Adolf Steinhausen

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Friedrich Adolf Steinhausen (* 13. Juli 1859 in Potsdam[1]; † 23. Juli 1910 in Boppard[2]) war ein deutscher Arzt und Geiger, der sich eingehend mit den körperlichen Bedingungen des Musizierens befasste.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinhausen war ein Sohn des ehemaligen Stabsarztes und Medizinalrates Adolf Steinhausen. Er studierte ab 23. Oktober 1877 bis 1. Oktober 1881 am Medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institut in Berlin Medizin.[1] 1877 schloss er sich dem Pépinière-Corps Franconia an.[3] Am 1. August 1881 wurde er an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin zum Dr. med. promoviert.[4]

Preußische Armee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. April 1878 trat er als Einjährig-Freiwilliger in das Garde-Füsilier-Regiment ein und wurde am 1. Oktober 1878 zur Reserve beurlaubt.[5] Er kam als Unterarzt (Beförderung 1. Oktober 1881[5]) in das Infanterie-Regiment 130 nach Trier. Von 1883 bis 1887 war er als Assistenzarzt (Beförderung 24. Juli 1883[5]) beim Kürassier-Regiment 8 und dann bis 1889 im Festungsgefängnis Köln. Zum Stabsarzt befördert war er anschließend bis 1892 beim Infanterie-Regiment 99 (Pfalzburg), dann beim Füsilier-Regiment 36 bis 1896 in Naumburg und später bis 1898 in Halle. Vom 30. April 1898 bis 15. November 1904 war er als Oberstarzt Regimentsarzt des Füsilier-Regiments 73 (Hannover). Anschließend ging er zum Generaloberarzt befördert als Divisionsarzt zur 36. Division nach Danzig. Von hier ging er 1907 nach Metz zur 34. Division. In dieser Position wurde er am 10. September 1908 zum Generalarzt befördert. Am 19. November 1908 wurde er Korpsarzt des XVI. Armee-Korps ernannt.[2] Er starb kurz nach seinem 51. Geburtstag.

Musikermedizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Haus aus Geiger, befasste er sich schon früh mit der Musikermedizin. Er und suchte nach neuartigen, wissenschaftlich fundierten Formen bei der optimalen Bewältigung dieses Instruments. Seine noch heute bedeutsamen Arbeiten über die Klaviertechnik entstanden in Zusammenarbeit mit der Pianistin Tony Bandmann (1848–1907) und richteten sich gegen die veralteten Vorstellungen, diese als reine „Fingertechnik“ zu betrachten. Steinhausens komplexere, körperbezogene Sichtweise fand zahlreiche Unterstützer, darunter den Biophysiker Otto Fischer sowie die Klavierpädagogen Ludwig Deppe, dessen Schülerin Elisabeth Caland und Rudolf Maria Breithaupt, auch wenn diese nicht immer alle Auffassungen Steinhausens teilten.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Studien über Schultergelenkbewegungen. Archiv für Anatomie und Physiologie 1899.
  • Die Physiologie der Bogenführung auf den Streich-Instrumenten, Leipzig 1903; 4. Aufl. (1920), hrsg. von Arnold Schering.
  • Die Gesetze der Bogenführung auf den Streichinstrumenten. Die Musik, Jg. 3.4 (Band 12), Erstes Septemberheft 1903, S. 350–354 (Digitalisat)
  • Die physiologischen Grundlagen der musikinstrumentalen Technik. Die Musik, 1904
  • Die physiologischen Fehler und die Umgestaltung der Klaviertechnik, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1905 – 2. Aufl. hrsg. von Ludwig Riemann, 1913 (Digitalisat)
  • Ueber Zitterbewegungen in der instrumentalen Technik. Der Klavier-Lehrer, Jg. 28, Nr. 11 vom 1. Juni 1905, S. 167–169 (Digitalisat)
  • Einführung, in: Tony Bandmann, Die Gewichtstechnik des Klavierspiels, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1907, S. 1–10 (Digitalisat)
  • Nervensystem und Insolation, Entwurf einer klinischen Pathologie der kalorischen Erkrankungen. Hirschwald, Berlin 1910.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hugo Riemanns Musik-Lexikon, 10. Aufl., bearbeitet von Alfred Einstein, Berlin: Max Hesse, 1922, S. 1240.
  • Mathias Matuschka, Die Erneuerung der Klaviertechnik nach Liszt. Katzbichler, München 1987, S. 39 ff.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Paul Wätzold: Stammliste der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen: Im Auftrage der Medizinal-Abteilung des Königl. Kriegsministeriums unter Benutzung amtlicher Quellen. Springer-Verlag, 1910, ISBN 978-3-662-34483-5, S. 228 (google.com [abgerufen am 7. Dezember 2021]).
  2. a b Deutsche militärärztliche Zeitschrift. Enst Siegfried Mittler und Sohn, 1910, S. 686 (google.com [abgerufen am 7. Dezember 2021]).
  3. Kösener Corpslisten 1960, 60/132.
  4. Dissertation: Behandlungsresultate der Fracturen, insbesondere der complicirten des Jahres 1880 in der Charité, nebst einer kurzen Vergleichung derselben mit den Resultaten der letzten 6 Jahre.
  5. a b c Hans Friedrich Hübner: Offizier-Stammliste des 2. oberrheinischen Infanterie-Regiments nr. 99: Abgeschlossen am 18. August 1906. E.S. Mittler und Sohn, 1906, S. 57 (google.com [abgerufen am 7. Dezember 2021]).