Adolf Remane

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Adolf Remane (* 10. August 1898 in Krotoschin, Provinz Posen; † 22. Dezember 1976 in Plön) war ein deutscher Zoologe.

Leben

Adolf Remane war der Sohn eines Zeichenlehrers und einer Handarbeitslehrerin. Nach dem Abitur am Königlichen Wilhelms-Gymnasium Krotoschin (1916) meldete er sich als Freiwilliger. Bis 1918 war er an der Westfront in Frankreich eingesetzt. Danach studierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin Biologie, Anthropologie, Paläontologie und Ethnologie. 1921 wurde er mit einer morphologischen Doktorarbeit promoviert.[1] Ab 1923 war er Assistent am Zoologischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 1929 wurde er dort 1929 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde.[2] 1934 wurde er als ordentlicher Professor und Direktor des Zoologischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg berufen. 1936 übernahm er die Leitung des Zoologischen Instituts und Museums in Kiel, von wo aus er 1937 das Institut für Meereskunde in Kitzeberg an der Kieler Förde gründete.[2] Im selben Jahr trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ein. Er wurde in den Vorstand der Deutschen Zoologischen Gesellschaft berufen.[3] 1942 unterzeichnete er einen Brief des Vorstands der Zoologischen Gesellschaft an die Reichskanzlei, in dem alle nationalsozialistischen Maßnahmen gegen das Judentum ausdrücklich befürwortet wurden.

In der Nachkriegszeit wurde Remane von der englischen Besatzungsmacht interniert und der Veröffentlichung rassenpolitischer Schriften beschuldigt.[2] Da sich seine betreffenden Publikationen aber nur mit der zoologischen Systematik befasst hatten (in der der Begriff der Rasse damals noch üblich war), übertrug man ihm 1947 wieder die Leitung des Zoologischen Instituts und Museums in Kiel. Er hatte sie bis zu seiner Emeritierung 1966 inne. 1963/64 war Remane erneut Präsident der Deutschen Zoologischen Gesellschaft.

Adolf Remane hatte zwei Söhne: den Entomologen Reinhard Remane (1929–2009) und den Geologen und Paläontologen Jürgen Remane (1934–2004).

Werk

Remane gilt als einer der bedeutendsten deutschen Zoologen des 20. Jahrhunderts. Schwerpunkte seiner Forschung waren die zoologische Systematik, die Meereskunde und die Zoologie und Paläontologie der Primaten.[2] Hinzu kamen theoretische Arbeiten zur Phylogenetik und zur vergleichenden Anatomie, wo er die noch heute gültigen Homologiekriterien entwickelte. Mit Volker Storch und Ulrich Welsch verfasste er die Standardwerke Kurzes Lehrbuch der Zoologie (1972) und Systematische Zoologie (1976), von denen seine Koautoren bis in die jüngste Zeit viele Neuauflagen herausbrachten.

Mitgliedschaften

Werke

  • Die Grundlagen des natürlichen Systems, der vergleichenden Anatomie und der Phylogenetik. Leipzig: Geest & Portig K.-G., 1952 (2. Aufl. 1956, Nachdruck der 2. Auflage bei Verl. Otto Koeltz, Koenigstein/Taunus 1971)
  • Das soziale Leben der Tiere. Hamburg: Rowohlt, 1960 (rowohlts deutsche enzyklopädie 97)
  • Adolf Remane u. a.: Systematische Zoologie. Stämme des Tierreichs. Stuttgart: G. Fischer Verlag, 1976.
  • Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch: Kurzes Lehrbuch der Zoologie. Stuttgart und New York: Fischer, 1985, ISBN 3437203371 (und weitere Auflagen)

Literatur

  • F. Zachos, U. Hossfeld: Adolf Remane (1898–1976): Biographie und ausgewählte evolutionsbiologische Aspekte in seinem Werk. In: U. Hoßfeld und R. Brömer (Hgg.): Darwinismus und/als Ideologie. (Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie, Bd. 6). Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung, 2001, S. 313–358.
  • Jürgen Remane: Remane, Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 412 f. (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Dissertation: Beiträge zur Morphologie des Anthropoidengebisses.
  2. a b c d Jürgen Remane: Remane, Robert Gustav Adolf, in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 412–413.(online)
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 491.