Alfred Adloff

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Alfred Adloff (* 22. Juli 1874 in Düsseldorf[1]; † nach 1937 in Araraquara) war deutsch-brasilianischer Bildhauer, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Schöpfer bildhauerischer Werke Brasiliens bekannt wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmal für den Barão do Rio Branco
Figuren am Museu de Arte do Rio Grande do Sul Ado Malagoli
Statuen am Militärkollegium

Alfred Hubert Adloff, Sohn des Stuckateurs Alfred Adloff (* 1848) und der Johanna Riel, besuchte bis zu seinem 14. Lebensjahr die Volksschule (Karlschule) in der Charlottenstraße in Düsseldorf.[2] 1888 begann er eine Lehre bei dem Bildhauer Gustav Rutz, die er nach einem Jahr abbrechen musste, da Rutz „… mit größeren Arbeiten beschäftigt war …“. Alfreds Vater war Gipsformer an der Kunstgewerbeschule[3], so lag es nahe, dass er diese ab 1889 besuchen konnte und auf Gesuch des Vaters[4][5] für das Schuljahr 1891/92 ein städtisches Stipendium erhielt. 1892/93 folgte ein Stipendium der Aders-Tönnies-Stiftung.[6] 1891 erhielt Adloff aus einer Monatskonkurrenz der Schule einen ersten Preis.[7]

1906 wurde sein Vater wegen Trunksucht entmündigt.[8] 1907 nahm Alfred Adloff an der „Deutsch-Nationalen Kunstausstellung“ im Düsseldorfer Kunstpalast teil[9] und wohnte mit seiner Familie in der Marschallstraße 13a.[10] Einige Zeit arbeitete Adloff in Berlin für einen vermögenden und berühmten Kollegen, der seine Arbeit schätze und diese mit seinem Namen unterzeichnete. Von 1909 bis 1911 befand sich sein Atelier in der Grafenberger Allee 32/34 im Haus des Bildhauers August Bauer.[11] Nach einem kurzen Aufenthalt in Brüssel und Italien kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete in Besteck- und Geschirrfabriken in Gießen und Essen, wo er seine bereits verfeinerte Technik an der Drehbank weiter perfektionierte. In Essen erhielt er eine Einladung von João Vicente Friedrichs, um in dessen Dekorations- und Skulpturen-Werkstatt in Porto Alegre zu arbeiten. So begab sich Adolf Adloff um 1913 nach Brasilien und führte in den folgenden Jahren die meisten Plastiken für die Werkstatt João Vicente Friedrichs aus. In der Skulpturen- und Galvanikwerkstatt wurden unter anderem Bilder, Gräber, Mosaike, Kronleuchter und andere Metallgegenstände herstellt. Eine Zeit lang unterhielt er die Firma „Gaudenzi & Adloff – Esculptores“ in Partnerschaft mit dem italienischen Bildhauer Giuseppe Gaudenzi, der ein Verwalter der Dekorationswerkstatt von Friedrichs war.

Austrolebias adloffi (Männchen)

In den 1930er Jahren, mit dem Ende der Blütezeit der monumentalen Gebäude in Porto Alegre, hatte Adloff mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen und musste 1937, da zahlungsunfähig, bei der Grundsteuer eine Amnestie beantragen. Er fand keine Arbeit mehr und zog in das Haus seines Sohnes Hans Alfredo Adloff in Araraquara, wo er an einem unbekannten Datum starb.

Adloff war auch ein Fischzüchter und hatte einige Arten von Zierfischen in Rio Grande do Sul entdeckt. Der Zahnkärpfling Austrolebias adloffi wurde 1922 von Ernst Ahl als Cynolebias adloffi beschrieben und nach Adloff benannt, der ihn entdeckt hatte.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Adloff war ein vielseitiger Künstler und beherrschte verschiedene Stile und Techniken. Seine Fassadenarbeiten bestehen aus geformtem Zement und zeigen eine raffinierte und ausdrucksstarke Gestaltung.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1898: Germane mit Elch und Bacchantin, in der Kunstausstellung Eduard Schulte[12]
  • 1907: Badendes Mädchen, Deutsch-Nationale Kunstausstellung, Düsseldorf[13]
  • 1913–1914: alle Skulpturen an der Fassade und im Inneren des Gebäudes der ehemaligen Steueraufsichtsbehörde, heute des Kunstmuseums Ado Malagoli (MARGS)
  • 1914: Figuren auf dem Denkmal für den Baron von Rio Branco, Porto Alegre (Die Gipsmodelle der beiden Figuren, eine vom Baron und die andere als Symbol für die Republik, wurden von Alfred Adloff angefertigt. Die beiden Modelle waren im Mai 1914 fertig und wurden zum Bronzeguss nach Berlin geschickt.)
  • um 1914: die Statue des Gambrinus an der Fassade des ehemaligen Brauereigebäudes der Cervejaria Brahma, Porto Alegre
  • 1914/1915: die beiden Statuen auf dem Titelbild des Militärkollegiums (CMPA), Porto Alegre
  • 1920–1924: Statue des Heiligen Josef mit dem Jesuskind auf dem Schoß und weitere Skulpturen an der Fassade der katholischen Kirche Igreja São José. (in Zusammenarbeit mit Architekten Joseph Franz Seraph Lutzenberger)
  • um 1927–1932: die beiden Statuen unter dem Viadukt Otávio Rocha, Porto Alegre
  • 1935 aufgestellt: Statue der Samaritana im Praça da Alfândega, Porto Alegre
  • ein Teil der äußeren Dekoration der alten Kraft und des Lichts und der große Atlas an der Fassade des Gebäudes der Bundesaufsichtsbehörde in Porto Alegre wird ihm zugeschrieben
  • Nymphen zu einem Brunnen am Edgar-Schneider-Platz, Porto Alegre (abgegangen)
  • Bronzeplatte mit Porträt Lia 25. VII MCMXXXIV (1934)[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arnoldo Walter Doberstein: Estatuários, catolicismo e gauchismo, Edipucrs, Porto Alegre, 2002, ISBN 85-7430-261-9

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alfred Adloff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Civilstand der Oberbürgermeisterei Düsseldorf vom 23. Juli 1874. Geborene. Den 22. Alfred Hub., S. d. Stuck. Alfred Adloff, Wehrhahn. In Düsseldorfer Volksblatt (No. 164) vom 24. Juli 1874 (uni-duesseldorf.de)
  2. Städtische Volksschule, Karlschule, Charlottenstraße. In: Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf 1885 (uni-duesseldorf.de)
  3. Kunstgewerbeschule. Former: Adloff. In Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1891, S. 725 (uni-duesseldorf.de)
  4. Gesuch des Vaters, „Formator“ Alfred Adloff, Düsseldorf (Gerresheimer Straße 16), vom 17. Februar 1891,
  5. Adloff, Alfred Stuckaturer, Gerresheimerstraße 16. In Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1892, S. 2 (uni-duesseldorf.de)
  6. In Bericht über die Kunstgewerbeschule Düsseldorf 1883–1893, S. 35 (uni-duesseldorf.de)
  7. Im Schuljahr 1890/91 erhielten folgende Schüler der Kunstgewerbeschule bei den Monats-Konkurrenzen Preise. 5) In der Klasse für Bildhauer und Modelleure: Adloff einmal erster Preis. In Düsseldorfer Volksblatt (No. 80) vom 23. März 1891 (uni-duesseldorf.de)
  8. „Königliches Amtsgericht. Der Kunstformer Alfred Adloff in Düsseldorf, geboren daselbst am 12. Januar 1848, ist wegen Trunksucht entmündigt. Düsseldorf, den 8. Januar 1906.“ In: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Nr. 15 1906, S. 120 (uni-duesseldorf.de)
  9. Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908, S. 82: ferner ist Adloffs „Badendes Mädchen“ bemerkenswert (Abb. S. 88)
  10. Marschallstraße 13a: Adloff, Alfred jun., Bildhauer, Adloff, Albert, Kunstformer; Adloff, Alfred sen., Kunstformer. In Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf 1907, S. 278 (uni-duesseldorf.de)
  11. „Kunstbildhauer. Adloff, Alfred, Grafenbergerallee 32/34.“ In Adressbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf 1909, S. 553 (uni-duesseldorf.de)
  12. Kunstausstellung Eduard Schulte: Germane mit Elch und Bacchantin von Alfred Adloff. In Bürger-Zeitung für Düsseldorf und Umgebung (No. 6) vom 8. Januar 1899 (uni-duesseldorf.de)
  13. Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908, Abb. S. 88, Alfred Adloff „Badendes Mädchen“, Deutsch-Nationale Kunstausstellung, Düsseldorf.
  14. Uma obra desconhecida de Alfred Adloff (Ein unbekanntes Werk von Alfred Adloff: 1934 Porträt der Mutter Lia von Roberto Strunz)