Absturz der Fw 200 „Hessen“ 1945
Koordinaten: 48° 24′ 57″ N, 12° 27′ 40″ O
Absturz der Fw 200 „Hessen“ 1945 | |
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Eine Fw 200 | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | Strukturversagen nach Triebwerksbrand |
Ort | ca. 500 Meter nördlich von Piesenkofen |
Datum | 21. April 1945 |
Todesopfer | 25 (vermutlich) |
Überlebende | 0 |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Focke-Wulf Fw 200 |
Betreiber | Deutsche Lufthansa |
Kennzeichen | D-ASHH |
Name | „Hessen“ |
Abflughafen | Flughafen Berlin-Tempelhof |
Zwischenlandung | Flughafen München-Riem |
Zielflughafen | Flughafen Barcelona-El Prat |
Passagiere | 21 (vermutlich) |
Besatzung | 4 |
→ Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen |
Die Hessen war ein Passagierflugzeug des Typs Focke-Wulf Fw 200, das am 21. April 1945 bei Piesenkofen, heute ein Ortsteil der Gemeinde Egglkofen im Landkreis Mühldorf am Inn in Bayern, abstürzte.
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die „Hessen“, eine Focke-Wulf Fw 200 der Deutschen Lufthansa, sollte die Flugleitung der Lufthansa von Berlin nach München bringen und danach mit vier spanischen Botschaftern weiter nach Spanien fliegen. Der am Morgen des 21. April geplante Start wurde wegen Feindaktivitäten verschoben. Obwohl schlechtes Wetter (Gewitter) herrschte, startete die „Hessen“ gegen 20:25 Uhr Richtung München. Gegen 21:50 Uhr forderten die Piloten eine Funkpeilung vom Flughafen München; zu diesem Zeitpunkt befand sich das Flugzeug auf Höhe von Straubing. Um 22:00 Uhr wurden die Motorgeräusche der Fw 200 über dem Flughafen München gehört, doch wegen des schlechten Wetters konnte das Flugzeug nicht landen und flog weiter Richtung Südosten. Nach dem Überfliegen meldeten die Piloten: „Fliegen direkt nach Barcelona“. Kurz danach brach der Funkkontakt zur „Hessen“ ab. Über den Verbleib der Fw 200 wurde in den Tagen nach dem Verschwinden heftig spekuliert, aber die Absturzstelle konnte nicht gefunden werden.
Entdeckung der Absturzstelle 1950
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch in den folgenden Jahren wurde die „Hessen“ nicht gefunden. Im Jahr 1949 tauchte ein Ungar mit dem Versicherungsschein August Künstles, des Flugkapitäns der „Hessen“, bei der Stadtverwaltung von Neumarkt-Sankt Veit auf. Ein Jahr später wurde bekannt, dass die Fw 200 bei Piesenkofen abgestürzt sein musste. Obwohl man in der gesamten näheren Umgebung vom Absturz wusste, war nie etwas an die Öffentlichkeit gekommen.
Bergung der Toten 1952
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 28. Januar 1952 wurde bei Grabungen an der Absturzstelle unter anderem die persönliche Habe der Insassen gefunden, darunter der Lufthansaausweis von August Künstle. Die sterblichen Überreste wurden am 29. Januar auf dem Friedhof in Tegernbach beigesetzt.
Augenzeugen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Augenzeugen schilderten, wie die brennende Fw 200 über Piesenkofen kreiste. Sie streifte einige Bäume, wurde nach oben gerissen und bohrte sich fast senkrecht in einen Wald nördlich von Piesenkofen. Das Wrack brannte noch drei Tage lang. Etwa 300 Meter südlich der Absturzstelle wurde ein Teil der linken Tragfläche der Fw 200 gefunden. An der Absturzstelle wurden drei der vier Motoren der „Hessen“ ausgegraben. Die Einwohner rund um die Absturzstelle hatten damals vermutet, dass Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Hermann Göring sich im Flugzeug befanden.
Unfallursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf Basis der Augenzeugenberichte wurde rekonstruiert, dass das Triebwerk Nr. 1 durch einen Vergaserbrand oder Blitzschlag Feuer gefangen hatte. Über Piesenkofen explodierte das Triebwerk und riss dabei das Ende der Tragfläche ab, das Flugzeug stürzte unkontrolliert ab.
Absturzstelle heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weil das Flugzeug fast senkrecht in den Wald gestürzt war, findet man keine Schneise im Wald. Im Jahre 1997 wurde an dem 20 Meter breiten Absturzkrater, der noch sichtbar ist, ein Holzkreuz aufgestellt, das 2003 erneuert wurde. Zum 60. Jahrestag wurde eine Bronzestele aufgestellt.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der letzte Flug der Condor "Hessen". sueddeutsche.de. Abruf am 2. Mai 2015
- Peter Käser: Mysteriöser Flugzeugabsturz vor 60 Jahren. Der letzte Flug der Lufthansa aus Berlin, endete am 21. April 1945 im Wald bei Piesenkofen, Gemeinde Egglkofen. In: Geschichte und Ereignisse aus der Nachbargemeinde Egglkofen. Dorf- und Landschaftspflegeverein Binabiburg, 8. Mai 2009
- Peter Käser: Der Absturz der D-ASHH "Hessen" am 21. April 1945 in Piesenkofen Ein fast vergessenes Schicksal. In: Geschichte und Ereignisse aus der Nachbargemeinde Egglkofen. Dorf- und Landschaftspflegeverein Binabiburg, 8. Mai 2009
- Peter Käser: Flug in den Tod am 21. April 1945. (PDF) Überregionales Interesse am Flugzeugabsturz bei Piesenkofen/Treidlkofen. In: Geschichte und Ereignisse aus der Nachbargemeinde Egglkofen. Dorf- und Landschaftspflegeverein Binabiburg, April 2014, abgerufen am 30. August 2020.
- Samstag, 21. April 1945: FW 200 Condor stürzt bei Flug von Tempelhof nach Riem ab. In: Chronik des Flughafen München. Onlinemuseum Flughafen-Riem, 11. August 2013, abgerufen am 30. August 2020.
- Flugunfalldaten und -bericht zur Focke-Wulf Fw 200KB-1 D-ASHH nahe Piesenkofen im Aviation Safety Network (englisch)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geheimnisvoller Flugzeugabsturz 1945: Rätsel um Condor "Hessen"?, Sendung des Bayerischen Rundfunks, 10. Februar 2019
- Darstellung der Piesenkofener Straße von Piesenkofen nach Jesenkofen in der Ortskarte 1:10.000 auf BayernAtlas: https://v.bayern.de/XYdtx . Die Absturzstelle lag im Waldgebiet Schachten, westlich der o. g. Ortsverbindungsstraße, ca. 900 Meter NNW von Piesenkofen.