Historische Kommission für Niedersachsen: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bände 35-36, 1963, S. 158
  9. Eintrag von Gudrun Pischke zu Garmissen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 2. August 2021.
  10. Außenaufnahme St. Trinitatis
  11. Die Gemeinschaft wird bei uns groß geschrieben (Memento vom 10. März 2016 im Internet Archive)
  12. Kirche als Baustelle: Mitmachen ist unbedingt erwünscht (Memento vom 7. März 2016 im Internet Archive)
  13. Wichtelpfad
  14. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.agv-1886-braunschweig.de
  15. Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 10. Juli 2022.